You don't need to know my name

11.Praxis

Der Wecker klingelt, doch ich war schon längst hellwach. Ich sitze aufrecht in meinem Bett, schaue einfach nur aus dem Fenster und höre Musik.

Ich habe von meinen besten Freunden AirPods zu meinem 20 Geburtstag bekommen, die ich mir jetzt zugebrauch mache.

Was ich höre war immer unterschiedlich gerade ist es eher ruhige Musik, da ich in meiner Gedankenwelt verschwunden bin.

Ich hatte für alle meine Stimmungslagen unterschiedliche Playlisten erstellt, damit ich die Lieder nicht immer suchen muss.

Als der Wecker klingelt, höre ich gerade Bad Idea von girl in red, was meine Lage sehr gut widerspiegelt.

Ich nehme meiner Airpords raus und schalte das nervige Piepen endlich aus, hüpfe aus dem Bett und mache mich auf dem Weg ins Bad.

Ich habe gefühlt die letzten zwei Nächte überhaupt nicht geschlafen und genau das macht sich auch in meinem Spiegelbild bemerkbar.

Seit Samstag lassen meine Gedanken mir nicht eine Pause, wenn ist es meine Mutter oder Julian worüber ich mir den Kopf zerbreche.

Zum Glück habe ich heute früh direkt um 8 Uhr meine Therapiestunde. Ich muss eine Lösung für das alles finden und deshalb setze ich alles auf meine Therapeutin Martina.

Also mache ich mich schnell fertig ziehe einfach nur ein Pulli und eine Lederleggings über und da es echt kalt war, schlüpfe ich noch in meiner langen braunen Mantel. Ich greife nur noch schnell nach meinem Schlüssel und schließe dann die Haustür leise hinter mir zu.

Maddie hat über Nacht Besuch von Max gehabt, deshalb nehme ich an das beide nicht viel Schlaf bekommen haben, also will ich sie lieber schlafen lassen.

Nach Samstag sind wohl alle Gefühle wieder aufgetaut, so hat Maddie mir es aufjedenfall gestern morgen beschrieben und deshalb haben sie sich gestern Abend eigentlich nur getroffen um" über ihre Situation zu reden", 100% ist es nicht dabei geblieben. Aber ehrlich gesagt ist es mir egal, ich habe oft genug Maddie gesagt was ich davon halte. Schon als es das erste Mal anfing, habe ich sie davor gewarnt, dass das nicht gut ausgehen wird und war echt froh als sie das hin und her dann irgendwann wirklich beendet hatte. Und jetzt hab ich einfach Angst, dass das ganze von vorne anfängt.

Maddie hat es das letzte mal echt nicht leicht weggesteckt und noch ein zweites mal würde sie es noch weniger verkraften. Ich hoffe einfach, dass sie vielleicht wenigstens ein bisschen geredet haben.

Naja....das werde ich wohl früh genug erfahren und öffne mit dem Gedanken die Tür von Frau Fischer's oder auch Martina's Praxis.

< Da bist du ja> begrüßt mich Martina direkt persönlich.

< Aber ich bin doch nicht zu spät?> erwidere ich ihr, wobei ich mein Handy zücke um zu schauen wie viel Uhr wir es haben.
Es leuchtet 7:55 auf, was mich beruhigt.

< Dann komm mal mit durch> ruft Martina mir zu und ich folge ihr wie immer den Flur entlang.

Ihr Praxiszimmer sieht eher aus wie ein Wohnzimmer. Der Raum war in einem Beige gestrichen und hat eine riesen Fensterfront gegenüber der Tür. Links an der Wand steht ein großes Regal mit unterschiedlichen Büchern, die glaub ich aber mehr Deko sind als alles andere. Auf der anderen Seite hängen zwei große Bilder, die Martina's 10 jährige Tochter gemalt hat. Ich würde es als ...."abstrakte Kunst" bezeichnen. In der Mitte standen zwei kleine Sofas sich gegenüber, welche von einem kleinen Couchtisch getrennt sind.

Ich setze mich wie immer auf eine Seite und Martina sich gegenüber, die sich dabei einen Block und Stift zur Hand nimmt. Ich habe mich schon immer gefragt, was sie wohl darauf schreibt. Wie gerne würde ich nur einen kurzen Blick auf ihre Notizen werfen. Martina ist immer so professionell, aber auch auf eine gute Art, trotzdem würde ich gerne mal wissen was sie wirklich denkt, nicht als meine Therapeutin...