Kapitel 78

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Mein Dad führte und zum Turm auf der Strecke. "Geht einfach hoch. Dort wartet eure Überraschung.", sagte er. Ich lächelte leicht und gab meinem Dad noch einen Kuss auf die Wange. "Danke!", hauchte ich und hackte mich schließlich bei Max unter. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir nach oben.

Es war ein Picknick. Eine rote Decke lag auf dem Boden und einige Kissen dazu. Drum herum standen etliche Kerzen und Rosenblätter. Das einzige was das Bild etwas zerstörte war der Heizpilz. Bei den Temperaturen hier oben war der allerdings auf jeden Fall nötig. Außerdem stand dort eine Flasche Champagner.  Noch bevor ich richtig begriffen hatte was ich dort sah klappte mir schon die Kinnlade herunter. Sofort lief ich zum Geländer und sah nach unten. Zum Glück hatte ich keine Höhenangst, auch wenn mir doch etwas mulmig wurde.

Die Aussicht von hier oben war unglaublich. Man konnte einen Großteil der Strecke überblicken und natürlich noch einiges von der Landschaft rundherum. Kurz darauf spürte ich wie Max einen Arm um mich legte und seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte. Er zog mich an sich und flüsterte in mein Ohr: "Schön nicht?"

Ich nickte schnell. "Aber Aria, ich habe Hunger, können wir Essen?", sagte er dann und ich musste anfangen zu lachen. "Bist du immer so verfressen oder gibt es auch Zeiten wo das besser ist?", fragte ich neckisch. Max grinste nun ebenfalls. "Nein, ich bin immer so.", erwiderte er und zog mich in Richtung Tisch.

Ich seufzte gespielt theatralisch. "Na gut, dann werden wir jetzt wohl essen." Mein Vater hatte einiges an Essen vorbereitet. Alle möglichen Früchte und kleine Häppchen und außerdem eine große Kanne Tee. Ich und Max setzten uns in unseren schicken Klamotten auf die Decke und wickelten uns in die beiden Wolldecken ein, die ebenfalls bereit lagen. Es war schon ein komisches Bild, aber irgendwie war es deshalb auch perfekt.

Max grinste mich an. "Ich habe ganz vergessen, dass wir eigentlich noch Steak essen gehen wollten. Das hier ist auch gut, aber ehrlich, ich würde gerade für ein Steak morden." Ich grinste. Max hatte Recht, dass hatten wir während dem Wochenende noch nicht geschafft. Max reichte mir meinen Teller und öffnete die Flasche, welche in einem Kühler stand, den es im Grunde gar nicht gebraucht hätte.

"Erzähl mir irgendetwas über dich was sonst keiner weiß.", sagte Max plötzlich und ich sah verwundert auf. Ich legte meinen Kopf etwas schief, hinterfragte, aber dann nicht weiter woher das jetzt gekommen war. "Etwas das niemand über mich weiß.", murmelte ich vor mich hin und fing an ernsthaft zu überlegen.

"Ok, ich weiß etwas. Ich habe schon immer viel gelesen. Vielleicht hast du das mitbekommen. Abgesehen vom Kochen und etwas Sport war das immer meine Hauptfreizeitbeschäftigung. Ich habe aber nicht etwa Fantasyromane oder so etwas gelesen, sondern immer sehr alte Bücher. So etwas wie Shakespeare oder Goethe. Keine Ahnung war, aber irgendwie hat mir das immer gefallen.", erzählte ich dann. Tatsächlich wusste das glaube ich niemand. Vielleicht meine Mutter, aber sie zählte nicht mehr für mich.

Max legte den Kopf leicht schief. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich fast nichts über dich weiß. Ich meine natürlich weiß ich wer du bist und wie du tickst, aber keine Ahnung. Wenn es um deine Hobbys oder so etwas geht. Das bekomme ich einfach nicht so wirklich mit.", stammelte Max etwas unbeholfen vor sich hin. Ihm fiel es sichtlich schwer, dass in Worte zu fassen was er sagen wollte.

Ich hingegen musste anfangen zu lachen. "Ich kann dich auch sagen woran das liegt. Du bist den ganzen Tag am trainieren oder im Simulator. Nein, ich konnte mich schon immer gut selbst beschäftigen und wir sind so viel unterwegs, dass ich fast keine Zeit habe irgendetwas anderes zu tun. In den letzten Monaten ist die Formel 1 das einzige gewesen, dass mich interessiert hat." Max griff nach meiner Hand und strich leicht darüber.

"Manchmal habe ich nur das Gefühl, dass mein Leben alles einnimmt.", antwortete er dann. Ich zuckte mit den Schultern. "Es ist jetzt unser Leben.", erwiderte ich und Max lächelte. Keine Ahnung was es heute war, aber die gefühlvolle Seite hatte er nicht oft. Sie kam nur selten hervor und wenn, dann wusste ich das es etwas besonderes war. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen er so nachdenklich war.

So hatte ich ihn bevor wir zusammengekommen sind nie erlebt. Sonst war er eigentlich ziemlich pragmatisch und niemand der große Reden schwang oder irgendetwas immer wieder durchdachte. "Ich möchte einfach, dass du noch genug Zeit für dich selbst hast.", sagte Max dann. "Mach dir keine Sorgen, dass habe ich. Du musst dir nicht immer so viele Sorgen um mich machen. Die meiste Zeit komme ich ganz gut alleine klar. Es ist nur leichter, wenn du bei mir bist."

Ich fing an zu lachen. Max sah mich verwirrt an. "Was ist denn?", fragte er nach. "Ich glaube ich weiß warum dir das so vor kommt. Ja, du beschäftigst dich den ganzen Tag mit Racing. Du vergisst dabei aber, dass ich während du trainierst oder im Simulator sitzt genug Zeit habe um zu kochen, in Monaco spazieren zu gehen oder wonach mir auch immer ist. Das bekommst du nur nicht so mit.", erklärte ich.

"Du hast wahrscheinlich recht.", antwortete Max. Ich lachte leicht und fügte dann hinzu: "So wie immer." Max grinste ebenfalls. "Nicht so voreilig, junge Dame.", erwiderte Max etwas ironisch. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Weißt du, dass ist noch eine Sache in der ich Recht habe und zwar, dass ich immer Recht habe.", sagte ich daraufhin. Max zog die Augenbrauen nach oben. "Das wird mir langsam zu kompliziert." 

Wir lachten viel an dem Abend. Es tat gut alleine zu sein. Das waren wir während den Rennwochenenden nur selten. Irgendjemand von Team war immer da, ganz abgesehen von den Fans, den Reportern und wer sonst noch so im Paddock herumlief. Im Hotel verbrachten wir nicht besonders viel Zeit. Max brach oft schon sehr früh zur Strecke auf und kam erst spät abends wieder. 

Mittlerweile stand ich meistens gemeinsam mit ihm auf, da ich nur kurz nach ihm da sein musste. Auch wenn mein Vater doch das ein oder andere Auge zudrückte, wenn es um mich ging. Ich merkte doch wie viel organisatorischer Aufwand hinter diesem Rennwochenende steckte. Seit Russland nahm ich an jedem Meeting teil und schaute meinem Vater bei jeder erdenklichen Gelegenheit über die Schulter. Mir war nie bewusst gewesen wie viel eigentlich zu tun war. Auch der Terminkalender von Max war wesentlich stressiger als ich es ursprünglich erwartet hatte.

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