Kapitel 95

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Auf der anderen Seite blieb es kurz still. "Aria, ich weiß nicht...", fing Matt an, stoppte dann allerdings wieder. "Ich weiß nicht ob ich ihn überhaupt finden will.", beendete er kurz darauf den Satz. "Lass es uns wenigstens versuchen, vielleicht hat sie ihm auch nie von dir erzählt und er würde dich gerne kennenlernen."

Matt blieb weiterhin kurz still. "Ich überlege es mir. Kannst du mir den Ordner bringen?", sagte er dann. "Natürlich.", erwiderte ich knapp. "Möchtest du sonst noch irgendetwas aus dem Haus?" Wieder wurde es auf der anderen Seite der Leitung still. "Ich wüsste nichts. Es ist ja schon so lange her, dass ich dort gewohnt habe. Mum hat sicher alles was mir noch gehörte schon lange weggeschmissen."

"Gut, wir sollten uns sowieso noch unterhalten, wie wir weitermachen.", erklärte ich dann. "Mach dir darum mal keine Sorgen. Das bekommen wir schon hin. Nimm dir alles mit was du brauchen kannst und was wir mit dem Rest machen, können wir immer noch überlegen." Matt schien sich im Gegensatz zu mir keine Sorgen zu machen.

"Du hast ja recht.", erwiderte ich dann nur. "Ich kann mich auch um alles kümmern. Ich weiß, dass jetzt dann Winterpause ist. Du und Max möchtet sicher euren Urlaub genießen.", sagte Matt dann. "Das wäre toll. Ich hatte allerdings geplant meinen Urlaub nicht ausschließlich mit Max zu verbringen. Ich wollte dich und Emily auf jeden Fall besuchen. Dann hätten wir endlich man Zeit und ich könnte sie richtig kennenlernen."

"Gern. Du bist immer Willkommen, Aria.", sagte Matt dann. Ich musste sofort anfangen zu lächeln. Es tat gut Matt zu haben. "Weißt du auch nicht wie du dich fühlen sollst?", fragte ich dann plötzlich ziemlich leise. Es war schwer für mich darüber zu reden. "Was meinst du?", erwiderte Matt.

Ich zuckte mit den Schultern, obwohl er das natürlich nicht sehen konnte. "Ich weiß es auch nicht. Ich kann nicht wirklich trauern. Es gibt Momente in denen ich traurig bin, aber das sind immer nur Augenblicke. Ich fühle mich die meiste Zeit schuldig, weil ihr Tod mir eine riesige Last von den Schultern genommen hat."

Matt ließ sich, wie so oft heute, Zeit mir zu antworten. "Fühl dich nicht schuldig Aria. Ich kann dich sehr gut verstehen. Es ist keine leichte Situation. Ja, sie war unsere Mutter und egal was sie getan hat, das hat sich nun einmal nicht geändert. Das bedeutet, aber nicht, dass sie dein Leben nur leichter gemacht hat. Im Leben geht es nicht immer um ein 'entweder oder'. Hin und wieder gibt es nun einmal ein 'auch'. Du bist traurig, weil deine Mutter weg ist, aber nun einmal auch erleichtert, da sie dir nicht mehr wehtun kann."

Ich musste leicht anfangen zu lachen. "Du hast immer noch die nervige Angewohnheit immer Recht zu haben.", murmelte ich. "Ich bin dein großer Bruder, dass ist mein Job.", erwiderte Matt nur. "Ich muss auflegen. Emily ist gerade nach Hause gekommen." Wir verabschiedeten uns und legten auf. Ich wandte mich an Max. "Wir sollten fahren. Matt möchte, dass wir ihm den Ordner vorbeibringen. Sonst möchte ich gerade einfach nur nach Hause."

Max nickte und packte sich eine der Kiste um sie in das Auto zu tragen. "Fahren wir erst einmal zurück nach Milton Keynes. Dann kannst du auch, die Dinge, die du nach Monaco schicken musst bei deinem Vater lassen. Außerdem musste ich das Auto zurückgeben.", sagte er, während er die letzte Kiste in den Kofferraum verfrachtete. "Weißt du noch als du zum ersten Mal hier warst.", sagte ich als Max auf die Fahrerseite einstieg.

"Meinst du bei dem Treffen, wo wir Matt getroffen haben?", fragte Max noch einmal nach. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, als du und Daniel mich abgeholt hab, für das Rennen in Silverstone. Du bist nur gefahren und Daniel hat mich einfach mitgezogen. Damals haben wir uns das erste Mal ein Zimmer geteilt.", sagte ich dann. Max fing an zu grinsen.

"Stimmt, das hatte ich schon wieder ganz vergessen. Ich war damals schon total verknallt in dich. Gut, dass war ich eigentlich schon seit Österreich. Ich hätte Daniel fast geköpft als er dich einfach zu mir ins Zimmer gesteckt hat. Ich hatte Angst, mich zu blamieren.", sagte er dann. Ich sah etwas geschockt zu ihm. Zum einen hatte er mir das nie erzählt und andererseits hätte ich es auch niemals erwartet.

"Du hast dir Sorgen gemacht? Du warst doch immer so selbstsicher, im Gegensatz zu mir.", antwortete ich und zog dabei eine Augenbraue nach oben. "Nur weil ich mir nicht Kaffee über meine eigenen Klamotten gekippt habe, als ich dich gesehen habe, kann ich doch trotzdem nervös sein.", lachte Max.

Ich knuffte ihn leicht in die Schulter. "Hey, das ist gemein. Das ist nur einmal passiert. Immerhin haben wir eine tolle Geschichte, wie wir uns kennengelernt haben." Max lachte immer noch. "Dann musst du dir aber noch öfter anhören, dass dieses Gesicht, dich so aus der Fassung gebracht haben, dass du für kurze Zeit vergessen hast, wie man eine Tasse hält."

"Du wirst da noch länger darauf herumreiten oder?", lachte ich, dann fügte ich allerdings hinzu: "Es war nicht dein Gesicht, sondern deine Augen. Sie waren es von Anfang an, die mich aus der Fassung gebracht haben." Max sah zu mir und lächelte mich leicht an. "Ich habe dich, bevor ich deinen Namen wusste, auch immer der mit den schönen Augen genannt."

"Das hast du mir nie erzählt.", sagte er dann. "Weißt du, auch wenn, dich kennenzulernen, dass beste ist, was mir je passiert ist, erzähle ich diese Geschichte nicht besonders gern." Max zuckte mit den Schultern. "So schlimm ist sie auch wieder nicht." Wir kamen in der Nacht bei dem Haus meines Vaters an. Max hatte sich noch vor unserer Abfahrt um einen Flug gekümmert. Morgen früh, würden wir nach Monaco fliegen.

Auch wenn wir dort nur wenige Tage Zeit hatten, bevor wir nach Abu Dhabi aufbrechen mussten, war ich doch froh, wieder nach Hause zu kommen. Da wir so früh aufstehen mussten um rechtzeitig am Flughafen zu sein, war ich sehr müde, außerdem schaffte ich es nicht mehr Matt den Ordner zu bringen, weshalb mein Vater versprach ihn zu Matt zu schicken.

Als wir endlich wieder in Monaco angekommen waren ließ ich mich auf das Sofa fallen und schloss kurz die Augen. "Schön wieder Zuhause zu sein.", murmelte ich und im nächsten Moment landete Max auch schon neben, beziehungsweise halb auf mir.

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