Kapitel 6

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Es waren zwei Tage vergangen und mir war stinklangweilig. Ich hatte vergessen Max meine Nummer zu geben und ich wollte meinen Vater nicht danach fragen. Ich hatte ihm schon geschrieben, dass ich nicht zum nächsten Rennen kommen kann und er war nicht begeistert, aber er konnte sich nicht gegen meine Mutter durchsetzen.

Ich hatte eigentlich auch nichts zu tun außer ein paar Bewerbungen für Universitäten abzuschicken. Mehr aus Interesse und Gedankenspiel suchte ich auch nach Universitäten in Monaco und schickte sogar eine Bewerbung hin. Ich rechnete nicht damit, dass es klappte, aber Max öfter zu sehen wäre toll. Trotzdem selbst wenn sie mich nehmen würden, dann würde ich es wohl nicht annehmen können.

Also saß ich zu Hause und starrte Löcher in die Luft. Es war schon komisch. Nach diesem Wochenende hatte sich alles verändert. Ich hatte einen Vater und irgendwie so etwas wie einen Freund oder zumindest jemand mit dem ich mir etwas vorstellen könnte. Ach keine Ahnung was das zwischen mir und Max war. Irgendetwas war es, aber ich konnte nicht genau sagen was es war.

Ich würde jetzt so gern mit ihm schreiben oder noch besser telefonieren und seine Stimme hören, aber ich Vollidiot habe nicht daran gedacht ihm meine Handynummer zu geben. Toll. Ich würde wohl warten müssen. Mindestens einen Monat denn dann könnte ich ja erst wieder mit zu einem Rennen. Bis dahin hatte er mich sicher bereits vergessen. Ich meine er ist Formel 1 Fahrer, es gibt sicher genug Frauen, die ihn wollten.

Ehrlich gesagt habe ich nicht wirklich erwartet, dass das Ganze etwas wird. Immerhin habe ich es bis jetzt jedes Mal geschafft Beziehungen in den Sand zu setzten. Na gut eigentlich hatte ich noch keine richtige Beziehung. Entweder fand ich ihn doch nicht so toll oder ich hab es in den Sand gesetzt.

Das Thema musste ich wohl abhaken. Ich würde schon wieder jemanden finden. Der hat vielleicht nicht so tolle Augen wie Max oder war so witzig oder fürsorglich und wenn er lächelte, dann musste man einfach dahinschmelzen. Ich war hoffnungslos verloren. Wie sollte ich auch jemals jemanden finden der wie Max ist.

Ich fing irgendwann an auf mein Handy zu starren, in der Hoffnung Max hätte meinen Vater nach meiner Nummer gefragt und mir dann geschrieben, doch das passierte nicht. Hätte ich mir denken können. Immerhin war ich auch zu feige zum fragen.

Tatsächlich vibrierte das Handy plötzlich. Mein Herz fing an zu klopfen. Es war mein Vater. Ohhman. Am liebsten wollte ich das Handy gleich wieder weglegen, doch ich rang mich schließlich doch durch zu lesen was dort stand.

'Daniel holt dich ab. Er müsste jetzt bald da sein. Er sagte er würde deine Mutter schon irgendwie überzeugen, dass du mitdarfst.' Warte was? Wieso holt Daniel mich ab? Und wieso nicht Max? Und wie zur Hölle will er meine Mutter überzeugen?

Genau in dem Moment klingelte es an der Tür. Wahrscheinlich war es wirklich Daniel. Ich konnte kein Wort verstehen, aber immerhin hatte noch niemand die Tür zugeknallt.

Ich versuchte meine Tür so leise wie möglich zu öffnen um etwas hören zu können. Was war das? Lachte meine Mutter etwa? Tatsächlich! "Aria! Kommst du mal?", schrie sie schließlich nach mir. "Dieser sehr hübsche junge Mann möchte mich gerade davon überzeugen, dass sie dich unbedingt bei dem Rennen brauchen. Kannst du ihm bitte erklären warum du nicht mit kannst?", fragte sie mich provokant. Ok, Daniels Plan ging wohl nicht auf. Sie würde mich nicht fahren lassen. Ich hatte ehrlich gesagt nichts anderes erwartet.

Gerade als ich ansetzten wollte begriff ich, dass es nie Daniels Plan war meine Mutter zu überzeugen. Auf einmal packte er mich an meinem Handgelenk und raunte mir schnell zu: "Lauf!" Er zog mich hinter sich her und notgedrungen lief ich mit. Aus dem Haus heraus direkt in das Auto. Da Daniel auf dem Beifahrersitz einstieg stieg ich hinten ein. Mich insgeheim fragend wer fährt.

So kam es das ich im Schlafanzug, ohne Schuhe und nur mit einem Handy, dass ich glücklicherweise mitgenommen habe in einem Aston Martin saß. Daniel hatte das Fenster geöffnet und winkte meiner Mutter zu, die etwas von ich soll mich nie wieder blicken lassen rief. Im nächsten Moment realisierte ich wessen Aston es war. Max'. Und eben jener saß auch am Steuer.

Während wir so fuhren, es unfassbar laute Musik lief und Max ständig Geschwindigkeitsbeschränkungen überschritt und fuhr wie ein Irrer, hatte ich das Fenster geöffnet und ließ meine Haare im Wind wehen. Es war eine so verrückte und unwirkliche Situation und gleichzeitig merkte ich aus wie glücklich mich das Ganze machte. Es fühlte sich nicht an wie das richtige Leben. Es war ein verrücktes Abenteuer.

"Ich hoffe euch beiden ist bewusst, dass meine Mutter extrem sauer ist und wohl gerade meine Sachen verbrennt oder so.", merkte ich irgendwann an. Ich konnte diesen dummen Plan nicht einfach so stehen lassen. Daniel lachte nur. "Ich glaube wir können dir deine Sachen ersetzten, dass bekommen wir hin. Wir haben abgewogen was schlimmer ist. Eine wütende Mutter oder ein trauriger Verstappen. Wir haben uns für den traurigen Verstappen entschieden." Max fiel ihm in Wort. "Du hast ab gewägt und auch entschieden. Du hast mir ja noch nicht mal gesagt wo wir hinfahren. Wieso musste ich eigentlich fahren?", fragte dieser. "Ganz einfach, wäre ich gefahren hättest du ihre Mutter überreden müssen, weil es sonst zu lange gedauert hätte und ich bin sympathischer als du."

Max lachte leicht. "Also falls es wen interessiert. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Daniel gefahren wäre.", schaltete ich mich ein. "Hey! Willst du etwa sagen ich fahre schlecht.", rief Max beleidigt aus. "Mir ist schlecht!", erwiderte ich.

"Ich bin Rennfahrer, ich bin praktisch dazu verpflichtet so zu fahren. Abgesehen davon ist Daniels Fahrstil auch nicht gerade ohne.", versuchte Verstappen sich zu rechtfertigen. Jetzt war es Daniel der beleidigt widersprach. "Du weißt doch gar nicht wie ich fahre!"

"Allein was du auf der Rennstrecke veranstaltest reicht mir.", erwiderte Max. "Du solltest lernen das wir gerade nicht auf einer Rennstrecke sind.", antwortete ich wieder rum.

"Sei lieber nicht so vorlaut. Da das Ganze so spontan war, war das Hotel bereits ausgebucht. Deshalb wirst du wohl bei Max schlafen müssen.", sagte Daniel neckisch. Ich und Max sahen ihn an und sagten gleichzeitig: "Was?"

Ich und Max in einem Zimmer. In einem Bett. Das wäre komisch. Das letzte Mal waren wir betrunken und hatten Arm in Arm geschlafen. Beziehungsweise er auf mir. Irgendwie so.

"Ich schlafe bei Christian!"

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