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Elena

Er hat mir eiskalt an den Po gegrabscht. Und irgendwie hat es mir gefallen, muss ich mir ungern eingestehen. Ich hasse, es dies zuzugeben. Aber seine warme Hand in meiner Hosentasche hat sich gut angefühlt - irgendwie. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Auch wenn er mich dermaßen auf die Palme gebracht hat. Ich weiß, dass er mich wieder angelogen hat. Das Armband, welches ich in den Händen halte, ist Milliarden wert ... und gestohlen. Noch vor meiner Abreise muss ich es loswerden, sonst werden sie mich verhaften und nicht mehr aus dem Land lassen. Irgendwie muss ich's in seine Jacketttasche schmuggeln oder seinem Bruder unterjubeln. Er wird wissen, was es ist und woher es kommt. Auch wenn es atemberaubend schön ist, kann ich es nicht behalten, abgeben unmöglich. Jeder wird Fragen stellen; woher ich es habe, wieso ich es besitze, wie lange es bei mir ist. Ich werde ihn verraten müssen, was ich auf keinen Fall will. Miro löst viel zu viel in mir aus. Erst muss ich herausfinden, was an ihm mich anzieht wie das Licht die Motte. Wie die Blumen einen Schmetterling.
»Verdammt reiß dich zusammen Elena!«, fauche ich mich selbst durch den Spiegel an. Mit zitternden Fingern spritze ich mir kühles Wasser ins Gesicht, atme durch und trockne mir die Hände mit einem Papiertuch ab. Zerknüllt fällt es in den Papierkorb neben dem Waschtisch, gefolgt vom nächsten und nächsten. Nervös kaue ich auf meiner Lippe und denke gequält über die nächsten Stunden nach. Lynn und dieser Eldaro werden zusammen Zeit verbringen wollen, was bedeutet das ich mich aus dem Staub machen muss, bevor die Entscheidung der beiden fällt. Sonst habe ich Miro an der Backe, der mich wieder verführen wird. Gott - wieso kann er das so gut?
»Fuck«, nuschle ich und schlage mit der flachen Hand gegen die Marmorplatte. Ein weiterer Atemzug, dann raffe ich mich auf und verlasse das Badezimmer. Ich laufe langsam durch den Flur zurück ins Restaurant, an ein paar Besetzen Tischen vorbei auf die Dachterrasse. Der Ausblick von hier ist umwerfend, atemberaubend. Man überschaut die Stadt. Sogar den Hafen bis zum Meer.

»Da bist du ja, wir wollten schon einen Suchtrupp losschicken«, scherzt meine beste Freundin, als ich am Tisch ankomme. Mit einem schmalen Lächeln sinke ich in den Stuhl, lege mir die Serviette über die Beine und hebe mein Glas, um etwas zu trinken. Das Wasser perlt meine trockene Kehle hinunter, bringt mein Herz dazu, ruhiger zu schlagen. Ich setze es ab, lehne mich zurück. »Nein schon gut, ich habe die Zeit etwas vertrödelt«, entschuldige ich mich und senke meine Augen auf den Teller vor mir. Leckere Tortellini mit reichlich Soße liegen darauf hübsch angerichtet und einfach zum Anbeißen. Miros Augen ruhen auf mir, spüre ich, beiße in die ersten Tortellini und meide es ihn anzusehen. Seine bloße Anwesenheit bringt mich durcheinander.    Jedes Mal, wenn unsere Blicke sich treffen, sehe ich Feuer in seinen Augen auflodern. Wie das Feuer zur Hölle, fast schon hypnotisierend. Es entwickelt sich zu einem unbändigen, gierigen Feuer, wenn wir uns Näherkommen. Den Blick im Taxi, als ich vor ihm kniete, werde ich nie vergessen. Selbst wenn ich ihn nicht deuten kann.
»Wir wollen noch etwas durch die Stadt, nach dem Essen«, lenkt Eldaro ab. Kurz hebe ich den Kopf, um ihn anzusehen, bemerke die Ähnlichkeit zu seinem Bruder. Sie haben dieselben Gesichtszüge, dieselbe Nase und Augenbrauen. »Ja, wir wollen danach noch ins Mercury. Ist das in Ordnung für dich Elena? Ich weiß das wir den Abend zusammen verbringen wollten, aber...« Sie spricht nicht weiter, ihr Blick spricht Bände. Enttäuscht seufze ich und tunke die Tortellini in etwas Soße. »Schon okay«, murmle ich, »...ich suche mir einfach ein Taxi, das mich ins Hotel bringt. Mir ist nicht nach Feiern zumute.«
»Oh, wieso bringt mein Bruder dich nicht nachhause? Er hat doch genügend Zeit«, schlägt Eldaro vor. Der mir gegenüber lehnt sich zurück, ignoriert die Worte seines Bruders und legt die Gabel beiseite. Er tupft sich die Lippen mit seiner Stoffserviette ab, streckt die Beine unter dem Tisch aus. Ich fühle wie sein rechter Lackschuh, meinen Knöchel streift. Ein Schauer wandert über mein Bein.
»Ja, Taxis sind teuer«, stimmt Miro seinem Bruder mit rauer Stimme zu. Kaum merklich schlucke ich den dicken Kloß in meinem Hals hinunter. Ich will nicht mit ihm allein sein und dumme Dinge tun. Dinge die wir niemals hätten tun sollen. Nie!

Saints and SinnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt