Kapitel 34

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Dieses Wochenende konnte ich mich gar nicht auf das Rennen konzentrieren. Ich hatte einfach alles mögliche andere im Kopf. Das Jobangebot zum Beispiel oder die Begegnung mit Jos Verstappen. Eine Sache beschäftigte mich, aber mehr als alles andere: Das nächste Treffen mit Max. Ich hatte schon eine Idee und ich wusste, dass es hart werden würde.

Ich wollte es aber und ich hatte es irgendwie sogar versprochen. Das Rennen ging am Ende nicht besonders gut aus. Daniel beendete es nicht und Max landete auf den fünften Platz, aber irgendwie bekam ich das alles gar nicht wirklich mir.

Wir flogen noch am selben Abend nach Milton Keynes zurück. Wie sonst auch flogen wir in einem der Privatjets von Red Bull. Das bedeutete für mich auch, dass ich endlich wieder meine Familie um mich hatte. Die halbe Zeit spielte ich mit Bluey, Olivia und Monty irgendein Kinderspiel.

Ich war nach wie vor nicht so richtig bei der Sache irgendwie machte mich das bevorstehende Treffen so nervös. Am Abend saß ich wie so oft mit Geri und meinem Vater zusammen. Zum Glück gab es eine Flasche Wein, denn heute würde ich ihnen von meiner Idee erzählen. Geri wäre sicher begeistert, immerhin war dieses Treffen auch für sie geplant. Bei meinem Vater war ich mir nicht sicher.

„Ich wollte euch etwas erzählen.", fing ich nervös an und starrte auf das Weinglas in meinen Fingern. „Ihr wisst ja von den Treffen von mir und Max. Es steht das letzte meiner Treffen an. Da Max mir im Prinzip seine Familie vorgestellt hat wollte ich das Selbe tun." Ich stotterte leicht brachte es aber über meine Lippen. Mir wurde erst jetzt bewusst, wie schwierig das für mich war.
Ich sah die beiden erwartungsvoll an. „Er kennt doch deine Familie.", sagte mein Vater. Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich rede nicht von euch, sondern von meiner Mum.", erwiderte ich.

Geri meldete sich zu Wort, noch bevor Christian etwas sagen konnte: „Du weißt ich finde das gut. Sowohl, dass du sie persönlich sprechen willst als auch Max mitzunehmen. Er wird dich beruhigen können falls das nötig wird."
Christian lachte leicht. „Ich weiß nicht wer wen beruhigen muss, aber du weißt ich kann und werde dich nicht von deiner Mutter fern halten. Das würde bedeuten, dass ich nicht besser wäre als sie."

Ich lächelte meinen Vater an. "Das freut mich zu hören. Ich weiß es wird nicht leicht, aber es ist nötig." Ich stand auf und ging in mein Zimmer. Ich wünschte Geri und Christian noch eine gute Nacht. Ich stieg unter die Dusche. Tatsächlich hatte ich in Christians Haus sogar ein eigenes Bad. So wie eigentlich alle Zimmer. Als das Wasser über meinen Körper lief brach alles über mir zusammen.

Ich sank an der Duschwand zu Boden und fing an zu weinen. Keine Ahnung warum, aber in diesem Moment konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Gleichzeitig bemühte ich mich keinen Ton dabei von mir zu geben. Ich wollte nicht, dass jemand das hörte.

Eigentlich war ich ziemlich gut damit klar gekommen, dass meine Mutter mich rausgeschmissen hat. Wir hatten immerhin nie ein besonders enges Verhältnis und nicht wirklich mehr miteinander geredet als jetzt. Abgesehen natürlich von den etlichen Streitigkeiten. Sie jetzt aber plötzlich wieder zu sehen und dann auch noch Max ihr auszusetzen, jagte mir plötzlich eine unfassbare Angst ein.

Hier in dem Badezimmer war ich dann zusätzlich auch noch ziemlich für mich. Es waren nur noch das Zimmer von Bluey und Olivia hier oben und die waren genau auf der anderen Seite des Hauses. Hier würde niemand hereinkommen und solange ich nicht schrie würde mich auch niemand hören.

Es war einer der wenigen Orte in diesem riesigen Haus wo ich für mich war und mich eigentlich noch nie jemand gestört hat, obwohl im Moment sechs Leute in diesem Haushalt wohnten. Gut ich wusste eigentlich, dass ich bald ausziehen würde. Sobald ich es mir leisten könnte.

Ich genoss die Gespräche mit Geri und meinem Dad und auch die Gesellschaft meiner Geschwister, aber irgendwie konnte ich mich doch nie ganz an den Trubel gewöhnen. Ich war es gewohnt die meiste Zeit alleine zu sein, jetzt praktisch nie allein zu sein war komisch.

Diese Nacht konnte ich nicht wirklich gut schlafen. Dafür war ich wahrscheinlich zu nervös. Deshalb wollte ich das Treffen so schnell wie möglich hinter mich bringen. Sonst würde ich wahrscheinlich noch ausrasten. Zum Glück willigte mein Dad sofort ein, als ich ihn nach einem Auto fragte. Max sollte immerhin nicht erfahren wo es hin ging, deshalb musste wohl oder übel ich fahren.

Red Bull Racing hatte einige Firmenwagen von denen ich einen haben konnte. Ich erfuhr auch, dass die Aston Martins die Daniel und Max immer fuhren wenn sie in England waren, nur die Firmenwagen waren. Ihre eigenen Autos hatten sie in Monaco. Hätte mir eigentlich auch von selbst auffallen können. Immerhin waren alle englische Autos.

Mein Vater hatte wohl auch meinen Arbeitsvertrag fertig. Er legte ihn mir zum unterschreiben vor. "Ich hoffe er passt so. Ich meine ich habe natürlich versucht das Beste für dich herauszuschlagen, aber ich bin auch ganz ehrlich. Für diesen Vertrag hätte ich keinen Streit mit Dietrich oder Helmut riskiert.", erklärte er, aber das war gar nicht nötig. Als ich das Gehalt sah blieb mir die Spucke weg.

Ich dachte eigentlich das wäre viel zu viel, aber wahrscheinlich war es wenn man es mit dem Gehalt von Max, Daniel oder meinem Vater verglich nur ein Bruchteil davon. Ich unterschrieb sowieso. Allein schon um unabhängiger sein zu können. So konnte ich wenigstens ein paar Sachen selbst bezahlen.

Damit würde ich wenigstens niemanden mehr auf der Tasche liegen, was eigentlich auch die gesamte Zeit über mein Ziel war. Nachdem ich herausgefunden hatte wer mein Vater war hatte ich nie auch nur einen Gedanken an sein Geld verschwendet. Ich meine natürlich hatte ich sehr schnell herausgefunden wie viel Geld er besaß und auch wer seine Frau war, aber ich wollte einen Vater und keine Geldquelle.

Diesen Standpunkt habe ich immer vertreten und in letzter Zeit hatte ich Angst, dass auch Max immer mehr zu einer Geldquelle werden könnte, aber durch diesen Job waren meine Zweifel im Keim erstickt. Jetzt würde ich selbst bezahlen können oder zumindest ab nächsten Monat, denn von da an würde mein neuer Job beginnen.

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