18. Pinguine

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Was soll ich ihm denn jetzt sagen ?

Innerlich gerate ich in Panik, doch
sehe dabei nur starr in Julian's verwirrtes Gesicht.

< Alles Gut, Roma ?> kommt es von Julian der jetzt nach meiner Hand greift.

Als sich unsere Hände berühren, legt sich wie aus dem nichts ein Schalter um und ich ziehe meine Hand weg und streiche mir durch die Haare und antworte mit einem Versuch eines echt wirkendem Lächeln < Ja, äh klar, ähm....meine Familie, die...>

Warum fällt mir genau jetzt keine gute Ausrede oder Lüge ein. Sonst ist Lügen echt einer meiner Stärken, auch wenn ich nicht stolz drauf bin, hat genau das schon oft meinen Arsch gerettet. Aber bei Julian ist das anders, als hätte ich ein Blockade ihn anzulügen.

< ..,die lebt noch in Hamburg. Möchtest du noch etwas, ich wollte sowieso gerade kurz auf die Toilette verschwinden, ich könnte dir sonst noch einen Cappuccino mitbringen.> bringe ich gerade noch so heraus und bin dabei schon am Aufstehen.

Julian sieht immer noch verwirrt aus und schüttelt nur leicht den Kopf, was ich als Nein deute und dann mich mit den Worten < Okay, bis gleich > mich auf die Toilette verabschiede.

Dort angekommen muss ich erstmal aufatmen. Wie knapp war das denn schon wieder. Ich bin echt überhaupt nicht zufrieden mit meinem Abgang und generell meiner Ausrede, aber ich sollte mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt noch ein Weg gefunden habe der Frage aus dem Weg zugehen, auch wenn der alles andere als perfekt war.

Da ich eigentlich gar nicht auf die Toilette muss, nutze ich die Zeit um zu überlegen, was ich tue oder wie ich mich verhalte, wenn ich an den Tisch zurückkehre. Der erste Gedanke in meinem Kopf ist einfach zugehen. Julian würde es wahrscheinlich erst, gar nicht auffallen und....

...Nein, dass kann ich nicht bringen. Nur die alte Roma wäre ohne was zu sagen gegangen, aber nicht ich. Also heißt es Zähne zusammen beißen und direkt versuchen ein neues Gesprächsthema zu starten.

Was in der Theorie eigentlich total einfach klingt, erweist sich als 10 mal so schwer in der Praxis. Nachdem ich dreimal nach der Klinke, der Toilette gegriffen habe, aber dann wieder zurück gezogen habe, traue ich mich endlich und gehe mit schnellen Schritten zu Julian, der sich gefühlt keinen Zentimeter bewegt hat, jetzt aber nicht mehr so verwirrt aussieht.

Einfach das Gespräch normal fortführen- wiederhole ich immer wieder in meinem Kopf, was ich dann auch direkt versuche in die Tat umzusetzten.

< Da bin ich wieder...ähm...Was ist eigentlich dein Lieblingstier ?> frage ich als ich dabei bin mich hin zusetzten.

Lieblingstier ?! Ist mir wirklich nichts besseres eingefallen. Innerlich schlage ich die Hände vor dem Kopf zusammen. Das kann doch nicht mein ernst sein.

Dass Julian auch überrascht von der Frage ist, kann man sofort an seiner Körpersprache erkennen. Ich weiß nur nicht so ganz ob diese nicht auch was damit zu tun hat, dass er versucht zu verstehen, warum ich mich gerade so komisch verhalte. Denn das ist eine Tatsache, die auch ich nicht verleugnen kann.

Genau deshalb kann ich es ihm auch nicht böse nehmen, dass er sich kurz Zeit nimmt und erst eine Stille zwischen uns herrscht. Doch dann bekomme ich eine Antwort.

< Äh...Pinguine. Ich finde die wirklich cool und witzige Geschichte, ich liebte früher die Madagaskar Pinguine und habe dadurch den Spitznamen Skipper bekommen. Du kennst du doch bestimmt. Die Show war gefühlt meine ganze Kindheit. >

Julian wirkt wieder sehr gesammelt und dazu wirkt es außerdem so als ob er einfach versucht, dass was vorher geschehen ist zu verdrängen, wofür ich ihm auch sehr dankbar bin. Ich habe das Gefühl, dass er versteht, dass ich über das Thema Familie nicht gerne reden möchte.

Außerdem fragt er den restlichen Abend auch nicht mehr ansatzweise etwas in die Richtung Familie. Es wird einfach umgangen und sobald das Gespräch den Anschein macht in das Thema Familie zu schreiten, ändert wenn ich oder sogar Julian die Richtung unsere Unterhaltung. Nach einiger Zeit fällt auch meine Anspannung hab, was ich auch Julians Verständnis zuschreiben muss. Er hätte auch ganz anders reagieren können und mich in eine viel größer Stresssituation bringen können, wenn er zum Beispiel immer weiter nachgehakt hätte.

Nach weiteren 2 Stunden entschließen wir uns zugehen, da es schon wirklich recht dunkel draußen geworden ist. Außerdem muss ich noch etwas für meine morgige Vorlesung vorbereiten und dachte ich würde, das locker nach unserem Treffen schaffen, doch ich konnte nicht ahnen, dass das Gespräch wirklich so gut läuft und wir uns doch so gut verstehen.

Ich gebe das nicht gerne zu, aber ich mag Julian's Art wirklich. Er ist echt ein bodenständiger Typ für das was er verdient und für die Aufmerksamkeit, die er bekommt. Außerdem nimmt er sich selbst nicht zu ernst und kann mich zu lachen bringen. Und all diese Dinge bringen mich dazu mich immer ein kleines bisschen mehr bei ihm fallen zulassen, was aber eigentlich nicht passieren darf, denn fallen lassen bedeutet, dass ich unvorsichtig werde und das macht mich angreifbar. Also versuche ich es so gut es geht zu verhindern und bin deshalb froh als wir gemeinsam das Café verlassen, zum Auto schlendern und uns auf dem Heimweg machen.

< Du hättest wirklich nicht zahlen müssen, ich bin nicht so arm, dass ich mir das nicht hätte leisten können> starte ich das Gespräch im Auto als Julian in die nächste Straße einbiegt.

< Bist du dir da sicher?...ne Spaß...Ich habe dich eingeladen, also bezahle ich auch! > bekomme ich als Antwort.

< Na dann sage ich danke Skipper> kommt es einfach so aus mir heraus wonach wir beide schmunzeln müssen.

Was Julian aber natürlich nicht so stehen lassen kann. < Das habe ich dir nicht erzählt
damit du mich jetzt so nennst >

Worauf ich nur plump antworte < Zu spät > .
Das hätte er sich vorher überlegen müssen.

< Und hast du auch so eine Spitznamen > fragt mich Julian jetzt, doch ich durchschaue sofort was er vor hat.

< Und wenn ich einen hätte würde ich dir den nicht verraten. So dumm bin ich nicht !> gebe ich ihm sofort als Antwort zurück, worauf wir beide wieder das Lachen anfangen.

Eine Sekunde später biegen wir auch schon in meine Straße ein und halten vor meinem Wohnblock. Beim Abschnallen schaue ich zu Julian hoch, der mir direkt in die Augen schaut.

< Muss zugeben der Nachmittag war wirklich schön > bekomme ich heraus worauf ich auch sofort eine Antwort bekomme. < Hat mir auch wirklich viel Spaß mit dir gemacht >

Dann schauen wir uns beide noch ein letztes mal tief in die Augen bevor ich aussteige und ohne mich nochmal umzudrehen zur Haustür gehe. Ich höre nur noch wie Julian's Auto davon fährt.

Als ich sein Auto nicht mehr höre, fange ich wieder an klar zu denken. Unsere zu langen tiefen Blicke lösen im mir ein komplettes Blackout aus, was dazu führte, das ich nicht mehr fähig war noch irgendwas auf seine Worte zu sagen. Diese Augen haben meine Gedanken ausgelöscht. Diese Augen...

Was hat dieser Junge nur mit mir gemacht ?


Hellloooo
Ich wollte mich einmal bei den Leuten bedanken, die fast jedes meiner Kapitel geliket haben. Ich schätze das wirklich sehr und freue mich immer wenn euer Name wieder aufleuchtet :)

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt