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Elena

»Okay der scharfe Freund von deinem Typen kutscht uns stundenlang durch die Stadt?«, fragt Lynn mit großen Augen und sinkt auf den samtigen Sessel in der Lobby.
»Dann muss Du ihm ja echte etwas bedeuten, das ist dir bewusst, oder?«, fragt sie erneut und eindringlich nach. Heimlich verdrehe ich die Augen und lasse mich ihr gegenüber auf einem Zweisitzer nieder.
»Es ist eine nette Geste, was ist schon dabei?«
»Du bist bei seinen Eltern zum Essen eingeladen! Bist du doof oder blind? Er steht verdammt nochmal auf dich. Und-« Sie stoppt sich selbst und schielt an mir vorbei. »Oh mein Gott. Elena kneif mich mal...«, stottert sie schockiert. Verwundet folge ich ihren Blick, erkenne einen schicken schwarzen Geländewagen, vor dem Hotel parken. Und aus ihm steigt der große Muskelprotz Namens Lew aus, in einem schicken Polohemd und dunkler Hose gekleidet.
»Kneif mich schon Elena«, drängelt meine beste Freundin mich weiter, haut mir immer wieder gegen die Jacke. Also tue ich was sie, verklagt und kneife sie in den Arm.
Zusammenzuckend hält sie sich die Stelle. »Au nicht so doll!«, beschwert sie sich grummelnd. Amüsiert erhebe ich mich und deute ihr mitzukommen. Über den roten Teppich im Hotel schreiten wir auf die Schiebetüren zu. Lew scheint keine Anstalten zu machen das Hotel betreten zu wollen. Bis jetzt habe ich noch nie mit ihm gesprochen. Er ist nur ein stiller Mitfahrer gewesen. Ob er die Leiche in jener Nacht beseitigt hat? Sicher mit dem anderen Typen, der dabei war. Allein bei dem Gedanken läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Gruselig.
Lynn und ich treten aus dem Hotel ins Freie, gehen über den ausgelegten Teppich bis auf den noch feuchten Bordstein. Nicht mal die Sonne von heute Morgen, konnte den gefallenen Regen trocknen.

»Hallo, Sie müssen Lew sein, oder?«, begrüße ich ihn freundlich. Der angsteinflößende Russe schaut kurz zwischen uns beiden her, dann öffnet er die hintere Tür des Jeeps. »Ja, steigen Sie ein«, antwortet er knapp und distanziert. Lynn haut mir aufgeregt gegen den Arm, springt an mir vorbei in den luxuriösen Geländewagen. Als sie im inneren verschwindet, stößt sie einen begeisterten Laut aus.
»Elena wir haben Champagner!«
Während ich mir kein Schmunzeln verkneifen kann, verzieht Lew nicht eine Miene. Ich betrachte ihn für eine Sekunde von der Seite, lege meine Hand an den Sitz und steige ein. »Sag Miro danke von mir«, bitte ich ihn. Einmal nickend schließt er die Tür für mich, marschiert mit großen Schritten um das Fahrzeug. Unterdessen hat Lynn mir ein gefülltes Glas in die Hand gedrückt. Ich spähe auf das nach Alkohol riechende Getränk mit gekrauster Nase. »Es ist erst zehn...«, versuche ich meine beste Freundin zu erinnern, die gerade wie wild Fotos von sich schießt. »Und? Irgendwo auf der Welt ist es schon fünf«, zwinkert sie mir charmant zu. Mir ein lächeln verkneifend, stelle ich Glas in einen der Halter, schnalle mich an und verstaue meine Sonnenbrille in der kleinen Tasche, die ich mit mir führe. Lew parkt aus, fährt quer durch die Stadt.

Durch die getönten Scheiben können uns die Menschen nicht sehen. So fährt er uns gelassen an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei, an denen wir schon waren, Peter und Paul Kirche sowie der Isaaks Kathedrale. Nach einer halben Stunde beugt Lynn sich neugierig zu unserem Fahrer vor.
»Bist du eigentlich sowas wie ein Bodyguard? Oder schuldet Miro dir einen Gefallen?«, quetscht sie ihn voller Neugier aus. Der stämmige Russe wirft mir einen Blick durch den Rückspiegel zu, bevor er sich entscheidet, Lynn zu antworten.
»Ich arbeite für seine Familie.«
Seine dunkle Stimme schallt durch den Wagen. Würde er eine Skimaske tragen, würde ich ihn glatt für einen Auftragsmörder halten. Meine beste Freundin leert mein Glas und legt den Arm auf der Lehne seines Sitzes ab.
»Interessant« wispert Sie begeistert. Lynn schnalzt mit der Zunge, lehnt sich grübelnd zurück und sieht mich an.
Still formt sie ein »heiß«, mit ihren Lippen und wackelt mit den Augenbrauen. So kenne ich sie.
Lew räuspert sich nach ein paar Minuten hinter dem Steuer. »Mir wurden ein paar Orte genannt, zu denen ihr Sie beide bringen soll. Falls Sie Wünsche haben, werden sie sie in den Raum. Wir haben genügend Zeit«, erklärt er uns. Der Blonden fallen gleich hundert Plätze ein, zu denen sie noch will. Zum Schluss dreht sie sich zu mir und sagt; »Elena ich liebe dich dafür das wir die super VIP Tour durch Sankt Petersburg bekommen!«

Saints and SinnersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt