Miro
»Bei dem Überfall in der letzten Nacht auf die Eremitage, wurden nur wenige aber teure Stücke gestohlen. Es handelt sich um ein Milliardenschweres Collier, ein Gemälde da Vincis und zwei goldene Uhren besetzt mit hochkarätigen Diamanten aus der letzten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Falls sie Hinweise haben oder etwas Verdächtiges gesehen haben, melden sie dies bitte der hier unterlegten Nummer...«
Ich schiele ungläubig auf den Bildschirm, pelle das hart gekochte Ei aus der Schale, stecke es in den Eierhalter. »Unfassbar« murmelt meine Mutter geschockt, als das Juwel von Monaco eingeblendet wird. Es wurde geraubt, ist einfach verschwunden seit letzter Nacht.
»Das war doch vorauszusehen«, wende ich ein und löffle das Ei langsam, streue etwas Salz darauf. Wir sitzen auf der Terrasse im Schatten, haben die großen Terrassentüren aufgeschoben, damit wir den Fernseher hören. Mutter besteht wie jeden Morgen darauf, die Nachrichten zu sehen. Mit ihrer großen Brille und der Tasse Tee in ihren Fingern, an dem sie sporadisch nippt, verfolgt sie den Report aufmerksam.
»Es war nur eine Frage der Zeit, Mutter«, füge ich meinen eigenen Worten hinzu. Nickend trinkt sie ihren Kräutertee, den ich bis über den langen Tisch rieche. Ekelhaft.
»Ich denke nicht das es je wieder auftauchen wird«, murmelt sie ehrlich. Zustimmend nicke ich. Dafür ist es viel zu wertvoll. Der neue Besitzer wird es sicher nutzen wollen, wie auch immer. Es ist wahrlich eine Schande, so ein hübsches Teil in einem Kasten versauern zu lassen.
»...Finderlohn sind zwanzig Millionen Rubel.«
Ich schnaube spöttisch auf. Läppische zweihundertdreißigtausend Euro sind das umgerechnet. Für so ein teures Ding!
»Bei dem Finderlohn bemüht sich doch keiner auch nur den kleinen Finger zu krümmen«, lache ich und beiße in mein Brot. Eldaro nickt mit vollem Mund neben mir.
»Da muss ich dir zustimmen, das lohnt sich nicht, wie viel ist das Collier wert?«, fragt er in die Runde. »Zweihundert Milliarden oder so«, murmle ich. Mutter schnappt kopfschüttelnd nach Luft. »Eine Schande, es war so hübsch«, seufzt sie. Nickend beiße ich erneut von meinem Brot ab. Ja, ist es, es würde unglaublich an Elenas Hals aussehen. Ich würde ihr die Sachen vom Leib reißen und sie nur das tragen lassen, beschienen von tausend Lichtern, die das Collier reflektiert.
»Denkst du etwa an Elena?«, stichelt mein kleiner Bruder mich. Mit einem zornigen Blick drehe ich den Kopf zu ihm und ziehe die Augen zu Schlitzen zusammen. »Sei still«, fahre ich ihn an, bevor es jemand hört. Aber es ist schon zu spät.
»Wer ist den Elena?«, ertönt die autoritäre Stimme meines Vaters tief im Türrahmen. Ich schlucke den letzten Bissen meines Brotes hinunter, latsche Eldaro mit gewaltiger Wucht gegen das Schienbein.
»Verdammtes Arschloch!«, fährt er mich an. Mutter räuspert sich gereizt. Sofort verstummt er und rutscht ein Stück weg. Selbst schuld.
»Also wer ist diese Elena? Lernen wir sie kennen? Und woher kennt ihr euch? Woher kommt sie? Ich kenne keine Frau mit diesem Namen hier«, hinterfragt mein Vater sofort alles skeptisch. Er rutscht in seinen Stuhl, lässt sich von der Küchenhilfe sein Frühstück servieren und wirft sich eine Serviette über die Beine. Auch meine Mutter schaut mich neugierig an. Na super ... Ich hasse dieses Gefrage wie die Pest. Gleich werden sie wieder mit dem Thema heiraten kommen, dann Kinder und dann das Thema, ob ich sie vielleicht schon geschwängert habe. Dann müssten wir innerhalb der nächsten Woche heiraten, bevor es jemand mitbekommen würde. Meine Mutter ist sehr religiös und würde einen Herzinfarkt bekommen, sollte ich einen Bastard in die Welt setzen. »Gott Gnade meinem Sohn, hab Erbarmen mit ihm und seiner Dämlichkeit!«, würde Sie sagen und die Hände zusammenschlagen. Danach würde sie beten gehen, mich den Rest des Jahres beschimpfen. Diese Dinge nimmt sie sehr ernst, sie legt Wert auf Familie und die Liebe, was untergräbt, wieso sie uns so liebevoll erzogen hat. Es ist ihr das wichtigste auf der Welt.
»Eldaro fickt ihre beste Freundin«, antworte ich. Mutter schnappt nach Luft.
»Ich hoffe du weißt, wie man verhütet, nicht das eines Tages eine ganze Schar Kinder ankommt, mein Lieber!«Ich muss mich zusammenreißen wegen ihrer Worte, nicht laut loszuprusten. Fest presse ich die Lippen aufeinander und winke die Küchenhilfe heran, um mir noch einen Kaffee zu bestellen. Sie nimmt meine Tasse still mit.
»Natürlich weiß ich das Mutter! Ich kenne Lynn auch nur weil Miroslav diese Elena heiß findet!«, versucht er sich zu verteidigen. Seine Worte sind nicht gelogen, ich finde Sie äußerst attraktiv. Das er meinen echten Namen benutz gefällt mir aber gar nicht.
Meine Mutter lenkt ihre Augen wieder auf mich, starrt mich eindringlich an. Zugegeben habe ich wenig Lust, mit ihnen über Sie zu sprechen.
»Woher kennst du sie Miro?«
»Aus der Stadt. Wir haben uns ein paar Mal getroffen.«
»Also ist es etwas ernstes?«, wendet Vater fragend ein, während Mutter in ihrem Kopf schon unsere Hochzeit plant.
»Nein«, untermaure ich meine Worte mit fester Stimme, »sie ist eine gute Bekannte.«
»Ist sie schwanger?«, platzt es entrüstet aus meiner Mutter hinaus. Mit mahlendem Kiefer schüttle ich den Kopf. Meine Eltern sind unglaublich! »Ist sie nicht, würdet ihr es lassen? Ihr werdet sie schon früh genug kennenlernen!«, fahre ich sie an. Sauer rühre ich meinen fast überschwappenden Kaffee um.
»Ach ja? Wann denn? Also ist es doch etwas ernstes...«
»Ist es nicht. Ihr lernt sie am Freitag kennen, aber lasst sie in Ruhe«, herrsche ich meinen Vater an. Ich weiß zugut wie die beiden sein können. Mutter kreischt begeistert auf.
»Zum Jubiläum? Kind! Hast du schon einen Ring gekauft?« Mit weit aufgerissen Augen wartet sie gespannt auf meine Reaktion. Ich schnelle aus dem Stuhl auf, sodass er krachend zu Boden fällt. Meine Faust trifft auf den Tisch, diesmal schwappt der Kaffee endgültig über.
»Sie ist weder schwanger, noch habe ich vor ihr einen Antrag zu machen! Elena ist nur meine Begleitung, mehr nicht. Also hört mit diesem Ewigen Geschwafel von Hochzeit und Kindern auf! Ich werde nie heiraten!«
Mit schweren, donnernden Schritten stapfe ich von der Terrasse, hören meinen Bruder lachen. »Halt die Klappe Eldaro«, schreit Vater ihm zu. Sofort verstummt dieser.
»Miroslav!«, wendet er sich dann an mich. Aber ich gehe nicht auf seine Worte ein, tue so, als würde ich ihn nicht hören und durchquere das Wohnzimmer.
»Miroslav Du wirst sie mitbringen und uns vorstellen! Und gefälligst aufpassen, wie du mit deiner Mutter sprichst!«
Seine Worte verklingen hinter der Tür, die ich zuwerfe. Im Vorgarten parkt Stefan vor den Garagen, lehnt am Bentley.
»Können wir los?«
Er mustert mich prüfend.
»Ja lass uns fahren, Lew kommt heute nicht mit«, informiere ich meinen treuen Begleiter. Dieser hat andere Sachen zu erledigen, während Stefan mich zu Vladislav bringt, um meinen Anzug für Freitag fertigzustellen.

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Saints and Sinners
Romance18+ Sankt Petersburg. Zwei Frauen, zwei Wochen Urlaub. Es könnte perfekt sein, eine Erholung aus der Realität, den stressigen Jobs und den Männern. Elena entflieht ihrer Heimat für ein paar Tage, reist mit ihrer besten Freundin an, um zu entspannen...