You don't need to know my name

38. Kirche

Mit einem Guten Morgen "Kuss" begrüßt mich Nala, die förmlich vor Energie sprudelt. Genau das Gegenteil von mir. Ich hätte locker noch 3 Stunden mindestens schlafen können, doch irgendjemand musste die Tür auf machen.

< Beweg dein Arsch hoch. Es ist nach 11 > ruft Jannis aus dem Bad und damit ist der Übeltäter gefunden.

Warum muss meine Familie nur so kranke Frühaufsteher sein und ich so ein Morgenmuffel, manchmal glaub ich wirklich, ich wurde als Kind vertauscht.

Ohne nur ein Aggression an Jannis zu verschwenden, drehe ich mich einfach auf die andere Seite und mache meine Augen ganz schnell wieder zu. Einfach so tun als wäre nicht passiert, denke ich mir, doch in der nächsten Sekunden, zieht jemand an meiner Bettdecke und rutscht mir aus der Hand.

Als ich mich umdrehe, sehe ich Nala mit meiner Bettwäsche im Maul, die von einem Bein aufs andere hüpft. Am liebsten würde ich sie einfach, die Treppe runterwerfen, doch diesen Hundeaugen kann man nicht böse sein, also ziehe ich ihr nur die Decke aus dem Maul und platziere sie wieder auf meinem Bett.

Da ich jetzt sowieso schon wach genug bin, gehe ich jetzt rüber zu Jannis ins Bad und fange neben ihm an Zähne zu putzen. Durch dien Spiegel wirft er mir einen schadenfreudiges Lächeln zu, vorauf er nur ein < Du Arsch > zurück bekommt. Aber dabei bleibt es auch, da ich mich jetzt auf keine fall provozieren lasse.

Und es soll wirken, nur kurze Zeit später macht sich Jannis aus dem Staub und geht mit Mama, Papa, Oma und meiner Tante eine Runde mit Nala. Nur Jascha bleibt zurück doch, der ist viel zu sehr mit seiner ps 5 beschäftigt, so dass ich wenigsten für eine halbe Stunde meine Ruhe habe.

Ich setze mich mit den Resten vom Nudelsalat aufs Sofa und schalte den Fernseher ein, wo gerade wohl zum 1000 mal Aschenbrödel dieses Jahr läuft. Man kommt um diesen Film in der Weihnachtszeit einfach nicht drum rum. Doch mitkriegen tuhe ich eher weniger, weil meine Gedanke schon wieder bei gestern Abend sind.

Es war wirklich schön. Nachdem Oma und ich wieder da waren, haben wir alle zusammen Essen vorbereitet wobei wir jedes Weihnachtslied im Radio mit gesungen haben und das selbst beim 5 mal Jingle Bells.

Kurz vor 5 waren wir dann alle bereit für die Kirche und haben uns in unserer besten Garderobe auf den Weg gemacht. Auch so eine Tradition der Brandts, die Kirche ist pflicht, was mich aber überhaupt nicht stört. Eher freue ich mich, es erinnert mich an meine Kindheit, diese Unbeschwertheit.

Als wir noch kleiner waren, war der Weihnachtsmann immer genau dann da wenn wir in der Kirche waren. Man denkt, dass ist doch eigentlich ziemlich offensichtlich, doch keinem von uns drei ist aufgefallen, dass Mama und Papa vielleicht dahinter stecken könnten. Im Nachhinein scheint das förmlich unmöglich.

Doch jetzt wo wir älter sind, haben wir uns gestern nachdem wir wieder zurück waren, alle gegenseitig die Geschenke überreicht.
Am meisten hab ich mich über das Geschenk von Jascha und Jannis gefreut. Ich hatte im Sommerurlaub neben bei erzählt, dass ich voll gerne mal Golf spielen ausprobieren möchte und jetzt haben sie mir einen Gutschein dafür geschenkt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr überrascht war, dass die beiden sich das gemerkt haben.

Auch wenn sie oft echt nerven, wüsste ich nicht was ich ohne meine Brüder machen würde. Wie komisch wäre es, wenn es sie nicht geben hätte und ich gestern, da alleine mit Mama, Papa, Maike und meiner Oma gesessen hätte.

Und bei dem Gedanken muss ich an Roma denken...

...wie komisch es für sie gewesen sein muss oder ist. Da ist niemand denn du nerven kannst, niemand der mir dir gegen deiner Eltern kämpft, niemand auf den du dich immer 100% verlassen kannst.

Ehrlich gesagt habe ich mir das noch nie vorher vorgestellt, auch da meine Brüder einfach da sind. Ich hatte einfach noch nie den Grund dazu.

Doch nur die Vorstellung löst
in mir Schmerz aus und trotzdem werden die mich aber wohl niemals verstehen lassen, wie es Roma ergangen sein muss. Was sie erlitten haben muss oder wie sehr sie immer noch darunter leidet. Diese Gewissheit sie kommt nie wieder zurück.....

Mit jedem Gedanken wird dieser Knoten in meinem Hals größer. Das Wissen und
die Vorstellung was sie alles durch machen musst, lässt mich nicht los. Wie sehr ich ihr diesen Schmerz abnehmen würde oder wenigstens nur einen Teil.

Doch bei einer Sache bin in ich mir sicher, niemand wird wohl jemands verstehen können was sie durch gemacht hat, was sie ertragen hat oder womit sie fertig geworden ist.

Doch wenn es es nur annähert so schlimm
war, wie in meinen Vorstellungen, tut es mir so unfassbar leid. All meine Worte, die ich ihr an den Kopf geworfen habe, würde ich sofort zurück nehmen, wenn ich könnte.

Doch ich bin Macht lost.

Das einzige was ich tun kann ist zu hoffen, dass sie die wunderschönsten Weihnachten seit langem hat, auch wenn ihre Schwester vielleicht nicht dabei sein kann. Trotzdem bin ich mir sicher, dass sie von oben zu schauen wird und sie sich für Roma freuen wird, für alles Gute was ihr widerfahren wird.

Genauso wie ich.