35. Oma

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Keine Ahnung was ich mit der Info anfangen soll, dass sie zurück in Hamburg ist.
Am liebsten würde ich jetzt einfach zu ihr fahren, da Bremen jetzt ja auch wirklich nicht weit ist, aber den Gedanken zerschlage ich sofort. Ich muss einsehen, dass ich es verbockt habe und so ein unüberlegtes Zusammentreffen würde auch niemals gut enden, außerdem woher soll ich wissen wohin ich muss. Hamburg ist unendlich groß, da ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich genau diese Straße auf dem Bild finde, schon sehr gering.

Aber warum ist sie überhaupt in Hamburg ?

Sie hat nicht oft von ihrer Familie geredet, ehrlich gesagt gar nicht, dass einzige was ich weiß ist, dass ihre Eltern in Hamburg leben und ihre Schwester...gestorben ist.

Dies ist logischerweise auch der Grund, warum sie nicht gerne über ihre Familie gesprochen hat und ich Vollidiot zwinge sie noch förmlich dazu es mir zusagen. Ahhhhhh....

Wie sagt man so schön, hinterher ist man immer schlauer, nur leider ist der Spruch diesmal für meine Situation viel zu harmlos.

Doch dann werde ich aus meinen Gedanken wieder zurück in dir Realität geholt, da Jascha gerade zur Tür herein kommt.

Hechelnd nimmt er sich die Wasserflasche, die vor mir auf dem Tisch steht und trinkt ohne Pause bis ich Angst habe, dass seine Lunge gleich platzt.

< Dir geht's gut ?> frage ich ihn ironisch wobei ich mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden lasse.

<Jaja >bekomme ich als Antwort, die ich aber nur ganz leise verstehen kann, da mein Bruder schon wieder auf den Weg die Treppe hoch ist.

< Müsstest du dich nicht auch eigentlich fit halten ? > fragt mich mein Vater mit schief gelegtem Kopf, so dass er an der Zeitung vorbei, mir in die Augen sehen kann.

Ich weiß, dass mein Papa die Frage gar nicht böse meint, aber trotzdem nervt sie mich. Was ist das bitte sein Problem und außerdem hat er auch keine Ahnung was ich an Sport abgesehen vom Training mache.

Deshalb stelle ich mein Geschirr neben die Spüle und verschwinde dann auch nach oben mit der Worten < Ich gehe auch mal hoch, wenn Mama hilfe braucht soll sie bescheid sagen> und drehe mich um, ohne weiter auf deine Frage einzugehen.

Damit verschwinden ich wieder in mein Zimmer und als hätte er es gewusst, ruft mich Marius genau in diesem Moment an.

Mit den Worten < Was geht ?! > nehme ich mein Handy in die Hand.

< Na, gut zuhause angekommen ?! Ich wollte dir eigentlich von meinen Ideen für Sylvester erzählen> bekomme ich daraufhin von der anderen Seite des Hörers zurück.

< Dann schieß mal los > signalisiere ich ihm, dass er weiter reden soll.

< Also es gibt zwei Ideen. Also wenn gehen wir in Club, kann uns easy Karten für die Sylvester Party im Bootshaus besorgen oder ich schmeiße meine eigene Party zuhause. >

< Also ehrlich gesagt, war ich letztes Jahr echt bisschen enttäuscht von der Party im Bootshaus > sage ich und hoffe das er versteht was ich damit sagen will.

< Ja, da ist was dran. Also lieber bei mir ?>fragt er mich nun.

< Deine Entscheidung aber wäre safe dabei> gebe ich ihm als Antwort.

< Na dann mach ich mich mal an die Planung für die beste Sylvester Party die jemals gesehen wurde. Ach und Frohe Weihnachten >

Ich muss lachen, verabschiede mich dann aber noch mit den Worten < Was anders habe ich auch nicht erwartet und dir und deine Familie auch schöne Weihnachtstag nh > und lege dann auf.

Über eine weitere Stunde liege ich einfach nur in meine Bett rum und scrolle durch jede App die ich auf meine Handy besitze, um einfach nur Zeit tod zuschlagen.

Doch dann höre ich wie unten die Tür aufgeht und sofort ist die Stimme meiner Oma Inge im ganzen Haus zuhören.
Meine Oma ist echt ein Herzensmensch und erleuchtet wirklich jeden Raum.

Man kennt ja das typische Mama- oder Papakind, aber ich bin schon seitdem ich klein bin ein Omakind.

Da meine Eltern früher immer viel gearbeitet haben, habe ich viel Zeit bei ihr verbracht und dadurch haben wir eine ziemlich enge Beziehung. Deshalb fackel ich nicht lange und mache mich auf den Weg nach unten, wo ich meine ganze Familie in der Küche antreffe.

< Ingechen > sage ich und umarme meine Oma ganz fest.

< Och Julian, schön dich zusehen > bekomme ich zurück vorbei wir uns wieder von einander lösen. Oma strahlt einfach so süß, da kann man nicht anders und hat gleich selbst ein Grinsen auf dem Gesicht.

< Gut, dass du jetzt schon hier bist, kannst du nochmal eben zu Rewe fahren. Ich hab die Eier vergessen. > richtet sich meine Mama an mich, woraufhin Oma sich entschiedet mit zukommen und dass obwohl Maike es ihr versucht auszureden, aber Oma will einfach nicht nutzlos hier herum sitzen und behaart deshalb darauf.

Also schnappe ich mir schnell meinen Autoschlüssel und schon steigen wir beide in meinen Wagen. Nachdem wir um die erste Kreuzung rum sind, fängt meine Oma an zureden.

< Na erzähl mal wie läuft dein Leben so. Also fußballerisch war in letzter Zeit ja nichts so gut, was ist los ? Ist vielleicht ein Mädchen schuld ?! >

Wie kann sie einfach schon wieder so ins schwarze Treffen. Sie kann mir wirklich alles vom Gesicht ablesen, denke ich mir und muss deshalb kurz schmunzeln.

< Du kannst auch hellsehen oder ?! Ja, da ist...naja war jemand. Ich hab's einfach nur tierisch verbockt und jetzt...jetzt will sie nichts mehr von mir wissen, was ich aber auch verstehen kann >

Ich erzähle ihr weiter die Kurzfassung zwischen Roma und mir und hoffe innerlich, dass sie mir nicht genauso wie allen anderen sagt wie dumm ich doch war. Denn ganz ehrlich darauf wäre ich im nachhinein nun wirklich nicht gekommen.

< Und das war's jetzt ? Du belässt es einfach dabei? Das ist doch nicht nein Julian. Ich sehe doch wie sehr du sie magst.>

  Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll, sie hat recht, doch selber will ich mir das nicht eingestehen und starre deshalb einfach weiter auf die Fahrbahn.

< Warum erzählst du mir eigentlich das alles und nicht ihr ?! Weißt du, wenn man etwas verbockt hat, hat man diese eine letztes Chance. Die bekommt man wenn eigentlich schon alles vorbei ist und dabei legt man die Entscheidung in die Hand der anderen Person. Ihr beiden hattet jetzt genug Abstand von dem ganzen und genauso wie du wird sie sich unendlich viele Gedanken gemacht haben. Am Ende wird sie entscheiden, doch egal welche sie am Ende trifft, du kannst mit dir im reinen sein, denn du hast alles versucht und nicht so halbherzig vorher aufgegeben > beendet meine Oma ihren Monolog.

Und vielleicht hat sie recht und ich habe noch diese letzte Chance. Und auch wenn ich sie habe, wie soll ich das denn bitte anstellen ?

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt