32. Haus

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Meine Entscheidung ist getroffen und so plane ich mich Freitag morgen auf den Weg zumachen, so habe ich morgen noch Zeit hier aufzuräumen und meine Sachen zupacken.

Ehrlich habe ich keine Ahnung ob ich das wirklich schaffe. 3 Jahre ist es her als ich dieser Stadt den Rücken gekehrt habe und dabei gedacht habe, dass ich niemals zurück kommen werde. Hamburg die Stadt mit der ich so viel mehr verbinde als nur der Ort in dem ich geboren wurde.

Und schon wieder bin ich kurz davor komplett in meine Gedanken zu verschwinden, doch das ist mehr als keine gute Idee, deshalb entscheide ich mich dazu schlafen zugehen. Immer die beste Lösung, da meine Augen auch schon langsam zufallen.

Ich schalte das Licht im Wohnzimmer aus und will dann gerade die Vorhänge schließen und sehe nur wie Jannis auf ein Auto zu geht und wem gehört das...natürlich Julian.

Egal was ich tue, ich werde ihn nicht los...

Schnell schließe ich den Vorhang. Ich muss jeder Versuchung wiederstehen. Ich muss mich zusammen reißen. Mit schnellen Schritten schreite ich ins Bad, putze Zähne und falle danach einfach nur ins Bett und mit dem letzten Gedanken an diese scheiß wunderschön blauen Augen, die ich wohl nice ganz vergessen werde.
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Mein Wecker zeigt mir an das ich schon längst hätte aufstehen sollen, doch ich drehe mich lieber noch einmal um. Heute ist
Freitag und irgendwie, wenn auch nur unterbewusst drücke ich mich davor diese Haus oder überhaupt erstmal mein Bett zu verlassen.

Als mein Wecker jetzt zum 5mal klingelt, schaffe ich mich aufzuraffen und schütte mir im Bad erstmal kaltes Wasser ins Gesicht. Es wird kein Rückzieher mehr gemacht, rede ich mir danach ein, was Wirkung zeigt. Nur eine Stunde später um Punkt 12 Uhr, schließe ich die Haustür hinter mir ab.

Schnell verstaue ich meine Tasche in Kofferraum und mache mich dann schon auf den Weg auf die Autobahn. Ich versuche so wenig daran zudenken wo ich gerade hinfahre und lenke mich so gut es geht mit Musik ab. Von Katy Perry zu Helene Fischer ist alles dabei um meine Stimmung irgendwie aufrecht zuhalten.

4 später und nach 2 Staues, sehe ich das Hamburg Ortsschild an mir vorbeiziehen. In mir zieht es sich zusammen. Ich bin...bin in Hamburg.

Durch ruhiges Atmen schaffe ich es den Knoten in meiner Brust wieder etwas zulösen, doch ich bleibe angespannt. Jede Sekunde nähern wir uns meiner Kindheit und das macht mir Angst. Tierische Angst!

Nur 15 Minuten später bin ich in meiner alten Umgebung angekommen. Und ich....
All diese Orte, all diese Erinnerungen. Ich kann nicht anders und versuche gar nicht mehr meine Tränen zurück zuhalten. Still und leise kullern sie meine Wange herunter.

Alles erinnert mich an mein altes Leben, die guten und schlechten Zeiten, und ganz besonders an meine Schwester. Das Lieblingscafé von Florence, die Bank auf der ich meinen ersten Kuss hatte oder die Bushaltestelle stelle an der wir uns das letzte mal umarmt haben, streifen an mir vorbei.

Langsam biege ich in eine Querstraße ein und werde immer langsamer bis ich irgendwann anhalte. Ich stehe vor meinem früheren Zuhause. Vor meiner Kindheit.

Ich kann nicht, ich verfalle in eine Schockstarre und schaue nur gerade aus, aus der Frontscheibe.

Es sieht genauso aus wie vor 3 Jahren, keine Veränderung, alles beim alten und doch so anders. Es fühlt sich alles so fremd an, soweit weg und doch ist es nur 20m von mir entfernt.

Ich halte es nicht aus und breche komplett in Tränen aus. Es tut weh...es tut so sehr weh, dass etwas was du mal Zuhause genannt hast, dir so fremd vorkommt. Etwas das du mit den Menschen die dir am wichtigsten und nächsten Standen geteilt hast, jetzt nur noch ein einsames Haus für dich ist.

Ich steige aus und und wische mir mit einem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht. Ich atme dreimal tief ein und gehe mich mit langsamen Schritten auf das Haus zu.

Irgendwann stehe ich nur einen Zentimeter vor dem Grundstück, doch ich kann keinen Fuß darauf setzen. Es fühlt sich an als würde eine imaginäre Wand vor mir stehen.
Also stehe ich einfach nur da und erkenne alle diese kleinen Details. Die 2 angemalten Steine von mir und Florence, die wir Mama und Papa zu Weihnachten geschenkt haben und Mama ganz stolz neben ihrer Haustür platziert hat. Ich dachte wirklich ich bin künstlerisch begabt und bei diesem Gedanken fange ich anzulachen und weinen gleichzeitig. Ein komplettes Gefühlschaos, was mich überkommt.

Gefühlte 2 Sunden stehe ich einfach nur da und...und tue gar nichts. Ich bin total fertig mit der Welt und habe das Gefühl, dass ich gleich erfriere.

Doch da ich mir sicher bin, dass ich es heute einfach nicht schaffe überhaupt einen Schritt auf dieses Grundstück, geschweige denn ins Haus zu machen, steige ich wieder ins Auto und entscheide mich dieser Nacht in einem Hostel zuschlafen.

Ich hab verstanden, dass ich mich selbst zu nichts zwingen kann. Es funktioniert einfach nicht und macht die Situation nur schlimmer als eigentlich erleichternder.

Morgen ist ein neuer Tag und eine neue Chance meine Angst zu überwinden, mit diesen Worte in meinem Kopf, zünde ich den Motor an und fahre aus dieser beengten Straße.




Wird sie es morgen schaffen ?:))

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt