14.Brötchen

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Als es mir auf dem Balkon zu kalt wird und meine Becher leer ist, gehe ich wieder rein und stelle erstmal die Heizung an.

Um mich selbst wieder auf andere Gedanken zu bringen, entscheide ich mich dafür einen kleinen Spaziergang zu machen und auf dem Rückweg einfach Brötchen mitzubringen.

Ich tapse zurück in mein Zimmer, wo Maddie immer noch tief und fest schläft. Schnell nehme ich mir mein Handy und noch eine Jogginghose aus dem Schrank, welche ich mir im Flur ganz fix überziehe. Mein Schlafshirt stecke ich in die Hose da ich zugeben muss, einfach zu faul bin es auszuziehen. Außerdem ziehe ich noch meinen braunen Mantel über, der sowieso das meiste überdeckt. Genauso wie meine schwarze Mütze meine zerzausten Haare versteckt und meine schwarze Sonnenbrille meine tiefen Augenringe.

Ohne mich nochmal im Spiegel anzuschauen, greife ich nach meiner kleine Schwarzen Tasche, die alle meine wichtigen Dinge beinhaltet und ich eigentlich überall hin mitnehme.

Da ein Spaziergang eigentlich wieder ein perfekter Moment für meine Gedanke ist um mich in die Irre zu treiben, hole ich meine Airpods aus meiner Tasche und mache mir eine Podcast an, auf den ich mich versuche voll und ganz zu fokussieren.

Nachdem ich eine Stunde durch die Straßen von Dortmund geschlendert bin, komme ich an unserem Bäcker des Vertrauens an. Die haben einfach die besten frischen Brötchen und dazu gibt es hier Franzbrötchen, die ich anfangs echt aus meiner Heimat Hamburg vermisst habe.

Ich bestelle zwei normale Volkornbrötchen, da Maddie und ich uns da beide einig sind, dass das die Leckersten sind und dazu für jeden von uns noch ein Franzbrötchen. Damit mache ich mich auf direkten Weg wieder nach Hause.

Als ich gerade in den Park einbiege fängt mein Handy an zu klingeln und plötzlich fällt mir auf das ich Maddie in keiner weise Bescheid gegeben habe, dass ich Brötchen holen bin, so dass ich mein Handy abnehme, mit den Worten < Sorry, bin Brötchen holen gegangen, bin aber in 5 Minuten wieder zuhause> Damit will ich eigentlich wieder auflegen, als die andere Person am anderen Ende der Leitung anfängt zu reden.

<Roma, hier ist Mama.>

Abrupt bleibe ich stehen und lasse meine Brötchen fallen. Warum denn genau jetzt? Ich bin nicht bereit für dieses Gespräch. Einen ungünstigeren Moment hätte sie sich echt nicht aussuchen können.

Ich löse mich aus meiner Starre als die Stimme meiner Mutter wieder in meinem Ohr ankommt.
< Hallo...Roma bist du noch da?>

< Äh...Sorry, schlechte Verbindung, bin draußen > lüge ich, was ich sofort wieder bereue, weshalb Martina's Worte wieder in meinem Kopf auftauchen - 'sei ehrlich'.

< Du wolltest mich sprechen?> redet meine Mutter weiter mit einer etwas verwirrt wirkenden Stimme, was ich aber auch komplett nachvollziehen kann, da ich mich verhalte als müsste ich erzählen das ich schwanger bin.

Reiß dich zusammen Roma! Sei Ehrlich!

Ich räuspere mich und antworte ihr dann.< Genau also ich wollte mit dir über Weihnachten reden...ich...ich weiß wie sehr ihr euch gefreut hättet, aber...aber ich bin einfach noch nicht breit.Ich bin auf einem guten Weg und arbeite wirklich hart an mir, aber noch nicht dieses Jahr, vielleicht nächstes...> ich muss eine kurze Pause machen damit ich nicht anfange zu weinen und atme deshalb einmal tief ein.< Diese ganzen Erinnerungen...., ich würde euch mit meiner Anwesenheit, Weihnachten nur schlimmer machen> Ich kann meine Tränen nicht mehr halten und spüre wie die erste Träne meine Wange herunter kullert.

<Es ist alles gut, wirklich, wir verstehen das mehr als du warscheinlich denkst. Wir haben nicht alles richtig gemacht die letzen Jahre und für uns ist das auch alles noch nicht einfach. Es tut mir leid, ich muss mich bei dir entschuldigen, wir müssen uns bei dir entschuldigen für all das was in den letzten Jahren schief gelaufen ist >höre ich meine Mutter sagen.

Hat sie das gerade wirklich gesagt? Meine Mutter hat sich gerade bei mir entschuldigt. Das hier ist doch ein Traum.
< Ich wollte dir das schon länger sagen, aber irgendwie gab es nie denn richtigen Moment. Ich kann nicht erklären was mit mir passiert ist....och hab dich alleine gelassen> führt sie fort wobei ich hören kann, dass auch sie weinen muss.

< Es ist okay....das hier....das hier war mehr als ich erwartet habe. Wir alle haben Fehler gemacht >schluchze ich dahin.

Wie lange hab ich darauf gewartet, dass meine Mutter sich entschuldigt. Wie lange habe ich gedacht das wir nie wieder zusammen finden und jetzt hat sie gerade mehr gesagt als nur "Entschuldigung" gesagt.

< Nehm dir alle Zeit die du brauchst wir warten, okay ?> löst meine Mum unsere kurze Stille, die ich nutze um meine Tränen so gut wie es geht wegzuwischen.

< Das werde ich und ich verspreche dir, der Tag wird kommen >

< Das weiß ich mein Schatz> erwiedert sie und ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper. Wie lange habe ich die Worte‚ 'mein Schatz' nicht mehr aus ihrem Mund gehört. Dieser Klang. Wie sehr habe ich das vermisst.

< Ruf mich an wann immer du willst. Ich bin da, vielleicht war ich das in den letzen Jahren viel zu wenig, aber ich bin es jetzt. > höre ich meine Mutter sagen bevor ich mit den Worten < Danke > auflege.

Ich lache und weine gleichzeitig, ich wollte all diese Jahre nur das Wort 'Entschuldigung' aus dem Mund meiner Mutter hören und heute war der Tag gekommen. Heute wurde ich ein Stück erlöst und obwohl ich immer noch diesen Schmerz und all diese Erinnerungen mit meiner Mutter verbinde, wurde mir heute ein bisschen Leid genommen und all das Gepäck was ich die ganze Zeit mit mir rum schleppe wurde leichter.

So ehrlich waren wir schon lange nicht mehr und das gibt mir Hoffnung. Hoffnung darauf das wir wieder zueinander finden. Das hier war aufjedenfall ein sehr guter Anfang.

Nachdem ich mit einem alten Taschentuch aus meine schwarzen Tasche meine Nase putze, hebe ich die Brötchentüte vom Boden auf und geh dann mit schnellen Schritten und Musik im Ohr nach Hause um Maddie direkt zu berichten.

Schnell gehe ich die Treppen unseres Treppenhauses hoch und bin gerade dabei den Schlüssel ins Schloss zustecken als ich im Augenwinkel eine blondhaarige Person erkenne. Durch die Kopfhörer habe ich die Schritt vorher nicht gehört, so dass ich die Person nur noch von hinten betrachten kann als diese auf dem Weg zur Haustür ist.
Und wer hat an diesem Tag noch gefehlt.....genau er.

Julian

Ich kann meine Augen nicht von ihm abwenden und folge ihm mit meinem Blick bis zur Tür. Als er diese öffnet, dreht er sich unerwarteterweise noch einmal um und grinst mich frech an, doch reagieren kann ich nicht, da im nächsten Moment schon die Haustür zufällt.

Was war das ? Was wollte er mir damit sagen ? Dieser Mann verdreht meine Gefühle, meinen Kopf und ich habe das Gefühl ich weiß nicht mehr wo oben und unten ist. Erst will er mich kennenlernen, dann ignoriert er meine Nachricht und heute läuft er stumpf an mir vorbei als ob er nicht wüsste wer ich bin, dreht sich aber trotzdem nochmal um, aber sagt nichts.

Das zweite mal an diesem Tag fängt mein Handy an zu vibrieren, dieses mal ist es aber nur eine Benachrichtigung, aber nicht irgendeine.

So schnell ich kann öffne ich Instagram und öffne den Chat mit einer neuen Nachricht.

-Hab dich nicht vergessen.Wie würde dir morgen 15 Uhr passen. Hol dich natürlich ab:)-

Obwohl ich nicht will fange ich an zulachen, wie unberechenbar kann ein Mensch eigentlich sein. Vor zwei Sekunden ist er noch seelenruhig an mir vorbei gegangen und jetzt schreibt er mir so eine Nachricht. Dieser Junge ist das größte Mysterium und ich frage mich ob ich ihn jemals verstehen werde.

Hello:)
Sorry fürs lange Warten, aber besser spät als nie;)

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt