33.Bremen

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Julian:

Es ist still im Auto, da ich ehrlich auch nicht weiß was ich darauf antworten soll.

< Tja, dass hat er verbockt, nicht wahr ?! > spricht dann Jannis mehr als unerwartet, was mich nur noch mehr in die Enge drängt.

Mist! Ich muss mir jetzt was überlegen, da ich durch den Spiegel auch sehe, wie sich Verwirrung in Meikes Gesicht breit macht.

< Ähm...also...ist vorbei > kommt es aus mir raus und sofort frage ich mich ob mir ehrlich nichts besseres eingefallen ist.

< Na dann....ich merke schon, sollte lieber nicht weiter nachfragen > antwortet mir meine Tante und schaut dann wieder aus dem Fenster.

Ich bin erleichtert, dass sie es einfach so hinnimmt, denn eine bessere Erklärung wäre mir auch wirklich nicht eingefallen.

Jannis dafür werfe ich eine bösen Blick zu, da seine Stichelei echt nicht hätte sein müssen, doch den ignoriert er gekonnt und dreht das Radio auf. Ich dachte ehrlich wir haben das geklärt gehabt, aber da bin ich mir gar nicht mehr so sicher.

Generell sind die Straßen recht leer für die Weihnachtszeit und so kommen wir gegen 10 Uhr abends an meinem Elternhaus an. Ich bin echt hundemüde und möchte eigentlich nur noch ins Bett fallen, so versuche ich meine Eltern mit einer Umarmung und kurzem Smalltalk zufrieden zustellen und verabschiede mich dann auch gleich.

Mit meiner Tasche in der Hand betrete ich mein altes Kinderzimmer, was nun eigentlich als eins der Gästezimmer genutzt wird, aber größtenteils alle meine alten Möbel beinhaltet. Das Highlight ist aber immer noch meine Fußballbettwäsche, die meine Mum immer nur extra für mich aufzieht.

Schnell ziehe ich mich aus, schnappe mir meine Kulturtasche und mache mich in Boxershorts auf den Weg ins Bad. Beim anschließenden Zähneputzen kreisen meine Gedanken wieder mal nur um sie.

Fragen über Fragen auf die ich keine Antwort habe und trotzdem stelle ich sie mir immer wieder aufs neue. Wie gerne würde ich mich noch einmal erklären und entschuldigen. Wie gerne würde ich ihr sagen, dass es mir egal ist wie kompliziert ihr Leben gerade ist und ich sie so sehr vermisse. Aber alles nur Wünsche, die nicht wahr werden können, weil ich mich nicht beherrschen konnte. Ich könnte mir ehrlich einfach in die Fresse schlagen.

Nachdem ich mich noch einmal in Spiegel betrachte und merke, dass ich echt fertig aussehe, was aber auch kein wunder bei so wenig schlaf, mache ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer und dann auch direkt in mein Bett.

Sofort schließe ich die Augen und sehe sie wieder vor mir, mit ihrem wunderschönem Lächeln........und bei dem Anblick muss ich mir eingestehen, dass ich dieses wohl nie ganz vergessen werde.
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Am nächsten Morgen bin ich immer noch müde, da ich diesmal wohl zu viel Schlaf bekommen habe. Man kann es dem Körper auch einfach nicht recht machen, denke ich mir und stehe mit diesem Gedanken auf und gähne einmal ganz laut.

Nachdem ich mir ein T-shirt, einen Pulli und eine lange Sporthose übergezogen habe, mache ich mich auf den Weg in die Küche, wo mein Vater gerade genüsslich an seinem Kaffee nippt und seine Zeitung ließt. Durch den Bogen der die Küche direkt mit dem Wohnzimmer verbindet und so auch mit dem Terrassentür, kann ich Jannis erkennen, der gerade mit Nala spielt, was mich keines bisschen wundert.

Wir alle lieben Nala, aber Jannis noch mehr als wir warscheinlich alle zusammen. Jannis wollte immer einen Hund haben schon sein Leben lang, jedes Jahr stand dies auf seiner Wunschliste. Sein Lieblingstier war auch immer der Hund und so hat er sich auch mega gefreut als Mama und Papa sich für einen Hund entschieden haben. Jannis hat 24/7 mit ihr verbracht und so eine enge Beziehung zu ihr aufgebaut, um so trauriger war es als Jannis zum studieren zu mir nach Dortmund gezogen ist.

Aber umso mehr freut sich Jannis, aber auch Nala, wenn Jannis sich hier zuhause mal wieder blicken lässt. Was nicht nur die beiden freut sondern auch Mama und Papa. Durch das Ausziehen von uns beiden, lebt nur noch Jascha hier, doch durch die Schule und sein vieles Training beim SV Werder Bremen, ist auch er fast nie zuhause. Deshalb hat meine Mutter auch jeden Feiertag zum Familientreffen ernannt, damit sie uns alle überhaupt mal sieht, wie sie immer betont.

Mit den Worten < Morgen, der Herr > betrete ich den Raum und setzte mich direkt an den Küchentisch auf dem noch die Reste vom wohl heutigen Frühstück stehen, an denen ich mich direkt bediene.

< Naa, lang genug geschlafen ?!> bekomme ich als Antwort, wobei er seine Zeitung weglegt und mir jetzt ins Gesicht lächelt.

Wie kann man am Morgen bitte so gut gelaunt sein, denke ich mir und beiße dabei in mein Brötchen.

< Jo, bin wieder top fit > lüge ich als ich meinen Bissen runtergeschluckt habe und eine Schluck aus der Wasserflasche nehme, da ich ehrlich zu faul bin, um mir noch ein Glas zuholen. Das Aufstehen würde mich jetzt auch eindeutig überanstrengen.

< Das hört sich doch gut an > erwidert mein Vater und schlägt seine Zeitung wieder auf.

< Wo ist eigentlich der Rest der Truppe ?> frage ich ihn nachdem ich die Hälfte meines Brötchens schon aufgegessen habe.

< Jascha ist Joggen. Die beiden Damen sind zu deiner Oma, die heute Abend ja auch kommt und Jannis ist draußen > erklärt er mir, was ich mit einem < Achso > einfach hinnehme.

Da ich nichts besseres zu tun habe, hole ich mein Handy raus und beantworte erst ein paar Nachrichten. Eine ist von Marius, der mich fragt ob ich etwa an Silvester schon was vor habe. Ich habe eine Ahnung warum er das wohl fragen könnte und antworte deshalb direkt ~Noch nicht, aber wenn du mich so fragst gleich schon;)~ und drücke auf senden.

Auch Instagram überfliege ich einmal, wo aber nichts spannendes passiert ist seitdem ich das letzte Mal die App geöffnet habe, doch als ich es ein letztes mal aktualisiere, leuchtet Roma's Instagram Name auf und ich halte in meiner Bewegung inne. Keine Sekunde später drücke ich auf ihr Profilbild und das Bild einer Straße taucht auf, was mich im ersten Moment ein bisschen enttäuscht, doch dann erkenne ich unten rechts ganz klein eine Schrifzug, der lautet: Hamburg, I'm Back.

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt