Prolog

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Elena

Mein Herz klopft hektisch. Poltert in meiner Brust, stolpert jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, in die Finsternis blicke. Er ist mir dicht auf den Fersen. Ich weiß weder wo meine beste Freundin Lynn steckt, noch wo ich mich befinde. In dieser Straße gibt es weder Straßenlampen oder einen Ausweg. Verdammt wo steckt Sie? Lynn ist doch diejenige gewesen, die mich unbedingt hier haben wollte. Diejenige, die mich anflehte mitzukommen. In den letzten Jahren war ich nicht sonderlich oft dazu gekommen Urlaub in Anspruch zu nehmen, geschweige denn London zu verlassen. Ich hatte mich auf diesen Urlaub gefreut, auch nach den anfänglichen Schwierigkeiten. Und jetzt das! Ich wurde nicht nur verfolgt seit meiner Ankunft in dieser verfluchten Stadt, nein, nun versucht man mich auch noch zu kidnappen. Und meine beste Freundin ist wie vom Erdboden verschwunden, hängt wahrscheinlich in den Armen eines jungen Russen, in dem Club, den wir vorhin besuchten.

Jetzt renne ich um mein Leben. Meine Schuhe war ich längst losgeworden, hatte sie in einer Straße neben dem Club in die Ecke geschmissen, nachdem ich meinen Angreifer entdeckt hatte. Dann war ich gerannt, so flink ich konnte, hatte auch noch mein Handy verloren. Meine Beine hatten mich bis zu dieser verdammten Straße getragen. Ich keuche bei jedem Schritt, der Schreck sitzt mir tief in den Knochen. Ist hier niemand, der mir helfen kann?
Schwere Schritte erklingen hinter mir, die Beschleunigen. Mein Herz schlägt panisch gegen meine Brust, verursacht ein unangenehmes ziehen, Adrenalin rauscht mir durch den Körper.
»Bitte!«, flehe ich mit entmutigter Stimme, am Ende der Kräfte. Meine Haare wehen im lauen Sommerwind. Ich wage keinen Blick zurück. Die Angst, ihn knapp hinter mir zu sehen, wird einen Herzinfarkt in meiner Brust auslösen. Noch dazu ist mein Kleid zu umständlich, um eilig damit zu rennen. Der enge schwarze Stoff, der sich vorhin attraktiv an meinen Körper geschmiegt hatte, ist mir nun ein Hindernis. Auch wenn es teuer und wunderschön ist, hätte ich es niemals angezogen, hätte ich gewusst, in welch brisanter Lage ich mich später befinden würde. Ich hätte es lieber gegen eine Jeans und ein schlichtes Oberteil getauscht. Und andere Schuhe angezogen. Meine Füße schmerzen schrecklich mit jedem weiteren Schritt, den ich über das alte Kopfsteinpflaster humple. Meine Kraft verlässt mich mehr, die polternden Schritte verklingen nicht. Der Unbekannte spricht spöttisch in Russisch, ich verstehe kein Wort.

Urplötzlich packt mich eine Hand grob am Kleid, zerrt mich in eine pechschwarze Seitengasse, weg von der Straße. Ich will schreien, ihn treten und schlagen. Mit jedem Mucks, den ich versuche von mir zu geben, presst er seine raue Hand fester gegen meine Lippen. Ein herber Geruch von sündhaft teurem Parfüm und Schnaps umhüllt mich, ausgehend von dem hinter mir. Mein Rücken hat er eisern gegen den derben Stoff seiner Kleidung gepresst, meine nackten Arme reiben gegen die Ärmel seines Jacketts. Ich sitze in der Falle, bin ihnen hilflos ausgesetzt. Scheinwerfer leuchteten auf, werfen grelles Licht auf die Straße, auf der ich um mein Leben gerannt bin. Hektisch atmend neigen sich meine Augen nach links, beobachten das Geschehen. Ich erkenne schwarze polierte Schuhe auf dem Kopfsteinpflaster, die im Scheinwerferlicht stehenbleiben. Mit einem Schlag wird es mucksmäuschenstill. Keiner der Männer regt sich von seiner Position. Mein Puls rast nach oben, mit allen Mitteln versuche ich, den Mann hinter mir abzuschütteln, während ich die Lage vor mir betrachte. Aus dem Schatten der Scheinwerfer treten vier Männer. Alle schwerbewaffnet. In diesem Moment begreife ich, dass ich in irgendetwas illegales hineingeraten bin. Aber in was? Und was wollen die von mir?

Saints and SinnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt