Kapitel 23

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Wir aßen gemeinsam und ich fragte dann: "Also wann findest denn das angekündigte zweite Treffen statt?" Immerhin hatte ich keine Ahnung was wir tun würden, aber das war ja auch der Sinn dieser Treffen. "Nach dem Essen geht es los, aber ich dachte mir, dass du vielleicht erstmal etwas im Magen brauchst." Auf einmal traf mich eine Vermutung mit einem Schlag. "Sag mir bitte, dass wir keinen Sport machen.", erwiderte ich. Bitte gehen wir nicht wandern oder so etwas. Darauf hätte ich ja wirklich gar keine Lust.

Er zuckte nur mit den Schultern. "Es wird eine Überraschung. Ich sage nichts." Ich ließ meine Gabel sinken und zog eine Grimasse. "Ohh nein. Im Vergleich zu dir bin ich ja völlig unsportlich. Das wir sicher die Hölle." Max grinste mich nur an. "Warte einfach ab."

Ich war am Arsch. Definitiv. Max hatte einen Personaltrainer und ich mache vielleicht hin und wieder Sport, aber er war ja wirklich komplett durchtrainiert.

Max nahm eine große Sporttasche und wir gingen los. "Will ich dieses Treffen wirklich?", fragte ich Max nochmal zur Sicherheit. Er nickte nur. "Ich entscheide, also lass mich das auch tun. Darf ich dich daran erinnern, dass es deine Idee war." Er hatte ja Recht, aber ich hatte trotzdem Angst. Das war eine dumme Idee. Ich hasste Überraschungen. Ich mochte die Ungewissheit nicht.

Wir gingen runter in den Hafen, aber wir gingen nicht auf irgendein Boot sondern gingen auf einen Weg den Felsen entlang. Hier waren wir schon mal. Damals, nachdem wir essen waren. Diesmal gingen wir aber nicht den ganzen Weg entlang, sondern bei einer Art Tor raus.

Hier waren relativ steile Klippen, doch über einen Weg kam man relativ leicht nach unten. Wir standen an einem schmalen Kiesstrand. Max stellte die Tasche ab und setzte sich hin. "Max was wird das?", fragte ich verwirrt. "Picknicken wir wieder?"

"Jetzt komm setz dich und warte einfach ab." Ich setzte mich also neben ihn in den Kies und beobachtete das Meer.

Man musste ihn eines lassen, es war wirklich schön hier. Trotzdem war es komisch. Max sagte auch kein Wort, was die Situation nicht besser machte. Im Prinzip blieb mir nichts anderes übrig als zu warten.

Ich wusste nur nicht worauf oder ob ich überhaupt wartete oder ob wir den Tag einfach hier verbringen würden.

Es stellte sich doch relativ schnell heraus, dass ich falsch gelegen bin. Es kam jemand auf den kleinen Strand zugefahren mit einem Jetski.

Er hielt an und begrüßte Max. Langsam begriff ich auch was wir tun würde. Ich wusste ja, dass Max gerne Jetski fuhr. Es ergab durchaus Sinn. Max öffnete die Tasche und reichte mir einen Neoprenanzug. Ich zog mich rasch hinter einem Felsen um.

So saß ich nur kurz darauf mit Max auf dem Jetski. Ich hatte auch noch eine Schwimmweste bekommen. Max drehte sich um. "Und bist du bereit?", fragte der Niederländer. "Natürlich du bist ja da."

Man musste Max eines lassen. Er konnte Jetski fahren, trotzdem hatte ich ziemlich Angst. Ich klammerte ich teilweise verzweifelt an ihn, was er immer mit einem kurzen Lachen kommentierte. Ich stellte sehr schnell fest, dass ich definitiv kein Adrenalinjunkie war. Ich war für so etwas nicht gemacht.

Trotz der Angst, die nach und nach verschwand, machte es irgendwie Spaß. Umso sicherer ich mich fühlte umso befreiender wurde es auch. Ich begann Max zu vertrauen, weshalb ich es dann doch irgendwie genoss.

Vielleicht genoss ich es auch deshalb so weil ich genau wusste, dass wenn meine Mutter hier wäre, sie die Krise bekommen würde. Sie hätte es schrecklich gefunden und mich als lebensmüde bezeichnet. Genau so redete sie auch immer von der Formel 1. Das wären ja nur eine Horde primitiver Männer, denen ihr Leben nichts wert ist und lieber Wägen mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit im Kreis fuhren.

Ihre Meinung über das Jetski fahren wäre wohl ziemlich ähnlich. Sich sinnlos in Gefahr begeben. Zu wissen, wie sie darüber denkt und es trotzdem zu tun, gab mir ein Gefühl von Freiheit. Ich konnte mich seit ich ausgezogen war endlich von ihr loslösen. Ihre Meinung außen vor lassen.

Dieses Freiheitsgefühl war neu und ich genoss es in vollen Zügen. Das Jetski fahren selbst war gar nicht das Tolle an diesem Treffen. Es war genau dieses Gefühl. Endlich von meiner Mutter loszukommen war fantastisch. Jetzt war ich an der Reihe und mein Leben.

Wir hielten nicht dort an wo wir gestartet waren, sondern an eine Art Hafen, wo schon jemand wartet um den Jetski in Empfang zu nehmen. So konnten ich und Max einfach aussteigen und uns schnell umziehen.

"Hat es dir gefallen?", fragte Max sofort. Ich grinste ihn an. "Ohh ja. Also ich glaube nicht, dass ich wieder so oft Jetski fahren will. Immerhin fährst du genauso schlimm Jetski wie Auto, aber es hat mir trotzdem gefallen." Wir gingen den Weg entlang und redeten einfach nur. "Wenn es dir gefallen hat, wieso willst du es dann nie wieder machen?", erwiderte Max sichtlich verwirrt.

"Naja weißt du meine Mutter hätte es gehasst. Genauso wie sie auch die meisten Sportarten hasst, weil für sie alles zu gefährlich ist. Zu wissen, dass sie es schrecklich gefunden hätte mich auf so einem Teil zu sehen und es trotzdem gemacht zu haben, fühlt sich grandios an." Er lachte und antwortete: "Du bist verrückt."

"Weißt du ich bin nicht so ein Adrenalinjunkie. Ehrlich gesagt bin ich ein ziemlicher Angsthase, aber ich weiß du bist da anders. Sonst würdest du wohl keine Rennen fahren. Das würde meine Mutter übrigens auch hassen. Dad hat mir auch erzählt, dass sie sein Hobby immer verurteilt hatte, aber lange muss das Ganze sowieso nicht gelaufen sein.", erwiderte ich.

"Sei ehrlich du willst doch gar keine Details über die Beziehung von deinem Vater und deiner Mutter wissen. Apropos Mutter. Hast du dich nochmal bei ihr gemeldet oder sie bei dir?", fragte Max sichtlich zurückhaltend um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten. Ich lächelte ihn an um ihm zu signalisieren, dass es für mich in Ordnung war mit ihm über meine Mutter zu reden. Ob er das verstand keine Ahnung.

"Nein. Wir hatten seitdem keinen Kontakt."

"Vielleicht solltest du ihr noch eine letzte Chance geben. Ich weiß das ist viel verlangt, aber wenn ich daran denke wie wichtig meine Familie für mich ist. Meine Eltern sind auch geschieden und zu behaupten, dass es eine unkomplizierte Scheidung war wäre absolut gelogen." Er wirkte auf einmal sehr bedrückt und traurig. So kannte ich ihn gar nicht.

Komisch irgendetwas muss da vorgefallen sein. Ich wollte ihn aber nicht fragen. Offensichtlich wollte er nicht darüber reden.

"Geri wollte auch, dass ich ihr nochmal eine Chance geben.", antwortete ich stattdessen und erinnerte mich an mein Versprechen zurück.

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