Kapitel 3

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Auch in den nächsten Tagen merkte ich, dass ich und Max ein komisches Verhältnis aufbauten. Wir verhielten uns wie zwei Magneten. Ein - mehr oder weniger - unauffälliger Blick hier, eine zufällige Berührung dort und Gespräche über Gott und die Welt wo immer es ging.

Mein Vater bekam das Ganze glücklicherweise nicht mit. Er hatte genug zu tun, aber wir nahmen uns am Abend immer wenigstens eine halbe Stunde Zeit um miteinander zu reden. Immerhin mussten wir uns auch erst kennenlernen, doch umso näher das Rennen kam umso weniger Zeit hatte er und ich hatte genug Taktgefühl um ihn nicht zu stören. Ich wusste, dass er zum arbeiten hier war und ich noch viel Zeit hatte um ihn kennenzulernen. Seine Frau und Kinder kamen letztendlich doch nicht. Was die ganze Aktion irgendwie etwas sinnlos machte, aber so konnte ich ihn wenigstens besser kennenlernen. Eines seiner Kinder war wohl krank geworden und deshalb waren alle Zuhause geblieben.

Schließlich war der Tag des Rennens gekommen und ich fuhr zum ersten Mal mit auf die Strecke. Ich war sonst immer im Hotel geblieben, das ich vermeiden wollte auf die Medien zu treffen, aber das Rennen wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich trug Red Bull Klamotten in der Hoffnung unter all den anderen unterzugehen.

Daniel hatte heute Geburtstag - was ich erst erfahren hatte als alle anfingen zu singen und jemand ihm eine Torte überreichte. Ich gratulierte ihm kurz ging dann aber auch schnell wieder, weil es irgendwie komisch war, da ich ihn fast nicht kannte und alle anderen so enthusiastisch waren.

Ich setzte mich schließlich fast eine Stunde vor dem Rennen auf einen Stuhl neben meinem Vater am Kommandostand. Christian sagte er möchte mich in seiner Nähe wissen, dass ich in dem Trubel nicht untergehe und von dort aus könnte ich das Rennen sehr gut beobachten.

Es waren sehr viele Red Bull Fans da und mein Vater hatte recht. Es war ein ziemliches Durcheinander, deshalb blieb ich auf dem Stuhl sitzen und wünschte Max und Daniel nur schnell im vorbeigehen viel Glück.

Als das Rennen dann begann wurde ich so nervös, dass mir wieder die Tränen in die Augen stiegen. Mein Vater legte mir eine Hand auf die Schulter und das war erstaunlich beruhigend. Ich setzte schließlich meine Sonnenbrille auf um die Tränen zu verbergen.

Es sah sehr gut aus. Ich verstand nicht viel von dem was ich sah, aber Max war vorne und das freute mich unheimlich. Ich fieberte richtig mit ihm mit und merkte wie mein Herz immer schneller schlug umso weiter das Rennen fortschritt.

Auf einmal wurde Daniel langsamer und über Funk konnte ich mithören, dass irgendetwas nicht stimmte.

Ich hatte keine Ahnung was passiert war, aber Daniel kam zurück in die Box und das Rennen für ihn war beendet. Ich wollte gerade aufstehen und zu ihm gehen um ihm mein Beileid auszusprechen oder was auch immer man dann sagte. Mein Gefühl sagte mir, dass ich ihn trösten könnte.

Noch bevor ich die Kopfhörer abnehmen konnte hielt mein Vater mich auf. "Was hast du vor?", fragte er. "Ich wollte zu Daniel und ihn trösten.", erwiderte ich. Er schüttelte den Kopf. "Lass es! Er braucht nach so etwas Zeit für sich. Er verkriecht sich dann." Widerwillig setzte ich mich wieder, aber ich konnte mich schlecht meinem Vater widersetzten, da ich ehrlich gesagt noch nicht einmal genau wusste wo ich hin muss und er Daniel zudem auch noch viel besser kannte.

Ich versuchte mich wieder auf das Rennen zu konzentrieren. Das fiel mir gar nicht so schwer, denn wie ich feststellen musste war Max immer noch vorne. Jetzt war ich wieder genauso nervös wie zuvor. Vielleicht ein bisschen weniger nervös, da ich Daniel im Hinterkopf hatte, aber gerade im Moment hoffte ich einfach da Max gewinnt.

Ich realisierte gar nicht, dass das Rennen vorbei war und Max wirklich gewonnen hatte. Erst als er über Funk schrie und sich freute wurde mir bewusst, dass er wirklich gewonnen hatte. Ich umarmte meinen Vater und wir gesellten uns zu den anderen um mit Max zu feiern.

Er kam um mit allen zu feiern und er freute sich sehr. Das wunderte mich nicht, aber dass er mich vor allen anderen umarmte erstaunte mich doch ziemlich. Er drückte mich so fest, dass er mir fast die Luft abdrückte und zudem sein ganzer Schweiß auf mir landete, aber merkwürdigerweise störte mich das nicht. Ich erwiderte die Umarmung schnell und er flüsterte mir ins Ohr: "Mein Glücksbringer!" Schon war der Moment wieder vorbei und er war wieder weg.

Ich sah zur Seite und bemerkte sofort den kritischen Blick meines Vaters. "Was war das denn gerade?", fragte er mich misstrauisch. "Wir verstehen uns eben gut. Er ist ja immerhin fast in meinem Alter.", erwiderte ich und versuchte die Situation herunterzuspielen. Mein Vater nickte und ließ sich nicht weiter beirren und feierte mit den anderen Teammitgliedern weiter.

Ich freute mich richtig mit Max als er seine Trophäe überreicht bekam.

Es dauerte noch etwas bis ich ihn wieder sah um ihn nochmal vernünftig zu gratulieren, da er noch auf eine Pressekonferenz musste. Mir fiel während dem Warten Daniel wieder ein und ich beschloss meinen Vater zu fragen wo er sein könnte.

Er war in seinem Wohnwagen oder wie auch immer man das bezeichnet. Ich klopfte. "Hey Daniel. Geht es dir gut?", fragte ich und sah in auf dem Sofa sitzen. "Ja, es geht schon.", erwiderte er. "Es ist nicht das erste Mal, dass ich ein Rennen nicht beendet habe. Aber das ist natürlich besonders hart, wenn es am Red Bull Ring ist und man dann auch noch nichts dafür kann und dann auch noch an seinem Geburtstag, aber da muss ich jetzt durch."

Er grinste mich an. "Ich habe schon mitbekommen dass dein Lover gewonnen hat. Er kommt sicher gleich. Warte doch drüben auf ihn, dann kannst du mit ihm feiern.", sagte er dann. Bei dem Wort 'Lover' zuckte ich zusammen. "Wir sind nicht.", fing ich an, doch ich wurde unterbrochen. "Ist schon gut. Ich merke doch dass er dir etwas bedeutet und ich glaube du ihm auch, also geh schon. Ich komm klar."

Er drückte mir noch zwei Gläser und eine Flasche Champagner in die Hand. "Mein Notfallvorrat.", kommentierte er diesen und schob mich dann durch eine Tür in einen anderen Raum.

Er hatte recht. Nur kurze Zeit später öffnete sich die Tür und Max kam herein. Er war sichtlich verwirrt. "Aria. Was machst du denn hier?", fragte er. "Eigentlich wollte ich Daniel trösten, aber er hat mich mit Alkohol hierher geschickt. Ich soll deinen Sieg mit dir feiern." Max lachte. "Er hat dich rausgeschmissen oder?" Ich nickte. "Ja, er mag allein gelassen werden, nach so einen Wochenende, aber dann sollten wir ihm zu liebe seinen Rat befolgen." Ich ließ den Korken knallen und wir leerten die Flasche relativ schnell.

Wie sich herausstellte war Daniel nicht der einzige, der einen Champagnervorrat hatte und so kam es das ich gut angetrunken bei Max saß und merkte wie ich immer betrunkener wurde.

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