Kapitel 5

2.1K 47 2
                                    

Ich war natürlich extrem verkatert. Die zwei Liter Wasser, die ich und Max vor dem Schlafengehen noch geext hatten waren wirkungslos.
Mir war schlecht und ich hatte Kopfschmerzen. Die Tatsache, dass ein schnarschender Holländer praktisch halb auf mir lag, half weder gegen die Übelkeit noch gegen Kopfschmerzen.
Ich versuchte Max vorsichtig von mir runter zu schieben, was darin endete, dass ich ihn natürlich aufweckte.
So konnte ich mich aber wenigstens umdrehen und griff zur Seite.
Glücklicherweise hatte ich ein schlaues betrunkes Ich und die Kopfwehtablette und ein Glas Wasser standen bereit.
Ich nahm schnell eine und bot Max schließlich auch eine an.
Es kam nur ein Grummeln welches ich als Ja deutete und ihm schnell eine Tablette reichte.
„Normalerweise trinke ich nie so viel nach einem Rennen. Nicht gut für die Ausdauer.", grummelte Max. „Also ich trinke ja nie etwas nachdem ich ein Rennen gefahren bin." Daraufhin folgte ein vernichtender Blick von Max. „Du bist ja auch noch nie ein Rennen gefahren. Irgendwann zwinge ich dich mal dazu eine Runde zu fahren. Das möchte ich sehen." Ich lachte verbittert. „Ich möchte das ehrlich gesagt nicht sehen." Er grinste. „Keine Sorge ich zeige dir alles, aber du hast noch Zeit. Dein Vater würde es nie erlauben, dass jemand anders meinen Wagen mitten in der Saison fährt. Besonders jemand der noch nie gefahren ist."
„Hoffentlich erlaubt er es überhaupt nicht." Max grinste nur noch mehr. „Keine Sorge ich überrede ihn schon."
Schon wurden wir unterbrochen, da es an der Tür klopfte. „Aria? Unser Flug geht bald. Wir müssen in einer halben Stunde fliegen und hast du Max gesehen? Der ist irgendwie unauffindbar und Daniel sagte ich solle dich fragen.", rief mein Vater durch die Tür. Verdammt. Ich sah an mir herunter. Ich hatte nur eine Unterhose und ein Tshirt, welches definitiv nicht mir gehörte an. Ich sah skeptisch zu Max, den mein Outfit nicht zu interessieren schien, denn er rieb sich den Kopf. Leider konnte ich meine Klamotten nicht finden, also musste ich das was ich anhatte anlassen.
Beschämt öffnete ich die Tür.

Eine Stunde später saß ich mit einer Sonnenbrille und einer Kotztüte in dem Privatjet. Eines musste man Dad lassen, er hatte sich unfassbar liebevoll um mich gekümmert. Zuerst packte er meinen Koffer - wozu ich ehrlich gesagt nicht mehr in der Lage war -, dann gab er mir seine Sonnenbrille, da meine irgendwie kaputt gegangen war. Zudem hatte er die Kotztüte und eine Cola besorgt.
Schließlich lag ich mit dem Kopf auf seinem Schoß und er streichelte mir über die Haare. „Was läuft da zwischen dir und Max?", fragte er schließlich. Mit leiser und gequälter Stimme erwiderte ich: „Nichts." „Sicher? Sieht aber so aus. Daniel hat auch etwas in die Richtung erwähnt. Ich weiß noch nicht was ich davon halten sollte, aber ich glaube ich fände es gut." Ich lachte. Gerade wollte ich sagen das es nicht stimmen muss nur weil Daniel etwas in die Richtung gesagt hat, doch bevor ich etwas sagen konnte kotzte ich.
Zum Glück traf ich die Tüte und nicht meinen Vater oder noch schlimmer das Privatjet. Ohh Gott wie viel die Reinigung von so etwas wohl kostete.
Inmerhin ließ der daraufhin das Thema sein. Zumindest nach einem so-schlimm-ist-Max-auch-wieder-nicht-dass-du-gleich-kotzen-musst-Kommentar. Sehr witzig.
Dannach konnte ich immerhin schlafen.
Mir wurde bewusst was ich dieses Wochenende gelernt hatte. Ich hatte doch einige neue Erkenntnisse gewonnen.
Erstens: Einen Vater zu haben war toll.
Zweitens: Christian als Vater zu haben war noch besser.
Drittens: Er war nicht nur ein toller Vater sondern auch ein tolles Kissen.
Viertens: Holländer haben außerordentlich schöne Augen. Zumindest ein ganz bestimmter.
Fünftens: Dieser bestimmte Holländer war abgesehen von den Augen auch ziemlich toll.
Sechstens: In einem Privatjet zu kotzen ist scheiße.
Siebtens: Ich würde auf jeden Fall zu den anderen Rennen mitkommen.
Achtens: Ich weiß nicht für wen ich mitkomme. Christian oder Max.

Als der Flieger gelandet war, war mir wenigstens nicht mehr ganz so schlecht. Das Kopfweh war immernoch unerträglich. „Wie geht es dir?", fragte Christian schließlich. „Festen Boden unter den Füßen zu haben tut gut, aber meine Kopfschmerzen sind immer noch nicht besser.", erwiderte ich. „Ich wüsste da etwas was gegen Kopfschmerzen hilft." Ich sah ihn nur fragend an und wartete auf seine Antwort. „Weniger trinken." Ich ließ das Ganze unkommentiert. Immerhin hatte ich es verdient. Ich war selber Schuld. Wobei wenn ich recht überlegte war Daniels Schuld. Er hatte mir die Flasche Champagner in die Hand gedrückt und mich zu Max geschickt. Wer konnte den ahnen das beide einen Champagnervorrat hatten. „Daniel ist an allem Schuld.", erklärte ich meinen Vater, welcher mich gerade in sein Auto verfrachtete und mich sogar eigenhändig anschnallte. Ich verdrehte die Augen. „Ich kann mich selbst anschnallen. Ich bin verkatert und kein Kind.", sagte ich dann. Er ignorierte denn Kommentar und antwortete dann: „Warum ist Daniel Schuld?" „Nun ja, also das war so: Ich bin zu ihn in den Wohnwagen-Motorhome-Zimmer-Ding um ihn zu trösten und er wollte lieber allein sein und hat mir eine Flasche Champagner gegeben um mit Max zu feiern. Dann hat sich herausgestellt, dass Max ebenfalls einen Champangervorrat hatte." Mein Vater kommentierte das Ganze nur mit einem Lachen. Die restliche Fahrt verschlief ich schon wieder. Keine Ahnung warum ich so müde war. Zuhause angekommen klingelte ich, da ich keinen Schlüssel dabei hatte. Meine Mutter stürmte heraus. „Aria! Was fällt dir eigentlich ein?", schrie sie. Christian war ausgestiegen. „Hallo Mary! Lange nicht mehr gesehen." Meine Mutter sagte nichts, sondern warf ihn nur einen bösen Blick zu. Sie zog mich ins Haus und schloss die Tür. „Glaub ja nicht das du dieses Haus im nächsten Monat verlässt.", sagte sie und funkelte mich zornig an. Na toll. Meine Mutter war sauer und ich hatte Hausarrest. Typisch. Normalerweise vergaß sie innerhalb von zwei Tagen sowieso, dass ich eigentlich Hausarrest hatte und ich durfte wieder alles. Ich konnte noch nicht ahnen, dass sie dieses eine Mal tatsächlich konsequent war.
Toll! In dem unpassendsten Moment aller Zeiten nahm sie Erziehung dann mal ernst.
Ich verkroch mich in mein Zimmer.

A new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt