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Miro

Es ist vorbei. Ich habe sie wieder bei mir, wiege sie in Sicherheit. Die letzten Tage sind die pure Quelle gewesen. Ich habe stundenlang wachgelegen und gebetet, dass es ihr gutgeht. Das ihr nichts fehlt. Nun weiß ich, dass es so ist. Das ist alles, was ich will. Sie bei mir zu haben.
Elena hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Es fühlt sich unwirklich an, zu wissen, dass sie mein Kind auf die Welt bringen wird.
Lächelnd halte ich ihr Gesicht in meinen Händen. Meine Stirn gegen ihre gelehnt, stehen wir uns gegenüber. Sie hält die Augen geschlossen, ich spüre ihren warmen Atem auf meinen Lippen. Seit wir im Hotel in Florenz angekommen sind, stehen wir so da. Keiner von uns sagt etwas, wir genießen die Gesellschaft des anderen stumm. Meine Finger gleiten durch ihre braune Mähne, die ihr flüssig über die Schultern fällt. Ich könnte sie stundenlang anstarren.
»Ich liebe dich.«
Zum hundertsten Mal spreche ich diese drei intimen Worte aus, sie lächelt bei jedem wie das erste Mal, als ich sie sagte.
»Ich dich auch«, wispert sie. Sie neigt ihre Lippen zu meiner Hand, küsst die Innenfläche und schmiegt ihre Wange gegen meine Brust. Tief ausatmend sinkt ihr Körper an meinem zusammen.
Behutsam findet meine Hand ihren Platz an ihrem Hinterkopf, mein linker Arm schlingt sich um ihren Körper. Sie ist spürbar müde, genau wie ich.
Es ist Nacht geworden.
Nach unserem Gespräch mit Danielo, in dem wir uns geeinigt haben die Waffen ruhen zu lassen, sind wir noch kurz in seinem Haus geblieben. Er wollte noch unter vier Augen mit mir sprechen, wegen geschäftlichen Dingen. Uns beiden ist es schwergefallen, auf einen Nenner zu kommen, nur wegen Elena haben wir uns geeinigt.
Seine Augen gleichen ihren sehr, habe ich bemerkt. Ich konnte sehen, dass er sie aufrichtig liebt. Ich hätte mir nicht ausmalen können, was passiert wäre, wenn ich nach so einer langen Zeit mein Kind zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hätte. Es hätte mir vermutlich das Herz zerrissen. All die Zeit, die die beiden nicht hatten, können sie nie wieder aufholen. Er hat weder ihre ersten Schritte noch ihr erstes Lachen erlebt, konnte sich nicht um sie kümmern. Ich werde nie zulassen, dass dies auch meinem Kind widerfährt.
Niemals.
Es wird es gut haben und ich werde es mehr als mich selbst lieben.
Wir haben uns geeinigt, dass ich Zakhar verständigen werde. Falls Maria ihn noch liebt, dann werden wir vergessen, was er getan hat. Falls nicht werden wir uns um ihn kümmern. Es mag grausam sein, aber genau so grausam wäre es gewesen, hätten wir Elena nicht mehr unter uns.
»Es war die Nacht im Katharinenpalast, oder nicht?«, erfrage ich leise.
Sie lächelt.
»Ja, vermutlich. Es war schön dort. Ich vermisse Russland«, gesteht sie mir. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich habe angenommen, dass sie London bevorzugt.
»Wie sehr? Mehr als mich?«
»Natürlich nicht«, lacht sie.
»Aber schon ein wenig.«

Schmunzelnd lege ich mein Kinn auf ihren Haarschopf. »Weißt du, wenn du willst, kannst du in mein Apartment in Sankt Petersburg ziehen. Es wird gerade Grundsaniert. Ich würde mich freuen, wenn es dir gehört oder du es wenigstens benutzt. Wenn du noch nicht bereit bist mit mir zusammenzuleben, dann kannst du auch allein einziehen«, schlage ich vor. Elena schlägt ihre Augen langsam auf, sucht meinen Blick. »Wirklich? Ich will nichts überstürzen, aber es hört sich schön an«, lächelt sie ehrlich. Das verstehe ich.
»Immer mit der Ruhe Lämmchen, wir haben alle Zeit der Welt. Ich bin dir nicht böse, wenn du in London bleiben willst, bei Lynn und deiner Arbeit.«
Sie schüttelt den Kopf.
»Das habe ich nicht gesagt. Vielleicht schaue ich mir die Wohnung erst an, wenn sie fertig ist.«
Ihre Fingerkuppen wandern verführerisch mein Hemd hinauf. Ich grinse.
»Gute Idee... dann kann ich dir zeigen, wie gut man in dem Bett Sex haben kann. Und auf dem Sofa.«
»Und wo noch?« Sie legt Lippenbeißend ihren Kopf schief und knöpft mein Hemd auf.
»Überall wo du willst«, hauche ich ihr entgegen. Ich senke meine Lippen auf ihre, hebe sie hoch und drehe uns Richtung Schlafzimmer.

Saints and SinnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt