Kapitel 13

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Ich schaffte es tatsächlich Max konsequent aus dem Weg zu gehen. Der Flug war noch das größte Problem, da mein Vater allerdings auch dabei war blieb ich einfach immer in seiner Nähe. Max sah teilweise zu mir rüber als wollte er mit mir reden, aber ich schaffte es relativ gut so zu tun als würde ich das nicht bemerken. Meinen Vater wunderte es etwas, dass ich Max und meistens auch Daniel, da er oft in der Nähe seines Teamkollegen war, so ignorierte und bei ihm blieb. Die anderen Rennen war das nicht so gewesen. Zu stören schien ihm das aber nicht. Bis jetzt war ich noch nicht einmal mit zur Strecke gefahren. Ich wusste wenn ich im Hotel bleibe konnte ich ihm gar nicht begegnen. Am Samstag nach dem Qualifying konnte ich es dann jedoch nicht verhindern.

Es klopfte an meiner Tür und ich machte törichterweise auf ohne zu fragen wer es war. Schon hatte ich einen ziemlich aufgebrachten Verstappen in meinem Zimmer stehen. In seiner Hand waren meine Schuhe, die er etwas grob in die Ecke schmiss. "Warum ignorierst du mich?", fragte er wütend und funkelte mich mit seinen schönen blauen Augen an, die ich sonst immer so bewundert hatte. Ich brachte nichts heraus. Alles was aus meinem Mund kam waren zusammenhanglose Worte. Nichts davon ergab auch nur annähernd Sinn. So ergriff Max wieder das Wort. "Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können. Was habe ich denn falsch gemacht? Du warst einfach weg. Jetzt kannst du auch nicht mit mir reden, was ist denn los? Es war doch alles gut oder etwa nicht?"

Ich war nun endgültig überfordert mit der Situation. Nicht einmal mehr das Gestammel brachte ich heraus. "Oder etwa nicht?", wiederholte Max seine letzten Worte. Mir lief die erste Träne über die Wange. Daraufhin veränderte sich Max Blick. Er sah nicht mehr wütend aus. Sein Blick wurde weicher. Er zog mich in eine kurze, aber feste Umarmung. "Wenn du nicht mit mir reden kannst, dann kann ich dir auch nicht helfen." Daraufhin stand er auf und ging.

Ich setzte mich auf den Boden und zog meine Beine an meinen Körper. Jetzt war meine Welt zerstört. Ich hatte gedacht er mag mich. Ich mochte ihn zumindest. Mehr als ich mir eingestehen wollte. Jetzt mag er mich wohl nicht mehr. Ich konnte es ihm noch nicht einmal verübeln.

Irgendwann schaffte ich es dann doch Daniel zu schreiben. Das war ein Daniel Problem und kein Dad Problem. Dad würde wahrscheinlich ausrasten und in Anbetracht der Tatsache das mein Dad auch gleichzeitig der Chef von Max war schien mir es keine gute Idee mich bei ihm auszuheulen.
Wie zu erwarten stand Daniel auch nur wenige Minuten später vor der Tür. Ich hatte die gesamte Zeit über geweint. Als er mich sah zog er mich einfach in seine Arme.
„Was ist denn passiert? Ich bekomme einfach nur eine Nachricht von dir, dass du Hilfe brauchst und dann öffnest zu mir verheult die Tür." Er ließ mich erstmal nicht mehr los und ich drückte mich an ihn. Ich war nicht allein. Selbst wenn Max weg war, war ich nicht allein.
„Max ist passiert.", antwortete ich knapp und löste mich schließlich von Daniel.
„Komm setzen wir uns und dann erzählst du mir in Ruhe was passiert ist."
Ich erzählte also die ganze Geschichte.

Daniel sah geschockt aus. „Tut mir Leid. Ich wusste nicht, was an dem Abend passiert ist. Du machst dir viel zu viele Gedanken. Max mag dich wirklich, aber ich glaube du kannst auch verstehen warum er wütend ist.", sagte er dazu.
„Ich mochte ihn wirklich, aber das hat alles kaputt gemacht.", schluchzte ich.

Daniel zog mich ohne ein weiteres Wort wieder zu sich und versuchte mich zu beruhigen. „Daniel?", sagte ich irgendwann. „Hmm?" „Wenn du wegen dem Rennen weiter musst, dann geh." Ich wollte nicht daran Schuld sein, wenn er nicht ausgeruht in ein Rennen startest. „Ach nach einer roten Flagge im Q2 starte ich auf der 15." Ich sah ihn verwirrt an. „Nicht so wichtig warum. Sagen wir es einfach anders. Dir geht es schlecht also bleibe ich." Ich sah ihn eindringend an. „Geh. Du hast morgen ein Rennen. Das ist dein Job. Mein Vater wäre davon nicht begeistert." Daniel setzte wieder sein typisches Grinsen auf. „Aria. Ich sagte alles gut. Ich bleibe." Ich kapitulierte. Er ließ sich wohl nicht umstimmen. „Weißt du normalerweise genieße ich es sehr auch mal alleine zu sein, aber bei dir ist das irgendwie anders. Wenn du da bist stört es mich nicht.", sagte Daniel plötzlich und mich wunderte es sehr.

Er hatte mir bereits erzählt, dass er manchmal Zeit für sich brauchte und in Österreich hatte er mich auch weggeschickt. Ich wusste, dass es für ihn auch in Ordnung war als ich bei ihm gewohnt habe. Ich war aber auch nicht aufdringlich und hatte mein eigenes Zimmer. „Ich glaube in dem Punkt unterscheiden wir uns fundamental. Ich habe schon mein ganzes Leben mit Einsamkeit zu kämpfen. Als ich bei Max war, nachdem wir in dem Restaurant waren, hatte ich das Gefühl nicht alleine zu sein. Dann kamen aber diese Zweifel und ich hielt es nicht mehr aus. Dann bin ich abgehauen und habe mich so einsam wie früher gefühlt.", erklärte ich ihm. Ich konnte seine Gefühle ehrlich gesagt nicht unbedingt nachvollziehen.

Ich war echt froh, dass er hier war. Daniel ist wirklich jemand geworden den ich sehr bewunderte. Er war so offen und herzlich. Ich glaube so könnte ich selbst nie sein. „So jetzt Schluss damit, dich in Selbstmitleid zu baden. Ich werde ich jetzt ablenken und ich habe auch schon eine Idee." Er zog mich mit sich und relativ schnell merkte ich wo er hin wollte. „Daniel ich habe keine Sportklamotten.", seufzte ich. „Brauchst du nicht.", kommentierte er und blieb schließlich vor einem Boxsack stehen. Er holte mir Handschuhe und band sie mir um. „Du boxt jetzt deine Gefühle heraus und dann ist das Thema Max Geschichte", erklärte er mir und half mir dabei die Boxhandschuhe anzuziehen.
„Ich kann nicht Boxen.", erwiderte ich verzweifelt. Er zuckte nur mit den Schultern. „Dann lernst du es eben."

Es half tatsächlich. Ich war wütend und ich hatte gar nicht gemerkt wie wütend ich wirklich war bevor ich geboxt hatte. Nicht unbedingt wütend auf Max. Eher auf die ganze Situation und auf meine Gefühle. Es hatte etwas befreiendes und langsam hatte ich das Gefühl, dass die Wut verflog.
„Danke Daniel. Das hat echt geholfen.", sagte ich ihm als ich irgendwann zu erschöpft war um weiter zu machen. „Ich muss jetzt unbedingt duschen.", fuhr ich fort und machte mich auf in Richtung Zimmer. „Warte kurz Aria.", rief Daniel und ich blieb stehen und drehte mich um.

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