Kapitel 65

1.1K 33 0
                                    

Ich saß wieder in Aidens Büro. Heute würden wir weiter besprechen wie die Verhandlung ablaufen würde. Ich wollte darauf vorbereitet sein, immerhin liefen alle Menschen, die mir etwas bedeuteten Gefahr verletzt zu werden. Aiden reichte mir ein Stück Schokolade. "Die hilft glaub mir.", sagte er und sah mich mit seinen bestechenden blauen Augen an. Die von Max waren mir trotzdem lieber.

"Also was wir auf mich zukommen oder besser gesagt was wird auf die Personen zukommen, die für mich aussagen. Daniel sagt übrigens aus.", erwiderte ich und Aiden nickte. So wie immer holte er einen Ordner aus dem Regal und schlug ihn auf. "Also mit wem soll ich anfangen?", fragte er. "Dad!", antwortete ich sofort. Ich hatte das Gefühl, dass es mir bei ihm am leichtesten fallen würde. Er war mein Vater und er würde alles für mich tun.

"Gut, also bei ihm steht vor allem im Vordergrund, dass er aussagt, dass deine Mutter ihm nichts von dir erzählt hat. Es wird auch noch wichtig sein, dass er mehr als nur ein gesichertes Einkommen hat. Er hätte für alle Geldprobleme, die durch dich entstanden sind aufkommen können. Ihn kann sie nur nicht mehr auf Unterhalt verklagen, weil du volljährig bist. Ich werde ihm wohl auch die ein oder andere Frage zu der jetzigen Situation stellen. Also, dass er sofort angeboten hat bei ihm einzuziehen und dass du das auch getan hast. Ich möchte beweisen, dass er sich um dich gekümmert hat."

Gut damit würde ich leben können. "Jetzt Matt!", sagte ich und Aiden fuhr sofort fort: "Bestimmt weißt du, dass ich Matt ebenfalls vertreten habe als eure Mutter ihn verklagt hat. Dort ist es zwar nie zur Hauptverhandlung gekommen, aber das wird definitiv eine Rolle spielen. Matt muss eure Situation als Kinder beschreiben und auch wie eure Mutter ihn den Kontakt zu ihm verboten hat. Soweit ich weiß steht ihr euch sehr Nahe und sie hat dir damit den Zugang zu einer wichtigen Bezugsperson verbaut. Das darf eine Mutter natürlich nicht einfach tun."

Bei Matt war es ähnlich wie bei meinem Vater. Ich wusste, dass er für mich aussagen würde. Er war mein großer Bruder und hatte mich immer beschützt. Außerdem war er der einzige, der wusste wie wir aufgewachsen waren und er konnte mich verstehen. Matt war nun einmal der einzige, der dabei gewesen war. Außerdem hat sie ihn ja auch verklagt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er ihr das nicht übel nahm. Ich meine er hat sogar ihren Namen abgegeben.

Jetzt fehlten nur noch Max und Daniel. "Was soll Daniel aussagen?" Auch wenn er derjenige war, bei dem ich mir am unsichersten war ob er aussagen würde, war ich mir sicher, dass seine Aussage bei weitem nicht so wehtun würde, wie die von Max. Es war schon so schwierig mich zu beherrschen als wir meine Mutter besucht haben.

"Von Daniel brauche ich im Grunde nicht viel. Deine Mutter wird sicher die Situation aufgreifen warum sie dich herausgeworfen hat. Daniel kennt nun einmal die andere Seite. Soweit ich das mitbekommen habe, war er es der dich mitgezogen hat. Das muss er aussagen. So können wir beweisen, dass es nicht deine Schuld war was passiert ist. Ich meine es ist keine Freiheitsberaubung, aber du hast es trotzdem nicht indiziert. Das ist finde ich doch ein relevanter Fakt."

Ich musste erst einmal schwer schlucken. Diese Aussage würde sicher nicht leicht werde. Zumindest für mich. Daniel steckte das schon weg. Er müsste aber zugeben, dass es seine Schuld war, dass meine Mutter mich raus geworfen hat. In diese Situation wollte ich ihn eigentlich nicht bringen. Ich schob mir ein Stück Schokolade in den Mund und ließ es langsam auf meiner Zunge zergehen.

"Die zweite Sache über die Daniel aussagen muss, ist das du zu ihm gezogen bist, wenn auch nicht für lange. Ich möchte einfach beweisen, dass das Zusammenleben mit dir keine große Zumutung darstellt.", sagte Aiden weiter. Gut immerhin wäre der Teil, der Aussage kein Problem. Das war ja schon mal was. "Soll ich mit Max weitermachen?", fragte Aiden und ich nickte nur stumm. Es wäre sicher schwierig für mich, zu hören was Max aussagen musste. Meine Mutter hatte ihn schon ziemlich übel beleidigt. Eigentlich wollte ich vermeiden, dass so etwas noch einmal passiert.

"Also von Max brauch ich das meiste. Zum einen wohnst du ja teilweise auch bei ihm in Monaco. Bei seiner Aussage wird es aber vor allem um zwei Ereignisse gehen. Ich möchte, dass er darüber aussagt wie er dich gefunden hat, nachdem deine Mutter herausgeworfen hat. Wie aufgelöst du warst und hilflos. Das wird ihre Position als Mutter weiter schwächen." Ich nickte. Ich wusste ganz genau, dass ihm das nicht leicht fallen würde, aber er würde es tun. Max liebte mich und ich wusste ganz genau, dass er alles tun würde damit es mir gut ging.

"Außerdem soll er natürlich von dem Treffen mir deiner Mutter erzählen. Das glaube ich wird uns weiterhelfen. Immerhin muss sie ihn dort ziemlich hart rangenommen haben. Das wäre überhaupt nicht nötig gewesen. Auch dass sie deine Post einfach verbrennen wollte wird noch eine Rolle spielen." Gut, wenn es das war, dann würde ich das überleben. Die Gerichtsverhandlung wird nicht leicht, aber ich schaffe das schon. Alle anderen waren sowieso viel stärker als ich.

"Jetzt müssen wir nur noch über eine Person reden.", sagte Aiden dann und unterbrach meine Gedankenfluss. Verwirrt sah ich auf. Ich ging noch einmal alle durch, die wir schon durchgesprochen hatten. Es fehlte doch keiner mehr. Das waren alle gewesen. "Wir müssen über deine Aussage sprechen." Ich seufzte. Das hätte ich fast vergessen. Natürlich würde auch ich in den Zeugenstand müssen.

"Was soll ich erzählen?", fragte ich etwas demotiviert. Die Aussicht darauf in den Zeugenstand zu müssen war nicht unbedingt besonders rosig. "Einfach alles. Ich will, dass du die ganze Geschichte erzählst. Du sollst von deiner Kindheit reden, von Matt, dann natürlich von deinem Vater. Ich möchte wissen wie schwer es für dich mit deiner Mutter war. Am aller wichtigsten ist es aber, dass du erklärst wie viel sich geändert hat seit du deinen Vater kennst. Wie sehr sich dein Leben verbessert hat. Ich möchte, dass du erzählst wie gut dein Verhältnis zu deine Vater ist und wir grausam deine Mutter ist, indem sie dir diesen Menschen fast 19 Jahre deines Lebens vorenthalten hat."

Mir schlich sofort ein Lächeln auf die Lippen. Endlich etwas unproblematisches. Ich soll erzählen wie sehr mein Vater mein Leben verbessert hat. Nichts leichter als das. Durch ihn bin ich endlich glücklich geworden. Er hat mir Max und Daniel vorgestellt. Er hat mir eine Familie geschenkt und er hat sich immer um mich gekümmert. Mein Vater stand zu mir egal was war. "Nicht leichter als das.", erwiderte ich.

"Schön dich endlich lächeln zu sehen."

A new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt