Kapitel 24

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Ich saß unschlüssig vor meinem Handy. Mir war klar, dass wenn ich wissen wollte, was zwischen Max' Eltern vorgefallen war, ich es auf Google finden würde.

Immerhin war Max relativ berühmt und es würde sich sicher das eine oder andere finden. Zumindest ein paar Details. Diese Tatsache auszunutzen kam mir aber irgendwie falsch vor. Deshalb saß ich unschlüssig vor meinem Telefon.

Die Neugier zerfraß mich fast, aber es kam mir doch extrem respektlos vor, einfach zu googeln was passiert war. Ich musste mich entscheiden was ich tat.

Ich wollte Max nicht fragen, da er doch etwas niedergeschlagen gewirkt hatte als er nur andeutete, dass das Verhältnis schwierig war. Es einfach zu googlen kam mir aber falsch vor. Wenn er rausfinden würde, dass ich seine Prominenz ausnutzte um Informationen über sein Leben zu bekommen, wäre er sicher sauer. Zurecht.

Zu warten bis er es mir erzählte konnte ich aber irgendwie auch nicht. Ich wollte es wissen. Ich habe bisher immer gedacht, dass Max eine glückliche und unbeschwerte Kindheit hatte. Gut bisher habe ich auch niemanden von seiner Familie kennengelernt. Ich hatte zwar seine Eltern und seine Schwester mal kurz gesehen, aber ich war immer bei Christian während den Rennen und bin einfach nicht dazu gekommen mit ihnen zu reden.

Andscheinend war aber auch zwischen Max' Eltern etwas vorgefallen, sonst hätte er nicht so reagiert.

Am Ende konnte ich es nicht lassen und gab die Namen seiner Eltern in die Suchleise ein. Noch bevor ich auf Enter klicken konnte kam Max auf den Balkon.

Schnell sperrte ich mein Handy und beschloss, dass ich es nicht googeln sollte. Egal wie neugierig ich war.

"Und hast du es dir überlegt?", fragte Max und ich sah verwirrt auf. "Was soll ich mir überlegt haben?", erwiderte ich.

"Deine Mutter. Wirst du noch einmal mit ihr reden?", sagte Max. Ich schüttelte den Kopf. "Ich musste nicht überlegen. Ich werde. Nein. Ich muss. Wie ich bereits erwähnt habe wollte Geri ebenfalls, dass ich nochmal mit ihr rede und versuche mich mit ihr zu versöhnen. Sie sagte, dass sie allein die Vorstellung ihre Kinder könnten den Kontakt abbrechen so schlimm für sie wäre. Ich habe ihr dann versprochen, nochmal mit ihr zu reden. Ich werde das nicht meiner Mutter zuliebe tun, sondern Geri zuliebe. Ein bisschen vielleicht auch dir zuliebe. Ich weiß nicht was zwischen deinen Eltern vorgefallen ist, aber ich habe das Gefühl das es dir ebenfalls Nahe gegangen ist."

Gott was redete ich denn so lange. Max sah auf das Meer. "Du bist sicher neugierig was zwischen meinen Eltern vorgefallen ist."

Konnte er meine Gedanken lesen? Ich war extrem neugierig, aber das konnte ich ihm ja nicht so sagen. Ich nickte, bis mir auffiel, dass er mich gar nicht ansah sondern auf das Meer sah.

"Ich werde es dir gerne erzählen. Nunja ich habe das große Glück mich mit beiden noch sehr gut zu verstehen, aber vielleicht ist dir aufgefallen, dass niemals beide bei einem Rennwochenende sind. Das hat auch seine Gründe. Nach der Trennung hat meine Mutter meinen Vater verklagt. Ich wusste schon lange, dass mein Vater sehr schnell sehr wütend wird und hin und wieder gewalttätig. Dieses hitzige Temprament habe ich auch teilweise. Meine Mutter hat ihn beschuldigt sie misshandelt zu haben. Es gab keine stichhaltigen Beweise, aber er wurde schuldig gesprochen. Mein Vater hatte ihr desöftern gedroht. Bis heute weiß ich nicht genau was passiert ist. Ich war zu dieser Zeit nicht oft Zuhause. Ich habe zwar die Streitigkeiten mitbekommen, aber ob mein Vater jemals handgreiflich geworden ist, weiß ich nicht. Ich war ja auch noch sehr jung als das alles passiert ist. Im Endeffekt habe ich mich dafür entschieden beide gleich zu behandeln. Ich liebe sie beide und möchte sie beide nicht verlieren. Zudem würde ein Kontaktabbruch mit meinem Vater auch bedeuten, dass ich meine Geschwister wohl nicht mehr sehen würde."

Er sah mich nicht einmal an während er so redete. Es schien ihm sichtlich schwer darüber zu reden. Es war auch keine leichte Situation. Zu wissen wie schlimm die Eltern zerstritten sind und trotzdem zu beiden den Kontakt zu halten.

So ein enges Verhältnis hatte ich zwar zu meiner Mutter nicht, trotzdem versuchte ich es so gut wie möglich nachzuvollziehen.

Eines verstand ich nur nicht. Das mit seinen Geschwistern. Ich dachte seine Schwester wäre zwei oder drei Jahre jünger. Sie ist doch wohl alt genug, dass ihr niemand den Kontakt zu ihrem Bruder verbieten kann.

"Ich dachte deine Schwester ist nur ein paar Jahre jünger. Dein Vater könnte ihr doch nie verbieten dich zu sehen.", erwiderte ich deshalb.

"Nicht Victoria. Meine Halbgeschwister Jason und Blue Jaye.", antwortete er mir.

"Das wusste ich gar nicht, dass du noch weitere Halbgeschwister hast. Ich habe deine Familie aber auch selten bei den Rennen gesehen, weil ich ja immer in der Nähe meines Vaters war. Dann bin ich wohl nicht die einzige mit einer schwierigen Familiensituation. Danke, dass du mir das erzählt hast. Ich hätte so etwas nicht erwartet. Du warst immer jemand, der so stark gewirkt hatte.", versuchte ich ihm klar zu machen, dass ich zu schätzen wusste, was er mir anvertraut hatte.

"Ich glaube in Sachen Familiendramen toppst du meine Geschichte. Meine ganze Familie liebt mich und ich liebe meine ganze Familie. Nur meine Eltern reden nicht mehr miteinander." Ich lächelte ihn aufmunternd an.

"Es ist doch egal wie schlimm eine Geschichte ist. Schön ist keine von beiden. Du musst meine Familie aber etwas anders sehen. Ja, meine Kindheit war nicht immer schön, aber dafür habe ich in den letzten Wochen eine viel bessere und viel größere Familie bekommen." Ich merkte wie die Tränen in mir hochstiegen. Mir kullerte auch die eine oder andere über die Wange.

Max bemerkte dies sofort und setzt sich neben mich und zog meinen Kopf auf seinen Schoss. Er strich mir über den Kopf. "Alles wird gut."

"Nein, ich weine nicht weil ich traurig bin. Geri und Christian sind wundervoll, genauso wie ihre Kinder. Sie haben mich alle wunderbar aufgenommen und mich immer akzeptiert. Nachdem ich betrunken aus Österreich zurückgeflogen bin, hat Dad sich so liebevoll um mich gekümmert. Ich lag genauso auf seinem Schoss wie jetzt auf deinem. Damals wusste ich, dass er das Beste war was mir jemals passiert ist. Es sind aber nicht nur meine neuen Eltern. Auch du und Daniel und das ganze Team bei Red Bull. Ihr seid meine neue Familie."

Er zog mich nach oben und schloss mich einfach in die Arme.

A new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt