5.Lasagne

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Als ich nach 2 Stunden, alles aufgeschrieben habe was ich noch wusste, stand ich auf und gab meine Zettel ab.

Mir ist bewusst, dass ich eigentlich noch eine ganze Stunde hätte und ich locker nochmal über mein Geschriebens drüber sehen könnte, doch ich kann einfach nicht...Ich muss aus diesem Raum raus.

Mit einer schnellen Handbewegung mache ich Gia klar, dass ich sie später anrufen würde. Sie nickt nur und schaut sofort wieder zurück auf ihr Blatt.

So schnell ich kann, laufe ich aus dem Gebäude raus. Das Wetter ist relativ gut für einen späten Herbsttag, doch trotz der Sonne, reicht mein T-shirt nicht aus und ich fange leicht an zu zittern.

In meinem Kopf schweben so viele Gedanken, es fühlt sich an als würde er gleich platzen. Um diese erstmal zu ordnen, setze ich mich auf die nächst gelegene Bank, stütze meine Arme auf meinen Beinen ab und vergrabe mein Gesicht in meine Händen.

Auch mein zweiter Versuch mich an alles was gestern passiert ist zu erinnern, scheitert kläglich. Aber ich weiß auch gar nicht, ob ich mich daran wieder erinnern möchte, denn denken kann ich mir das schon...wie konnte das alles nur passieren. Ich war auf so einem guten Weg mein Leben wieder einigermaßen in Griff zubekommen und nun fühlt sich all das wieder an als stehe ich am Anfang.
Ein Abend...Ein Abend der dich wie ein Schlag wieder an den Anfang katapultiert. Ein Abend wo ich die Kontrolle verloren habe. Ein Abend wo ich mich meinen Ängst hingegeben habe. Und das hier war meine Quittung.

Es fühlte sich an als hätte ich vor einem Jahr das Rauchen aufgegeben und gestern hätte ich wieder an einer gezogen. Ich machte mich selbst fertig, vielleicht war ich auch ein ticken zu hart zu mir selbst, aber nach all dem was ich hinter mir haben, hätte das einfach nicht passieren dürfen.

Nein, dass hätte es nicht...

Nach einer Weile entscheide ich mich den nächsten Bus nach Hause zunehmen, denn sonst würde Gia gleich noch rauskommen und will wissen wie das hier alles zustanden gekommen ist und ehrlich gesagt kann ich mir das gerade nicht einmal selbst beantworten.

In meiner Tasche finde ich noch ein bisschen Kleingeld was gerade noch für ein Ticket reicht. Die komischen Blicke Vorbeilaufender ignoriere ich einfach. Als wenn die noch nie jemanden in High Heels, einem übergroßen T-shirt und Jogginghose bei 8 Grad gesehen haben. Diese Gedanke bringt mich überraschenderweise kurz zum schmunzeln.

Als ich nach ca. 20 Minuten vor unserer Haustür stehe, halte ich kurz inne. Ehrlich gesagt habe ich Angst...Ich habe Angst wie Maddie reagiert, wenn sie mich erstmal so sieht und ich ihr dann auch noch erklären muss, was gestern Abend passiert ist.

Ich bin schon selbst so enttäuscht von mir selbst, aber noch schlimmer ist es, wenn ich die Enttäuschung im Gesicht von jemanden, der mir viel bedeutet sehe.

Ich atme noch einmal tief ein und schließe die Tür auf. Es ist totale Stille in unsere Wohnung, was die Situation für mich nur noch schlimmer macht. Nachdem ich meine Tasche auf den Haken hänge und meine High Heels ausziehe, gehe ich mit langsamen Schritten ins Wohnzimmer.

Und dort sitzt sie mit einem Buch in der Hand auf unserer Couch. Ohne groß nachzudenken fange ich an zureden.

< Ich weiß ich habe es verbockt...aber glaub mir bitte ich kann das erklären....aufjedenfall teilweise>stammel ich. Doch Maddie bewegt sich kein bisschen.

Nach einer gefüllten Ewigkeit, breche ich dann nochmal die Stille< sagt doch was...egal was, aber bitte rede mit mir> Und es zeigt Wirkung, Maddie legt ihr Buch weg und guckt mir jetzt direkt in die Augen.

Sie sieht schlimm aus, total aufgequollene Augen, ihr ganzes Gesicht ist rot und an ihren Wangen laufen Tränen herunter. In mir zieht sich alles zusammen, dass ist alles meine Schuld.

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt