Kapitel 30

1.6K 35 0
                                    

Das Qualifying verlief nicht optimal. Im Gegenteil es war alles andere als optimal. Es fing an zu Regnen und am Ende waren beide Ferraris, Hamilton und, was für das Team am schlimmsten war, beide Force India vor den Red Bulls. Normalerweise war Red Bull wesentlich schneller als Force India, aber an diesem Tag eben nicht.

Das Rennen sollte nicht unbedingt besser werden. Diesmal saß ich zusammen mit Geri und den Kindern, in dem dafür vorgesehenen Bereich. Gleich an Anfang gab es einen großen Unfall. Fernando Alonso flog über Charles Leclerc. Beide waren ausgeschieden, genauso wie Hülkenberg, welcher ebenfalls involviert war.

Ich bekam deshalb gar nicht mit, dass auch Daniel einen Unfall hatte. Wirklich bemerkten tat ich es erst dadurch, dass alle in der Box aufsprangen um neue Teile zu holen. Es dauerte ewig, bis Daniel wieder losfahren konnte. Am Ende war er natürlich mit großen Abstand letzter, bis auf die bereits ausgeschiedenen Fahrer.

Vor allem auf Ricciardos Seite der Garage herrschte eine getrübte Stimmung. Ich konnte erst wieder ein bisschen lächeln als Max Esteban Ocon überholte. Es fühlte sich ein bisschen so an als würde er die Dinge wieder in die richtige Reihenfolge bringen. Damit war er vierter und nur einen Platz vom Podium entfernt.

Vor ihm war Sergio Perez, in einem unterlegenen Auto und es war noch viel Zeit bis zu Ende des Rennens. Ich fing also an auf ein Podium zu hoffen. Max schaffte es auch ihn zu überholen, damit war er Dritter und auf dem Podium. Vorerst. Das Rennen war noch nicht zu Ende, aber die Tatsache, dass Kimi Räikkönen vor ein paar Runden in die Box zurückgekehrt war, Daniel nach dem Unfall sowieso letzter und Valtteri Bottas nur auf ebenfalls relativ weit hinten, milderten die Chancen nicht gerade.

Ich wurde etwas nervöser, da Valtteri Bottas immer näher kam. Er arbeitete sich vor und für Max wäre es sicher sehr schwierig gegen Bottas zu verteidigen. Der Mercedes funktionierte auf dieser Strecke einfach besser, dass wusste ich. Warum hatte ich natürlich vergessen, aber die Hälfte der Wörter die mein Vater in seiner Erklärung benutzt hatte kannte ich auch gar nicht. Max einziges Glück war, dass die Lücke relativ groß war.

Daniel hörte schließlich in der 40. Runde auf. Er war ohnehin nach wie vor Letzter und hätte keine Punkte geholt. Ich glaube nicht, dass es ihn zu sehr getroffen hat. Max wurde schließlich Dritter. Wir freuten uns alle. Nach dem Qualifying war das nicht unbedingt das Ergebnis mit dem wir gerechnet hatte.

Zumal wir in Belgien waren und Max hatte mir bereits am Anfang des Wochenendes erzählt, dass er eigentlich halber Belgier und halber Niederländer war. Mir war nicht bewusst gewesen, dass seine Mutter Belgierin ist und er auch beide Staatsangehörigkeiten besitzt. Außerdem waren die Niederlanden nicht weit entfernt, weshalb viele holländische Fans beim Grand Prix waren.

Es war glaube ich das erste Mal, dass mir aufgefallen ist, wie viele Fans Max wirklich hatte. Eine Tribüne war fast komplett in orange gekleidet und es war allen klar, dass das nicht nur McLaren Fans waren. Die meisten waren wohl eher Verstappen Fans. Es kam mir so vor als bekäme er mit am meisten Unterstützung von seinen Fans.

Wir sahen uns gemeinsam die Siegerehrung an. Nach der Pressekonferenz wartete ich in Max Drivers Room auf der Energy Station. Mein Vater hatte mir gesagt, dass Max ihn gebeten hatte mir das zu sagen. Keine Ahnung was er vor hatte, denn eigentlich sollte er jetzt feiern. Natürlich wartete ich trotzdem auf ihn.

Er kam immer noch ziemlich verschwitzt in den Raum und ich sprang sofort auf. Nach einer kurzen Umarmung und einer vielleicht etwas zu überschwänglichen Gratulation setzte ich mich wieder. Ich musste zugeben, er sah so ziemlich süß aus. Seine wirren Haare und die vom Schweiß glänzende Haut.

Max war wohl einer der wenigen Menschen, die das Glück hatten verschwitzt gut auszusehen und nicht einfach nur widerlich. Auf diese Tatsache war ich doch etwas eifersüchtig, aber da er sowieso immer und überall gut aussah, konnte ich es ihm nicht übel nehmen.

Ich mochte es auch ziemlich gerne, wenn er kein Cap aufhatte, aber ehrlich gesagt war das nur selten der Fall. Meistens zierte nämlich ein Red Bull Cap seinen Kopf. Hin und wieder auch ein anderes, aber der seltenste Anblick waren definitiv seine Haare.

Schließlich sah ich ihn erwartend an und fragte: "Warum sollte ich jetzt herkommen?" Er fing an zu grinsen und ich war froh, dass ich saß weil meine Knie weich wurden. "Das erfährst du schon noch früh genug. Ich sage nur so viel: Das vierte Treffen steht an." Er setzte sich neben mich und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, die er in der Hand hielt.

"Jetzt?", fragte ich verwirrt nach. "Nein, nicht direkt jetzt. Morgen früh, aber du fliegst auf jeden Fall nicht mit nach England. Ich hole dich morgen früh im Hotel ab und dann fahren wir los.", erklärte er und murmelte noch leiser: "Ich glaube nicht, dass ich heute noch fahren darf."

"Sagt du mich auch wohin es geht?", fragte ich. Meine Neugier zerfraß mich gerade. Max musste es immer so spannend machen, was wir bei seinen Treffen machten. Das gefiel mir nicht unbedingt.

"Warte einfach ab." Das war leichter gesagt als getan. Bis zum nächsten Morgen ging ich alle möglichen Aktivitäten durch, die wir machen könnten, aber mir viel nichts wirklich sinnvolles ein. Ich stieg also am nächsten Morgen, völlig ahnungslos in Max' Auto.

Dieser schaffte es tatsächlich die knappe Stunde Fahrt dicht zu halten wohin es gehen sollte. Ich nervte ihn lange genug damit, aber er ließ sich davon nicht beirren. Ich hatte auch keine Ahnung wohin wir fuhren. Ich kannte mich hier nicht aus, doch Max schien den Weg sehr gut zu kennen und manövrierte uns sicher über die Autobahn.

Max hielt schließlich vor einem Haus, in einer Stadt dessen Namen ich noch nie gehört hatte. Es war echt jämmerlich wie wenig ich über Belgien wusste. Ich stieg aus und dann erfuhr ich auch sofort was die Überraschung war. Kaum war das Auto angehalten und ich ausgestiegen, wurde die Tür schon aufgerissen und ein blondes Mädchen stürmte heraus.

Sie umarmte Max und kam dann zu mir. "Victoria!", stellte sie sich vor und reichte mir die Hand.

A new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt