Kapitel 26

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Max zog sich schnell im Auto um und wir gingen dann über einen VIP Eingang ins Stadion. Für alles andere war Max wohl zu bekannt in Holland. Deshalb hatten die Karten auch ziemlich viel gekostet.

Max' Grinsen war noch größer geworden als er die Nummer 33 auf meinem Rücken entdeckt hatte. Er sagte zwar nichts dazu, aber ich hatte das Gefühl, dass es ihn freute. Gut ich hatte die richtige Entscheidung getroffen. Mit der 8, 18 oder 28 wäre das wahrscheinlich nicht passiert.

"Aria, wieso ist dein Trikot eigentlich viel zu groß für dich?", fragte er schließlich als wir auf dem Weg zu unseren Plätzen waren. „Ganz einfach. Ich wollte, dass es so aussieht als hätte ich keine Ahnung von Fußball und hätte das Trikot nur ausgeliehen und würde dich jetzt mit etlichen Fragen nerven. Was ich auch tun werde.", erwiderte ich sofort.
Max vergrub seine Stirn is seiner Hand. „Aria, da steht dein Name drauf. Das macht gar keinen Sinn.", grinste er. Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Das ändert nichts an dem Gefühl." 

Max antwortete einfach nur mit einem Grinsen. Schließlich kamen wir auf unseren Plätzen an. Man konnte von dort aus sehr gut das Spiel überblicken, aber tatsächlich war das mein erstes Fußballspiel, weshalb ich wirklich absolut keine Ahnung hatte.
Ich lehnte mich an Max bis das Spiel begann. Wie erwartet verstand ich gar nichts von dem was ich sah und dementsprechend oft fragte ich Max irgendwelche Sachen.
Er nahm das alles mit einem etwas leidenden Lächeln hin und versuchte dann mir so leicht wie möglich die Regeln zu erklären.

„Max?", fing ich an.
„Mhhhh?", erwiderte er.
„Was ist Abseits jetzt genau?", fragte ich. Max seufzte leise. „Also gut. Hier steht der letzte Feldspieler, also jeder Spieler außer der Torwart. Wenn jetzt ein Spieler der gegnerischen Mannschaft kommt und denn Ball..." Er fing an mit seinen Händen zu gestikulieren um mir zu verdeutlichen was er meinte. Das funktionierte nur nicht wirklich.
Obwohl ich Abseits nach wie vor nicht verstand, hing ich an seinen Lippen.
Es faszinierte mich wie begeistert er von Fußball war.
Motorsport war sein Leben, dass war mir seit dem ersten Rennen klar. Seit er nach seinem Sieg zu mir gekommen war und ich gemerkt habe wie elektrisiert er war.
Ich bewunderte seine Begeisterung dafür, aber hier saß er nicht als Fahrer, sondern als Fan. Hier war es nicht sein Beruf, den er ohne Zweifel liebte, sondern sein Vergnügen.
Ich glaube ich könnte ihn stundenlang dabei beobachten.

Als Holland das erste Tor des Spiels schoss sprang die ganze Tribüne auf. Ich notgedrungen auch. Ehrlich gesagt hatte ich das Tor nicht wirklich gesehen. Ich hatte nicht auf das Spiel geachtet, sondern Max beobachtet. Das war die wesentlich interessantere Aktivität, da ich von dem Spielverlauf sowieso nichts verstand. 

Ich bekam natürlich trotzdem mit was passiert war. Alleine die Reaktion der Leute reichte aus um die logische Schlussfolgerung zu ziehen. Ich sah Max in die Augen und er grinste mich an. Ich umarmte ihn.

Es war nicht geplant, es war mehr eine Art Reflex. Plötzlich verspürte ich das dringende Bedürfnis ihn zu umarmen. Er erwiderte diese auch. Ich glaube ich hatte noch nie in meinem Leben eine so feste Umarmung. Er umklammerte mich fast, so als würde er mich nie wieder loslassen wollen. 

Für meinen Geschmack ließ er mich viel zu schnell wieder los. Wir setzten uns wieder und von diesem Moment an fing ich an nicht nur Max zu beobachten. Ich beobachtete das gesamte Publikum. Man merkte wie die Emotionen so extrem beeinflusst wurden durch, dass was auf dem Spielfeld passierte. 

Manche freuten sich und andere ärgerten sich. Irgendwie beeindruckte es mich ziemlich, wie sich so viele Menschen von dem gleichen Ereignis beeinflussen lassen und wie sie letztendlich die selben Emotionen verspürten wie derjenige neben ihnen. 

Vor allem in unserem Block - diesen komischen VIP-Ding - änderten sich diese Emotionen sofort als die erste Halbzeit vorbei war. Viele gingen nach drinnen um sich etwas zu Essen zu holen. Ich und Max blieben aber sitzen. 

"Und gefällt es dir?", fragte Max mich. Ich zuckte mit den Schultern. "Naja ich verstehe nichts von dem Spiel, aber mir gefällt es, dass es dir gefällt.", erwiderte ich. Er lächelte. "Es wäre noch besser, wenn ich kein nerviges Mädchen neben mir hätte, welches mir andauernd Fragen stellt.", sagte er scherzhaft. 

Ich stupste ihn gespielt beleidigt an. "Hey. Mein Treffen. Wir sind nicht zu deinem Vergnügen hier, sondern wegen mir." 

"Ahh, daher weht der Wind. Du vergisst eine wichtige Sache. Ich entscheide über, dass nächste Treffen.", erwiderte er in einem bedrohlichen Ton.

"Ja, aber du würdest mir doch nichts schlimmes antun." Er lächelte. "Nein würde ich nicht. Ich meine für das hier muss ich mich ja revanchieren. Ich habe schon eine Idee, was das nächste Treffen wird."

Die zweite Halbzeit ging schneller vorbei als gedacht. Es machte mir sogar irgendwie Spaß das Spiel anzusehen. Das musste ich zu meinem Bedauern zugeben. Ich dachte immer Fußball wäre etwas, dass mich nicht interessiert und ich war immer jemand der alles verweigerte. Sogar die Weltmeisterschaft hatte mich nie interessiert. Jetzt saß ich hier im Stadion und mir hatte es gefallen. 

Als das Spiel vorbei war griff ich nach Max' Hand. "Komm lass uns wieder gehen.", sagte ich zu ihm. 

"War es so schlimm für dich, dass du unbedingt wieder gehen willst?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. "Nein es war in Ordnung, aber ich bin müde. Wir haben für diese Nacht ein Hotelzimmer, aber wir müssen früh aufstehen, weil du morgen etwas in der Factory zu tun hast und mein Dad uns umbringen würde wenn wir zu spät sind." 

"Das kann ich mir vorstellen. Ich weiß auch was morgen ist. Teamessen. Es kommen alle wichtigen Leute. Also dein Vater natürlich, Helmut Marko und Dietrich Mateschitz. Da muss ich da sein.", erklärte Max. Er schien wohl gewusst zu haben was passiert im Gegensatz zu mir. Mein Vater hatte mich nicht eingeladen. Was wohl bedeutete, dass ich nicht mitkommen würde. Deshalb hatte er es mir vielleicht auch nicht erzählt. 

"Wer ist Dietrich Mateschitz?" Das war der einzige Name den ich nicht kannte. Helmut Marko hatte ich schon das ein oder andere Mal bei einem Rennen gesehen, aber ich habe noch nie wirklich mit ihm geredet. 

"Der Boss von Red Bull."

"Ich dachte, dass wäre mein Vater."

"Nicht der Boss von Red Bull Racing. Der Boss von Red Bull." 


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