12

8.7K 290 5
                                    

Miro

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Miro

Eldaro geht mir gehörig auf den Nerv. Reicht man ihm den kleinen Finger, nimmt er sich die ganze Hand. Ich wusste es schon immer! Der Geizhals! Der hat doch tatsächlich die Nerven mich schon wieder zu fragen, ob ich seinen dämlichen Club besuche.
»Reicht es nicht das ich gestern da war?«
»Nein, reicht es nicht. Die Ladies sind voll auf dich abgefahren Mensch! Das müssen wir nutzen, komm schon Miroslav...«, bettelt er. Schnaubend verschränke ich im Garten des Anwesens die Arme vor der Brust. »Nenn mich nicht so, Flachzange. Nein bleibt mein, daran kannst du nichts ändern!«
Mit diesen Worten drehe ich mich auf der Stelle um und wandere in Richtung des Hauses zurück. Nur fünf ruhige Minuten wollte ich im Garten haben ... nur fünf! Aber selbst die werden mir nicht gegönnt. Es ist doch zum Haareraufen. Dabei bin ich gerade erst angekommen, von einem anstrengenden Treffen in der Stadt, bei dem ich für Vater eingesprungen war. Ihm geht es nicht sehr prickelnd.
»Selbst du Ficker. Willst du denn nicht die heiße Engländerin wiedersehen?«, ruft Eldaro mir hinterher und weckt mein Interesse. Ich halte am Ende der Rasenfläche inne, neige den Kopf in seine Richtung und lasse die Arme sinken. Mein Bruder grinst selbstgefällig.
»Was?«, erkundige ich mich. Er hat verdammt recht, ich will Elena wiedersehen. Aber die Chancen das sie zwei Tage hintereinander in den Club kommt, ist unwahrscheinlich. Es sei denn, sie steht auf mich. »Ein kleines Vögelchen hat mir gezwitschert, dass sie heute Abend wiederkommt um das kleine präsent Zurückzugeben, welches du ihr vor die Tür gelegt hast«, summt er grinsend. Ich drehe meinen gesamten Körper ihm zu, lege meine Stirn in Falten.
»Du meinst das kleine Vögelchen was du heute Abend vögeln willst?«, erkundige ich mich. Mein Bruder lächelt verschmitzt und hebt die Hände. »Ein Gentlemans genießt und schweigt, mein lieber«, redet er um den heißen Brei herum. Das entlockt mir ein Zucken der Mundwinkel.
»Blöd nur das du keiner bist, hm? Mein lieber«, äffe ich seine letzten Worte nach und kehre mich um. Er schnaubt hinter mir, erwidert aber nichts. Leise lache ich, steige die Stufen zum Haus hinauf.
»Man sieht sich im Mercury mein lieber«, rufe ich über meine Schulter, verschwinde durch die Tür. Er beschimpft mich wüst auf Russisch, was ich nur mit einem Lachen abwickele und in den Korridor zum Büro biege. Er liegt genau auf der anderen Seite des Hauses, gegenüber des Gästeflügels.
Bereits als ich über den polierten Schachbrettboden schreite, vernehme ich die besorgte Stimme meiner Mutter in einem der Räume. Was macht Sie denn hier? Eigentlich müsste sie jetzt bei ihrem Kaffeekränzchen sitzen. Ein Blick auf die schwere Uhr um mein Handgelenk bestätigt meine Gedanken. Wieso aber ist sie um die Uhrzeit noch hier?

Ich klopfe mit der rechten Hand an der offenen Tür des Arbeitszimmers, in dem sie hitzig diskutieren.
»Geh weg mit dem Scheiß!«, donnert Vater ungezügelt hinter seinem Schreibtisch sitzend. Meine Mutter steht neben ihm, hält eine dampfende Tasse in den Händen, die sie ihm reichen will.
»Es wird dir helfen du sturer Esel! Trink es!«, fordert sie ihn auf. Er drückt die Tasse weg, verzieht die Lippen. »Geh bloß weg mit dem Kräutergesöff! Es reicht schon das ich diese unappetitlichen Salate essen muss, damit meine Werte im Bereich bleiben«, zischt er angewidert. Ich räuspere mich lautstark, klopfe erneut gegen das antike Holz. Endlich scheinen die beiden mich zu bemerken. Mutter setzt die Tasse auf dem Tisch ab und richtet sich auf. »Komm rein«, grummelt ihr Mann und schiebt das Porzellan zur Seite. Mutter haut ihm auf die Finger, was er böse schauend quittiert und sich zurücklehnt. »Hat alles funktioniert in der Stadt?«, möchte er wissen.
An der Tür lehnend nicke ich, schiebe meine angespannten Hände in das Futter meiner Hosentaschen und überkreuze die Füße. »Hat es. Die Vorbereitungen laufen. Die Männer melden sich, wenn es Probleme gibt. Es kann alles starten wie geplant, ich muss nur noch ein paar Vorkehrungen treffen«, erkläre ich ihm, ohne genau anzureißen was. Umso weniger Mutter mitbekommt, desto besser. Vater wollte sie schon immer aus allem heraushalten, was ihm nicht immer gelingt. Deswegen sprechen wir nicht mehr über die genauen Umstände vor ihr, sondern nur, ob alles glatt läuft oder nicht.
In ein Jeanskleid gehüllt verdreht sie die Augen und setzt sich in Bewegung. »Ihr seid unmöglich, so wie immer«, zischt sie, marschiert an mir vorbei. Vater lacht laut.
»Ich liebe dich auch, Lana!«
»Jaja!«, ruft sie und schmeißt eine Tür hinter sich zu. Vater lacht erneut und langt nach der Porzellantasse neben sich, aus der er vorhin keinen Schluck nehmen wollte. »Deine Mutter macht mich verrückt mit diesen gesunden Säften, Tees und Mahlzeiten...«, beschwert er sich, öffnet das Fenster hinter ihm mit einem Handgriff. Geschwind kippt er die Tasse aus, direkt auf die Rosenbüsche im Vorgarten.
»Stinkendes Gesöff!«, meckert er und schließt es. Die Tasse findet mit einem rums Platz auf der Untertasse, er wischt sich die Finger ab, bevor er sich seinen Stift wieder greift.
»Hast du alles im Griff? Wenn nicht dann kannst du deinem Bruder-«, spricht er, aber wird von mir unterbrochen. Schnell richte ich mich auf und straffe die Schultern. »Alles bestens Vater. Ich bin mir bewusst, dass es eine große Sache ist und vermassle es nicht. Du wirst sehen das alles glatt laufen wird. Versprochen«, stelle ich klar. Hilfe von Eldaro? Wenn er will das die Sache den Bach runtergeht vielleicht. Mein Bruder hat doch genug mit seinem Club zu tun. Vater nickt, leert sein Wasserglas und räuspert sich.
»Dann will ich dich nicht länger aufhalten, du wirkst schwer beschäftigt in den letzten Tagen«, bemerkt er. Nickend stimme ich zu, stoße mich vom Türrahmen ab. »Bin ich auch, man sieht sich, Vater. Du weißt ja, wie du mich erreichen kannst, wenn etwas ist«, verabschiede ich mich bei ihm.
»Sicher, geh nur.«
Gesagt getan.

Saints and SinnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt