Kapitel 85

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Ich stand zwischen den Mechanikern von Max und sah von unten zu ihm auf das Podium. Es war die perfekte Ablenkung. Zu sehen wie er sich freute ließ auch mich strahlen. Es war genau das was ich gebraucht hatte. Ich konnte es kaum erwarten ihn wieder bei mir zu haben und diesen Sieg noch einmal richtig zu feiern.

Bevor er zu der Pressekonferenz musste fing ich ihn noch einmal ab. Sofort hatte er seine Arme wieder um mich gelegt und mich kurzerhand hochgehoben. "Ich hoffe du weißt, dass dieser Sieg für dich war. Genieß es.", sagte Max dann. Ich grinste bis über beide Ohren. "Du kleiner verrückter Holländer hast es wirklich geschafft. Du hast wirklich gewonnen."

Max reichte mir die Trophäe. "Hier nimm sie! Sie bekommt einen besonderen Platz in unserer Wohnung. Immerhin ist das auch der erste Sieg, seit wir ein Paar sind. Für den Moment sollst du sie haben." Ich konnte nicht anders als ihn einfach zu mir zu ziehen und zu küssen. "Danke!", hauchte ich noch einmal. "Ich muss los, wir sehen uns gleich in der Box.", murmelte Max noch und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

Es war das erste Mal, dass ich eine Siegertrophäe in Händen hielt. Natürlich hatte ich auch die von den anderen Podestplätzen mal genommen, allerdings hatte Max sonst bisher nicht gewonnen. Sie war schwerer als ich erwartete hätte und ich hatte Angst, dass ich sie kaputte machte. Deshalb machte ich mich auf den Weg in die Box und stellte sie dort ab. Vom Team würde sie schon keiner klauen.

Mein Vater kam erneut auf mich zu. Davor war ich ja überstürzt abgehauen. "Schön dich lächeln zu sehen. Glaub mir an diesem Tag, liebe ich Max Verstappen. Sowohl als Boss als auch als Schwiegervater.", sagte mein Vater. Ich lächelte ihn an und schloss ihn einfach in meine Arme. "Es ist nicht nur Max der mich glücklich macht. Ich bin froh dich zu haben. Sonst würde ich das ganze wohl kaum überstehen. Habe ich dir jemals gesagt, wie sehr du mein Leben verändert hast."

Ich konnte sehen wie mein Vater grinste. Keine Ahnung woher diese Emotionalität plötzlich kam, aber ich wollte ihm einfach sagen was für ein großartiger Vater er die letzten Monate war. Auch wenn der Zeitpunkt denkbar ungünstig war, denn es war laut in der Box und alle feierten. "Nicht nur das du mich zur Formel 1 gebracht hast. Du warst immer da, wenn ich dich gebraucht habe. Mein ganzes Leben habe ich mir einen Vater gewünscht und du hast jede Erwartung übertroffen. Danke, Dad. Ich liebe dich."

Sofort konnte ich sehen wie sehr ihn meine Worte berührten. Seine Augen wurden glasig und er zog mich in eine Umarmung. "Ich liebe dich auch! Es gibt keinen Tag an dem ich nicht bereue, dass ich dich schon früher getroffen habe.", murmelte er. Vielleicht war es der unvermeidbare Tod meiner Mutter, der mich diese Worte zu meinem Vater haben sagen lassen.

Mir wurde plötzlich bewusst, was ich verlieren könnte. Auch mein Vater wäre nicht ewig hier. Ich war froh, dass wir doch relativ viel Zeit miteinander verbringen konnten. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass ich bei jedem Formel 1 Rennen dabei war. Durch dieses Geständnis waren mir auf jeden Fall wieder die Tränen in die Augen gestiegen.

Als Max schließlich die Box betrat ließ ich ihn erst einmal mit seinen Mechanikern feiern. Es war immerhin nicht nur sein Sieg, sondern auch ihrer. Auf keinen Fall wollte ich dort dazwischen grätschen. Ich hielt mich also etwas abseits und beobachtete die Szenen mit einem Lächeln. Max kam mit einer Flasche Champagner auf mich zu.

Er reichte sie mir und ich nahm einige Schlucke daraus. Max gab mir einen Kuss auf die Schläfe und legte seine Arme um mich. Er hatte mich vor sich geschoben und umarmte mich von hinten. Sein Kopf lag auf meiner Schulter und ich lehnte mich gegen ihn. Es war noch ein wunderschöner Abend. Gemeinsam mit dem Team gingen wir erst einmal Essen um den Sieg zu feiern und schließlich noch in die Hotelbar.

Max war am Ende doch einigermaßen betrunken. Ich hatte mich diesmal etwas zurückgehalten, war aber doch gut angetrunken. Als es bereits später war machten wir uns auf, in unser Zimmer. Ich stützte Max, der nicht mehr wirklich gerade gehen konnte. Er fiel praktisch in das Bett und ich konnte ihn nur mit Mühe und Not überreden zumindest seine Hose auszuziehen.

Ich legte mich neben ihn und er zog mich an sich. "Weißt du Aria, jedes Mal, wenn ich dich Lachen sehe, dann geht mein Herz auf. Dich glücklich zu sehen ist das schönste Gefühl, dass es gibt. Sogar ein Rennen zu gewinnen ist nicht so schön." Ich konnte nicht aufhören zu lächeln, während er so vor sich in lallte. "Geh schlafen, Max. Du bist betrunken.", sagte ich.

Tatsächlich vernahm ich kurz darauf ein relativ regelmäßiges Atmen. Ich hingegen konnte nicht wirklich einschlafen. Zum einen nagte der Jetlag noch etwas an mir und zum anderen gingen mir viel zu viele Gedanken im Kopf herum. Es dauerte sicher noch eine Stunde bis ich schließlich endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen war.

Am nächsten Morgen mussten wir früh zum Flughafen. Max' bester Freund wurde plötzlich seine Sonnenbrille. Er hatte doch etwas Kopfweh und auch mir war leicht übel. Im Flugzeug holte ich dann meinen restlichen Schlaf nach. Max schien auch auszunüchtern und nachdem wir in Nizza gelandet waren ging es ihm wieder gut. Immerhin war der Flug auch lang genug.

Gerade als wir unsere Koffer in den Wagen verladen haben, der uns nach Monaco bringen sollte klingelte mein Handy. Es war Matt. Sofort ging ich ran, während ich in den Wagen einstieg. "Was gibt es denn?", fragte ich immer noch gut gelaunt, obwohl ich noch etwas verkatert war. "Es geht um unsere Mutter.", erwiderte er mit einer ernsten Stimme.

Das Thema wollte ich eigentlich vermeiden, aber mir blieb ja nichts anderes übrig. Ich griff sofort nach Max' Hand, der mich fragend ansah. "Ihr geht es schlechter. Sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte geben ihr noch einen Monat. Vielleicht weniger.", verkündete er die schlechten Nachrichten und sofort war meine gute Laune dahin.

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