Am Abend als wir wieder zurück in Monaco waren kam Daniel vorbei. Das letzte Mal als ich ihn gesehen habe, war in Österreich. Das waren zwar nur wenige Tage, doch es war so viel passiert, dass es mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam. Langsam ging mir das hin- und herpendeln auf die Nerven. Da wir eh so viel unterwegs waren, wollte ich nach einem Rennwochenende nach Hause kommen. Richtig nach Hause und nicht wenige Tage später wieder nach Monaco oder England fliegen. Irgendwie waren beide Orte auf ihre eigene Weise ein Zuhause für mich geworden.
"Langsam sollte ich mich echt entscheiden. Mir geht dieses ewige Fliegen auf die Nerven.", beschwerte ich mich bei Daniel und Max. Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen. "Du kannst gerne bei mir einziehen. Das Angebot steht nach wie vor.", sagte Max und sah mich leicht lächelnd von der Seite an. "Ja, aber seit dem hat sich einiges verändert. Als du mir angeboten hast bei dir einzuziehen waren wir noch nicht zusammen und meine Mutter hatte mich gerade rausgeschmissen. Ich habe bitterlich geweint. Was hättest du denn sagen sollen?"
Max legte seine Hand auf meine und strich mit seinem Daumen darüber. "Ich habe es trotzdem Ernst gemeint. Wir sind eh die ganze Zeit unterwegs. Da ist es doch auch schon egal ob du die paar Tage auch noch hier bist." Daniel mischte sich schließlich ein: "Notfalls kommst du eben zu mir. Wenn du und Maxie euch streitet oder so. Du hast eh schon eine Zeit lang bei mir gewohnt. Solange du mich nicht wieder zum Kochen zwingst..."
Max lachte sofort auf. "Du hast Daniel zum Kochen gezwungen? Das hätte ich gerne gesehen." Daniel funkelte ihn bedrohlich an. "Warte ab! Noch ein Wort und ich sage Aria sie soll dich zum Kochen zwingen.", drohte er ihm, doch wie meisten konnte man ihn nicht Ernst nehmen. Daniel hatte so wie meistens ein riesiges Grinsen auf den Lippen. "Ich glaube, dass ich keinen von euch beiden jemals wieder zum Kochen zwingen werden. Ist besser für meinen Blutdruck."
Beide nickten zustimmend. "Wir bleiben lieber dabei etwas zu bestellen.", sagte Max. Daniel fügte hinzu: "Solange unsere Mütter das nicht erfahren." Max lachte laut auf. "Ich glaube das wissen sie." Ich trank einen Schluck von meinem Rotwein. Natürlich war ich die einzige, die trank, aber das störte mich nicht. Manchmal waren Daniel und Max sonst nur schwer auszuhalten.
Ich seufzte zufrieden auf. "Wisst ihr, das habe ich vermisst. Mit euch hier zu sitzen und einfach nur zu reden. Gerade kommt mir alles so leicht vor. Mein Leben ist und bleibt eine absolute Katastrophe, aber ihr schafft es immer mich abzulenken. Seit der Brief gekommen ist habe ich das erste Mal nicht an den Gerichtsprozess gedacht." Max lächelte mich verdammt süß an. Daniel hingegen kommentierte ironisch: "Da wird wohl jemand sentimental."
Kurz darauf verabschiedete sich Daniel dann allerdings auch schon. Es war spät geworden und ich vor allem müde. Nachdem mir die Augen des öfteren zugefallen waren beschloss er zu gehen. Max hob mich hoch und trug mich in Richtung Schlafzimmer. "Ich bin noch wach. Ich kann selber gehen.", säuselte ich müde in seine Schulter. Er lachte leise auf. "Sieht nicht so aus. Keine Sorge in zwei Monaten lasse ich dich liegen und genieße den Platz im Bett."
Ich lächelte leicht. "Wehe!", erwiderte ich. Max legte mich sanft auf seinem Bett ab und warf mir ein T-Shirt zu. "Komm zieh dich schnell um oder soll ich das für dich erledigen?" Ich verdrehte die Augen und schälte mich aus meinen Klamotten während auch Max sich umzog. Schließlich schmiss er sich aufs Bett und verfehlte mich nur knapp. "Hey!", wollte ich gerade rufen, da hatte er mich schon in seine Arme gezogen.
"Danke, Max!", murmelte ich verschlafen. "Wofür?", fragte er verwirrt nach. "Für alles. Du hast mich gerettet. Seit wir uns kennen warst du immer für mich da." Max drückte mich noch etwas fester an sich. "Du brauchst dich für nichts bedanken. Glaub mir du hast mein Leben auch ziemlich auf den Kopf gestellt. Jedes Mal wenn ich dich sehe muss ich automatisch lächeln. Sobald du in meiner Nähe bist kann ich gar nicht mehr schlecht drauf sein. Ich bin fast immer unterwegs und zu wissen, dass ich bald jemanden habe zu dem ich nach Hause kommen kann, ist ein wahnsinnig schönes Gefühl. Aria, ich liebe dich!"
Ich sah die gesamte Zeit über in seine strahlend blauen Augen und bemerkte wie die Tränen in meinen hoch stiegen. Noch nie in meinem Leben hatte mir jemand so etwas gesagt und ich wusste gar nicht so richtig wie ich darauf reagieren sollte. Max machte es mir aber unglaublich leicht. Meine Müdigkeit war plötzlich wie weggeblasen. "Ich liebe dich auch!", hauchte ich bevor ich ihn küsste. Als seine Lippen auf meinen lagen explodierte in mir ein Feuerwerk. So wie an dem Abend, an den wir zusammen gekommen waren.
Max vertiefte den Kuss noch weiter und irgendwann lag ich praktisch auf ihm. So nahe waren wir uns glaube ich noch nie gewesen, aber ich genoss es. Ich fühlte mich so sicher und gut bei ihm. Alles fühlte sich so richtig an. Es war als hätte ich mein ganzes Leben nur auf ihn gewartet. Max hat Licht in mein Leben gebracht. Er schaffte es, dass ich alles vergaß was in meinem Leben schief gelaufen war.
Er hatte mir gezeigt was Liebe ist und dafür war ich ihm unendlich dankbar. Er war alles für mich. Ich glaube mir wurde an diesem Abend erst bewusst wie viel er mir eigentlich bedeutete. Es war als hätte ich erst jetzt realisiert, dass er an meiner Seite war. Das es unsere Beziehung wirklich gab. Mir war natürlich bewusst, dass es nicht immer leicht werden würde, aber ich war mir sicher, dass wir alles gemeinsam durchstehen würden. Ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
So sicher war ich mir noch nie in meinem Leben gewesen. Bei nichts. Meiner Mutter konnte man nicht trauen, Matt war irgendwann verschwunden und alle Freunde die ich in der Schule hatte, hatten sich nach meinem Abschluss nicht mehr wirklich bei mir gemeldet. Es waren immer mehr Zweckfreundschaften gewesen, deswegen war ich nicht besonders traurig wegen dieser Sache. Trotzdem gehörten sie auf die Liste der unsicheren Beziehungen in meinem Leben. Max gehörte nicht auf diese Liste. Er stand auf einer anderen und dort war er der einzige. Auf die Liste der Menschen die ich über alles liebte. Auf eine romantische Weise.
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A new life
FanfictionEin Brief sollte Arias ganzen Leben verändern. Für sie beginnt ein neues Abenteuer zwischen Familientragödien, komplizierte Beziehungen und der Formel 1... Die Geschichte spielt in 2018, Rennergebnisse und andere Rahmenbedingungen sind so gut wie m...