Kapitel 27

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Als wir wieder zurück in England waren trennten sich die Wege von mir und Max. Ich fuhr zurück nach Hause und Max in sein Hotel. Wir waren doch noch nicht so weit, dass er bei mir blieb wenn er in England war. Das hatte auch damit zu tun, dass ich immer noch bei seinem Boss wohnte. Das wäre doch ein bisschen komisch.

So schafften ich und Max es, eigentlich nie beieinander zu schlafen. Weil wenn ich nicht bei den Rennen war, dann war ich in England oder in Monaco. Warum er bei England nicht bei mir schlief war ja klar und in Monaco blieb ich eigentlich immer bei Daniel.

Keine Ahnung warum ich eigentlich immer bei Daniel blieb, aber ich fühlte mich dort sehr wohl, weshalb ich auch immer wieder dort hin ging. Zudem habe ich mich bis vor kurzem noch von Max fern gehalten, deshalb war es klar wo ich blieb.

Die eine Nacht im Hotel war das erste Mal seit langem, dass wir im selben Bett geschlafen haben. Es war nichts spektakuläres passiert. Max hatte sich sehr zurückgehalten, was ich ihm nicht verübeln konnte.

Wie fast immer wenn ich nach Hause kam, kam Olivia auf mich zugerannt. "Du bist wieder da! Wie war Belgien?", fragte sie mich sofort. "Total schön. Irgendwann fahren wir mal hin." Eigentlich hatte ich nicht viel von dem Land gesehen, aber das würde Olivias Begeisterung nicht unbedingt mindern.

Wenn das mit mir und Max etwas werden würde, dann würde ich sowieso mehr Zeit in dieser Ecke verbringen, auch wenn ich nicht glaubte, dass Max aus Monaco wegziehen würde. Vielleicht sollte ich mal ein bisschen niederländisch lernen.

"Hallo Aria. Schön das du wieder da bist.", begrüßte mich mein Vater. Er sah auf seine Armbanduhr. "Du hast noch ungefähr drei Stunden, dann müssen wir los." Ich sah ihn verwirrt an. "Wohin?", fragte ich ihn.

"Das Teamessen." Dad klang etwas genervt. "Das ist das erste Mal, dass ich davon höre. Ich bin davon ausgegangen, dass du mich nicht mitnehmen willst." Mein Dad seufzte und legte seinen Kopf in seine Hände. "Ich dachte Max würde dich als seine Begleitung mitnehmen."

"Auf die Idee ist er wohl nicht gekommen.", erwiderte ich nun auch etwas genervt. Dad schien das, aber eher lustig zu finden. "Manchmal ist der Junge echt begriffsstutzig. Ich habe extra betont, dass er eine Begleitung mitnehmen darf. Na gut, ist ja auch egal. Du bist sowieso eingeplant. Hast du etwas passendes zum anziehen?", fragte mich mein Vater.

Ich dachte an meinen Kleiderschrank. Viel war da nicht drinnen. Dann viel mir wieder mein Shoppingtag mit Daniel ein, bei Madame Laurent.

Damals hatte ich zusätzlich zu dem Jumpsuit für das Essen noch ein schwarzes Kleid mitgenommen. Das war perfekt. Ich nickte meinem Vater also zu. "Ich muss jetzt schnell duschen, immerhin bleibt mir nicht mehr viel Zeit."

Geduscht und geschminkt war ich eine halbe Stunde vor Abfahrt fertig. "Du siehst wirklich fantastisch aus, Aria.", sagte mein Vater als er mich sah. "Das Kleid sieht teuer aus. Ist es eins von Geris?", fragte er schließlich sichtlich verwirrt. Ich schüttelte den Kopf. "Daniel hat es mir in Monaco gekauft."

"Keine schlechte Wahl. Komm fahren wir. Als Teamboss darf ich ruhig etwas zu früh da sein.", antwortete Dad. Wir fuhren zu seinem sehr schicken Restaurant wo bereits fast die gesamte Dachterrasse eingedeckt war. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht klar wie viele Menschen bei Red Bull Racing arbeiteten, zumal mir mein Dad verriet, dass noch nicht einmal alle kommen würden.

Wir saßen an einem Tisch mit Helmut Marko, Dietrich Mateschitz, Adrian Newey, Daniel, Max und ein paar anderen hohen Tieren, die ich aber nicht kannte. Besser gesagt hatte ich die Namen bereits vergessen.

Bisher war ich noch nicht wirklich mit der Führungsriege in Berührung gekommen. Es war irgendwie komisch zu wissen, wer da neben einem saß. Ich war extrem nervös. Ich konzentrierte mich nicht zu weinen.

Ich entschuldigte mich unter dem Vorwand auf die Toilette zu müssen und verließ die Dachterrasse. Mir stiegen ein paar Tränen in die Augen, aber zum Glück hielt es sich noch in Grenzen.

Als ich auf den Stufen im Treppenhaus saß versuchte ich mich wieder zu beruhigen. Max setzte sich neben mich. Er war mir wohl hinterhergegangen. Ich glaube er hatte bemerkt, dass es mir nicht gut ging.

"Beruhige dich!", sagte er schließlich und legte seinen Arm um mich. Ihn neben mir zu spüren tat extrem gut und erstaunlicherweise beruhigte ich mich auch sofort. Zumindest ein bisschen. "Die ganze Führungsriege von Red Bull sitzt da oben, wie so ich denn ruhig sein.", erwiderte ich und hörte mich verzweifelter an als geplant.

"Komm schau mich an. Du bist fantastisch. Sie werden dich lieben, wenn du einfach nur du selbst bist.", munterte Max mich auf. "Abgesehen davon sind das zwar furchtbar reiche und mächtige Männer und teilweise auch die Bosse deines Vaters, aber sie sind auch sehr nett. Glaub mir." Ich nickte.

Max stand auf und hielt mir seine Hand hin. "Und immer wenn du nervös wirst siehst du einfach zu mir. Konzentriere dich auf mich, dann wird das schon."

Wir standen noch kurz da und ich sah ihm in die Augen. Meine Hand lag in seiner und ich spürte wie diese Berührung mich völlig aus der Bahn warf. Seine Präsenz zu spüren half tatsächlich ruhig zu bleiben. Ich glaube das könnte funktionieren.

Ich und Max gingen wieder zurück zum Tisch und mein Vater sah mich fragend an. Ich lehnte mich zu ihm herüber und sagte leise in sein Ohr: "Ich bin nervös geworden." Er nickte wissend. Dietrich Mateschitz wandte sich an mich und fragte: "Hallo Aria, wir sind noch gar nicht dazu gekommen miteinander zu reden. Was machst du aktuell so? Wenn du nur halb so talentiert bist wie dein Vater, dann hast du sicher eine große Zukunft vor dir."

Kurz sah ich zu Max und sofort hörte das Herzklopfen auf. "Ich fange an BWL zu studieren. Allerdings erst in einem halben Jahr. Im Moment warte ich noch auf die Zusagen der Universitäten.", erwiderte ich und Dietrich lächelte mich unablässig an. "Warum wartest du noch ein halbes Jahr?"

"Eigentlich wollte ich in der Zeit arbeiten, um es mir leisten zu können von Zuhause auszuziehen, aber da mich meine Mutter rausgeschmissen hat, hat sich das Ausziehen sowieso von selbst erledigt.", antwortete ich und dachte mir im nächsten Moment, dass ich das vielleicht lieber nicht gesagt hätte. Ich musste nicht gleich jedem meine Lebensgeschichte erzählen.

"Welche Mutter wirft den ihr eigenes Kind raus?", war Dietrichs Reaktion. Das ließ mich es etwas weniger bereuen das Thema angefangen zu haben, immerhin ließ es meine Mutter schlecht dastehen. "Ich weiß es nicht. Dafür ist mein Vater umso besser."

Ich sah zur Seite wo Christian saß und lächelte ihn an. Ich hätte es wohl nicht besser erwischen können.

Dieser Mann hatte mein Leben verändert und ich war extrem dankbar dafür.

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