~Kp 41~

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*steht auf einer riesigen Klippe mit ausgebreiteten Armen* "Kniet vor mir nieder, dann lasse ich es Kapitel für euch regnen"

George Pov:

Mein Blick starr an die langweilig graue Höhlendecke gerichtete, die ich nun schon seit mehreren Stunden mit von Schlaf und Tränen verquollenen Augen anblickte, bemerkte ich gar nicht, wie es in meiner Nebenhöhle immer heller wurde. Wie die Schatten der Nacht langsam verschwanden und gespannt darauf warteten heute Abend wieder aus ihren Verstecken hervorzukriechen und alles in ihre Dunkelheit zu Hüllen. Meine Decke war ein zu einem undefinierbarem Knäul um meine Füße mutiert, als ich sie in den unzähligen Versuchen einzuschlafen um mich geworfen und wieder weggestrampelt hatte.

Erneut schloss ich meine Augen und tastete in mir nach dem Gefühl von Schlaf, dass sich vielleicht unter dem Mantel der Müdigkeit, der alles überlagerte, versteckte, doch wie zuvor auch blieb meine Suche erfolglos und stattdessen hörte ich wieder entfernte Schreie. Schreie aus meinen Erinnerungen, als ich noch fünf Jahre alt war. Schreie, die dann plötzlich verstummten und dann das Geräusch einer sich öffnenden Türe. Die Arme meines Onkels, die sich behutsam und beschützend um mich schlangen, als schon Tränen meine Wangen hinabrannen. Die Kälte, die ich trotz der Umarmung meines Onkels fühlte. Dann meine eigene wackelige krächzende Stimme: "Mama?".

Abrupt öffnete ich meine Augen und schon waren die Bilder verschwunden, doch die Leere blieb. Die Erinnerungen blieben und das Wissen um den Verlust blieb. Alles blieb, nur die graue Höhlendecke vor meinen Augen wurde wieder klarer. Ich spürte wie sich mein Herz zusammenzog. Heute wollte ich auf keinen Fall allein sein.

Es musste schon so um die Mittagszeit sein, als Dream und ich wieder dabei waren Erdsäcke in die Höhle zu tragen. Meine Muskeln schmerzten immer noch von dem gestrigen Tragen, doch es lenkte mich ab und am wichtigsten, ich war nicht allein. Obwohl Dream und ich wenig redeten, leistete doch sein schweres Schnaufen mir doch stetigen Beistand und erinnerte mich immer wieder daran, dass da jemand war.

Der Haufen wurde immer kleiner, die Hälfte von ihm war schon in die Höhle gebracht worden, doch mit jedem weiteren Sack wurden wir langsamer und es fühlte sich an, als würden wir gar nicht mehr weiter kommen. Ich war frustriert, genauso wie Dream, der sich immer wieder mit seinem Handrücken den Schweiß von seinem Nacken wischte und dabei hin und wieder leise Flüche vor sich hinmurmelte. Ich selbst wollte einfach nur mehr schlafen, doch ich wusste, dass wir die Vorratskammer so bald wie möglich abdichten mussten, denn man wusste nie genau, ob die Sommergewitter nicht früher kamen, als geplant. Sie hielten sich an keine Gesetze, wieso sollten sie dann nicht schon heute aufkreuzen?

"Wir machen nicht mehr weiter", stellte Dream auch einmal klar.

"Aber-"

"Ich geh nocheinmal die Fallen checken und du kannst derweil machen was du willst. Schlafen, oder was auch immer"

Er wendete sich ab und rannte förmlich zum Ausgang der Höhle. "Dream!", schrie ich noch, die Verzweiflung in meiner Stimme so klar und deutlich, dass selbst ein Tier, dass meine Sprache nicht verstanden hätte, die Dringlichkeit wahrgenommen hätte. Doch Dream war schon verschwunden und ich war nun allein umgeben von sonnenerwärmten Felsen, die mich plötzlich einzuschließen schienen. Ich wollte nicht allein sein. Nicht heute. Nicht am Todestag meiner...

Hektisch drehte ich mich um und suchte mit schweifendem Blick nach etwas. Anfangs wusste ich nicht was, doch plötzlich kam mir eine rettende Idee. Vielleicht eine dumme, aber für mich in diesem Moment die beste Idee. Ich konnte nicht allein sein, doch Dream war schon weg. Also musste ich vergessen und es gab nur eine Sache, die mir dabei helfen konnte, den Schmerz und das Gefühl von Verlust und Verlassen zu werden auszublenden. Schnell ging ich in meine Nebenhöhle und kramte nach den königlichen Gewändern, die ich immer noch von meinem letzten Tag im Schloss hatte. Als ich es gefunden hatte, wühlte ich in den Taschen herum und fand schließlich wonach ich gesucht hatte, sprang auf und umklammerte die paar Gulden, die sich nun in meiner Hand befanden.

Die Träne der Königin// DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt