Kapitel 42

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Nur wenige Tage später flogen ich, Max, Daniel und Matt von Monaco aus mit einem Privatjet nach Singapur. Ich freute mich sehr darauf. Es würde das erste Rennwochenende mit meinem Bruder werden und deshalb wohl auch das Erste welches ich nicht neben meinem Vater verbringen würde. Red Bull hatte in ihrer Box einen extra Bereich für Besucher und dort würde ich wohl mit Matt die Zeit verbringen.

Ich lag halb auf Max, während ich vor mich hin döste. Ich war irgendwie furchtbar müde. Gut, das lag vielleicht daran weil ich die halbe Nacht mit Max geredet habe. Obwohl ich bei ihm war hatten wir nicht immer die Zeit miteinander zu reden. Max verbrachte viel Zeit mit dem Simulator oder Training. Ich nahm es ihm nicht eine Sekunde übel, aber es bleibt trotzdem nur Abends Zeit mit ihm zu reden.

Während ich so auf ihm lag wurde ich benebelt von seinem Geruch. Noch nie hatte ich es erlebt, dass ich den Geruch eines Menschen so anziehend fand wie bei Max. Am Liebsten würde ich ihn permanent in einer Flasche mit mir herumtragen. Max war zwar nicht das weichste Kissen, dafür hatte er wohl einfach zu viele Muskeln, aber trotzdem war er das perfekte Kissen für mich.

An diesem Wochenende bemerkte ich erstmals ein anderes Problem zwischen mir und Max. Wir waren noch nicht einmal offiziell zusammen, deshalb waren wir logischerweise auch nicht in der Öffentlichkeit zusammen. Die gesamte Zeit über wollte ich ihn küssen, ihn umarmen oder einfach nur nach seiner Hand greifen. Ich sehnte mich nach der Wärme die er mir gab. Das Gefühl von Geborgenheit und die absolute Abwesenheit von Einsamkeit.

Mein Vater und Matt waren ein kleiner Trost, aber zumindest Dad hatte selbst relativ viel zu tun und auch wenn er es sich nie ankennen lassen würde, war er doch ziemlich gestresst. Er nahm sich trotzdem so viel Zeit wie es ging, aber ich wollte ja auch nicht daran Schuld sein wenn irgendetwas nicht stimmte.

Das Qualfying lief für Max ziemlich gut. Er war am Ende der Zweitschnellste, aber ich sah ihn sofort, an dass er trotzdem nicht zufrieden war. Er hätte die Pole gern gewollt, aber er lächelte trotzdem. Er steuerte sofort zu mir und Matt und umarmte mich. Es war nicht der schlechterste Ausgangspunkt für das Rennen morgen. Auch wenn es Singapur war.

Für Daniel war es weniger gut gelaufen. Er würde als Sechster starten. Damit würde er wahrscheinlich auch klar kommen, auch wenn es in Singapur schwierig war zu überholen. Am Ende war ich einfach nur froh endlich wieder bei einem Rennwochenende zu sein. Vor allem hier in der Box bekam man die Emotionen des Team sehr viel besser mit wie am Kommandostand.

Gefühlt lief ich rum wie ein Schwamm der alle Emotionen aufsog und versuchte so viel wie möglich mitzunehmen. Victoria und Jos waren dieses Wochenende auch hier und ich hatte Zeit mich etwas ausführlicher mit den beiden zu unterhalten. Zudem war Matt eigentlich immer an meiner Seite und gab mir einfach sein sicheres Gefühl.

Ich lehnte mich an ihn während des Rennens. Er legte seinen Arm um mich und es fühlte sich fast an wie früher. So als wir noch Kinder waren und er mich vor allem beschützt hat. "Du magst diesen Max wirklich, oder?", fragte Matt mich schließlich während ich auf den Bildschirm starrte und hoffte, dass Max ein gutes Rennen machen würde.

Ich nickte schließlich als Antwort auf Matts Frage. "Er ist der Erste, der mir wirklich etwas bedeutet.", erwiderte ich schließlich. "Warum seid ihr dann nicht zusammen?", fragte Matt berechtigterweise. Ich seufzte leise. "Ist es traurig sagen zu müssen, weil ich mich nicht getraut habe. Ich meine wir haben ja diese Abmachung uns sechs Mal zu treffen und dann zu entscheiden ob wir zusammen sein wollen. Jetzt sind fünf vorbei und Max hat mir gesagt, dass er sich sicher ist, aber irgendwie konnte ich ihm nicht sagen, dass es mir genauso geht."

Matt zog mich noch etwas enger an sich. "Du solltest endlich aufhören so viel zu zweifeln. Sag es ihm doch einfach. Er wird dich nicht abweisen und du kannst jemanden wie ihn gebrauchen." Ich drehte mich um und sah zu Matt. "Wie jemanden wie ihn?", fragte ich sofort nach. "Naja, jemanden der optimistisch ist. So wie ich das mitbekommen habe können Max und Daniel dich immer aufmuntern. Gleichzeitig brauchst du aber einen Mann, keinen Jungen und den Eindruck den ich von Max habe ist, dass er für sein Alter sehr reif ist. So etwas brauchst du, weil du dein ganzes Leben nur mit einer kindischen, egoistischen, in keinster Weise verantwortungsvollen Frau zusammengelebt hast."

Ich legte meine Hand auf seine Schulter. Er hatte sich etwas in Rage geredet über Mum. "Matt, immerhin hat sie ihren Kindern eine Sache gelehrt. Nicht so zu sein wie sie.", sagte ich zu ihm und ein verhaltenes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Danke, Aria." Ich drehte mich wieder Richtung Bildschirm und Matt legte wieder einen Arm um meine Schulter. Zum Glück hatten wir nichts dramatisches verpasst.

Max kam schließlich als Zweiter ins Ziel. Die ganze Box feierte und es herrschte eine sehr gute Stimmung. Mein Dad kam zu mir und wir machten uns gemeinsam auf den Weg in den Parc Ferme. Mit einem Grinsen auf den Lippen musste ich an mein erstes Formel 1 Rennen denken. In Österreich hat Max gewonnen und wir hatten uns gerade kennengelernt.

Ich weiß noch wie er zuerst zu mir gekommen war und mich umarmt hat. Es war irgendwie ein besonderer Moment zwischen uns. Schon damals war irgendwie klar wo wir irgendwann enden werden. Ich konnte meine Augen nicht von ihm abwenden und so war es bis heute geblieben. Das einzige was sich geändert hat, war unser Verhältnis.

Uns war beiden klar, dass wir sobald das nächste Treffen vorbei war zusammen kommen würden und ich in wenigen Monaten sogar bei ihm einziehen würde. Klar war es wahrscheinlich sehr früh um zusammenzuziehen, aber wenn ich ehrlich war, dann wusste ich auch irgendwie, dass es funktionieren würde, hoffte ich zumindest.

Als er aus seinem Auto ausstieg lief er zuerst zu seinen Mechanikern. Er hatte mich aber auch nicht entdeckt. Ich stand etwas weiter drüben und immerhin war ich sonst auch nicht hier. Er hatte seinen Helm noch nicht abgesetzt, aber ich konnte sein Grinsen trotzdem erkennen, als er mich ansah. Ich musste sofort ebenfalls anfangen zu grinsen. Als er mich endlich in seine Arme schloss, breitete sich in mir plötzlich ein Gefühl von Glück aus. Wie gern ich ihn geküsst hätte, aber das ging nicht.

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