Kapitel 88

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Der nächste Tag war hektisch und ich hätte es fast nicht geschafft Max vor seinem Rennen noch viel Glück zu wünschen. Ich hatte nur ein paar Sekunden, aber ich hatte es noch geschafft. Zuversichtlich setzte ich mich also zu meinem Vater an den Kommandostand. Ich hoffte einfach, dass Max ein gutes Rennen fuhr.

Mir ging es immer noch nicht besonders gut. Mir war leicht schwindelig und ich hatte Kopfschmerzen. Vor Max versuchte ich das zu verbergen. Auf keinen Fall wollte ich das er sich Sorgen um mich machte und sich nicht auf das Rennen konzentrieren konnte. Normalerweise war er sehr gut darin, dass er alles ausblendete, allerdings würde ich nie wollen, dass ich ein Ablenkungsgrund war.

Ich wollte vermeiden, dass auch nur die Chance besteht. Die ersten Runde verliefen wirklich sehr gut. Max konnte sich nach und nach durcharbeiten und überholte einen Fahrer nach den anderen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Er hielt sein Versprechen. Er tat alles dafür um noch einmal zu gewinnen. Ich wusste, dass es für mich war und das bedeutete mir umso mehr.

Max hätte sich schon leicht von Hamilton abgesetzt und war jetzt in Führung. Es sah sehr gut aus. Mein Herz ging auf. Max konnte es wirklich schaffen. Er konnte wirklich zwei Mal hintereinander gewinnen. Mein Vater neben mir schien sich ebenso zu freuen, allerdings entgingen mir seine besorgten Blicke von der Seite nicht.

Er war es auch, der mir nach ungefähr 20 Runden eine Flasche Wasser reichte und mich praktisch dazu zwang sie zu leeren. Es half nicht wirklich. Mir war immer noch schwindelig und ich hatte Angst gleich von dem Stuhl zu kippen. Es fiel mir schwer mich auf das Rennen zu konzentrieren und immer wieder flimmerten helle Lichter vor meinen Augen. Ich wollte einfach nur den Tag überstehen.

Heute ging es nicht um mich. Heute ging es um Max. Er sollte sich auf keine Fall Sorgen um mich machen müssen, besonders nicht, wenn er gewinnen sollte und danach sah es gerade aus. Ich wollte das er es genießen konnte. Deshalb musste ich mich zusammenreißen, auch wenn mir das nicht leicht fiel. Das Rennen verlief soweit sehr gut und ich hatte die gesamte Zeit über ein mattes Lächeln auf den Lippen, auch wenn es mir nicht besonders gut ging.

Das alles blieb so bis ein Fahrer, den Max eigentlich schon überrundet hatte, plötzlich in seine Seite fuhr. Max drehte sich weg. Sofort fing sich im Team an alles über bewegen. Die Mechaniker bereiteten einen Boxenstopp inklusive Frontflügelwechsel vor und auch am Kommandostand ging es los damit zu entscheiden welche Reifen gewechselt werden sollten, falls Max reinkommen sollte.

Die Ingenieure überprüften währenddessen alle möglichen Sensoren. Ich konnte in dieser Situation nichts tun, außer auf den Bildschirm zu starren und dabei zuzusehen, wie Lewis Hamilton an Max vorbeizog. Er konnte weiterfahren, aber der Sieg war ihm genommen worden. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen wie er sich gerade fühlte.

Wahrscheinlich war er wütend und ich hoffte einfach, dass er es trotzdem schaffte sich zu konzentrieren und keine Fehler mehr machte. Nüchtern betrachtet, wäre auch ein zweiter Platz noch sehr gut. Unter den Umständen, wäre er damit wohl nie zufrieden, aber es war zu spät. Alle im Team schienen enttäuscht und das wohl auch zurecht.

Das restlichen Rennen bekam ich kaum mehr mit. Max blieb auf den zweiten Platz und fuhr souverän auf das Podium, aber es war wohl jedem klar, auf welchem Platz er heute eigentlich hätte sein sollen. Das war nicht der Zweite, sondern der Erste. Ich hatte keine Ahnung wer der andere Fahrer gewesen war. Ich wusste nur das es ein Racing Point war.

Sie hatten es sicher eingeblendet, aber ich hatte von dem Rennen nichts mehr mitbekommen und auch auf meinen Ohren piepste es. Ich merkte wie es mir immer schlechter ging und auch das Adrenalin, dass mich zuvor noch wach gehalten hatte, war langsam weg. Man konnte Max ansehen, dass er wütend war.

Ich wusste nicht wie ich mit ihm reden sollte, aber jetzt musste er sowieso erst einmal auf das Podium. Anders als sonst blieb ich in der Box und setzte mich auf einen Stuhl. Mein Vater war bei mir. Er hatte bemerkt, dass es mir schlechter ging. "Hier trink das! Soll ich dich in die Hospitality bringen, dann kannst du dich hinlegen.", sagte er besorgt und reichte mir eine Dose Red Bull.

Der Zucker half auch etwas, aber ich zitterte immer noch. Mein Vater legte seine Hand auf meine Stirn. "Ich glaube du hast leichtes Fieber. Ich sollte dich in Max' Raum bringen.", sagte mein Vater dann, aber ich schüttelte den Kopf. "Ich möchte für ihn da sein. Er ist sicher wütend und ich möchte nicht das er ausrastet.", murmelte ich.

Mein Vater schüttelte den Kopf. "Weißt du was ihn noch wütender machen würde? Wenn er erfahren würde, dass es dir schlecht gegangen ist und ich mich nicht um dich gekümmert haben. Ich verspreche dir, ich passe auf ihn auf. In gewisser Weise ist das ja sogar mein Job und ich schicke ihn sofort zu dir, wenn er wieder da ist. Deal?" Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Ich nickte leicht. "Deal!" Mein Vater begleitete mich in den Driversroom von Max und stellte mir noch einmal etwas zum Trinken bereit. Außerdem klaute ich mir einen von Max' Riegeln, die er immer hier gebunkert hat. Auf dem Fernseher sah ich mir das Ende vom Podium an, wobei Max nicht wirklich Freude daran hatte.

Tatsächlich tat es gut hier zu liegen, auch wenn ich mich immer noch schwach fühlte. Auch weg von dem ganzen Trubel auf der Strecke zu sein tat mir besser als gedacht. Vielleicht war es ja doch nicht das Klima, sondern ich hatte mich erkältet. Ich wurde müde und war kurz davor einzuschlafen als ich auf dem Fernseher etwas sehr besorgniserregendes sah.

Es war Max eingeblendet und ein Fahrer in einem rosa Rennanzug. Er schubste ihn und ich war mir sicher, dass er ihm am liebsten schlagen würde. Ich hoffte nur, dass Max nicht so blind vor Wut war, dass er die Kameras um sich herum vergaß. Ich wollte sofort zu ihm. Vielleicht war es ihm in diesem Moment egal, aber die Konsequenzen wären sicher fatal. Als ich aber aufstand machte mir mein Köper einen Strich durch die Rechnung und ich sank wieder zurück in die Couch.

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