Kapitel 100

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Ein paar Jahre später:

Mein Bein zitterte mit dem meines Vaters um die Wette, wie es in den letzten Jahren schon so oft der Fall war. Wie bei jedem Rennen in den letzten Jahren saß ich neben ihm am Kommandostand. Gebannt sah ich auf den Bildschirm vor mir. Es war die letzte Runde und wenn nichts mehr passieren würde, dann war es endlich so weit. Ich glaube ich war noch nie in meinem Leben so nervös wie in diesem Moment.

Ich wusste nicht was schlimmer war: Auf den Bildschirm zu sehen oder wegzusehen. Mein Herz klopfte wie wild und ich hatte das Gefühl, dass es mir gleich aus der Brust springen würde. Die Spannung war fast nicht auszuhalten. Mit der linken Hand überkreuzte ich meine Finger und betete, dass alles gut gehen würde. Die rechte Hand hielt die meines Vaters fest im Griff. Ich war mir sicher, dass ich ihm weh tat.

Mein Vater war wohl auch nicht weniger nervös. Auch wenn bei der Konstrukteursweltmeisterschaft schon alles unter Dach und Fach war. Jeder im Team wollte, dass Max, dieses Rennen heute gewinnt. Wenn er das tat, dann wäre er der neue Formel 1 Weltmeister. Gerade war er im letzten Sektor angekommen. Der Zweitplatzierte war drei Sekunden entfernt. Max hatte dieses Rennen gewonnen, wenn jetzt nicht irgendetwas total schief ging.

Als Max als Erster über die Ziellinie fuhr fiel die Nervosität von mir ab. Ich sprang auf und fiel meinem Vater um die Arme. "Er hat es geschafft. Er ist Weltmeister!", rief ich überglücklich. Es war immer mein Traum, dass er für Red Bull Weltmeister wird. Immerhin war es das Team in dem ich auch arbeitete und das mein Vater leitete. Ich merkte direkt wie mir Tränen in die Augen stiegen. 

Das ganze Team lag sich in den Armen und auch ich wurde von allen Seiten in den Arm genommen. Max' Mechaniker standen auf der Boxenmauer und jubelten ihm zu, während er über die Ziellinie fuhr. Ich grinste meinen Vater an und ich sah, dass auch er Tränen in den Augen hatte. "Du musst in den Parc Ferme.", sagte er und ich sah ihn verwirrt an. "Was meinst du?", fragte ich deshalb nach. "Wir haben es dir nicht gesagt, aber das Team hat beschlossen, wenn Max Weltmeister wird sollst du neben ihm auf dem Podium stehen."

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, welches größer nicht sein könnte. "Danke, Dad!", sagte ich. "Jetzt beeil dich. Ich bin mir sicher, dass er dich sehen will, wenn er aus dem Wagen aussteigt.", erwiderte mein Dad. Gesagt, getan. Ich lief in der Boxengasse nach vorne, wo Max gleich ankommen sollte. Wir kamen ungefähr zeitgleich an. Auch das restliche Team war schon da und jubelte wahrscheinlich genauso laut wie Max.

Max war gerade auf seinen Wagen gesprungen. Er musste noch das Lenkrad zurückbauen und ich merkte schon, wie er sich zusammenreißen musste nicht sofort zu seinen Mechanikern zu laufen. Als er mich sah sprang er sofort von seinem Auto herunter und lief auf mich zu. Fast hätte er mich umgerannt, doch noch bevor er das konnte hatte er mich schon hochgehoben und fest in seine Arme geschlossen.

Es war mir völlig egal, dass er verschwitzt war. Ich war einfach nur glücklich an diesem Tag in seinen Armen zu liegen und an seiner Seite zu sein. "Aria!", sagte er und sah mich mit seinen blauen Augen durchdringen an. Sein Visier war offen, aber er hatte den Helm noch an. "Ich liebe dich!", murmelte er. Im nächsten Moment setzte er mich ab und lief zu seinen Mechanikern. Mit einem gezielten Sprung lag er schon halb auf ihnen und umarmte einen nach den anderen.

Ich ging währenddessen zu meinem Vater und Jos, die ebenfalls schon angekommen waren und hinter der Absperrung auf Max warteten. Sofort sah ich, dass Jos die Tränen nicht zurückhalten konnte. Ich umarmte ihn ebenfalls, bevor Max von seinen Mechanikern erlöst wurde. Ich wusste, dass es auch für Jos ein ganz besonderer Moment sein musste. Max hatte auf dem Weg seinen Helm abgenommen und ihn mir schnell in die Hand gedrückt, bevor er seinen Vater umarmte. 

Ich merkte sofort, dass nicht nur Jos emotional war, sondern auch Max. Ich wusste ganz genau, dass die beiden, diese Reise, dieses verrückte Abenteuer, immer gemeinsam bestritten hatten und so war es natürlich auch für beide ein unfassbarer Moment. Max musste allerdings kurz danach zum Interview. Max ganze Familie war an diesem Wochenende hier und wartete nur darauf ihm endlich gratulieren zu können, doch zuerst musste er sich noch seine Trophäe auf dem Podium abholen.

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