12.Turteltauben

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Es ist halb 2 als ich endlich das Unigebäude verlasse. Nach einer zwei stündigen Vorlesung, hatte ich mich dazu entschieden noch in der Bibliothek zu lernen.

Aber jetzt will ich einfach nur noch nach Hause, ich hatte mich versucht so gut wie möglich die 4 Stunden auf die Uni zu konzentrieren und meine restlichen Probleme für die Zeit zur Seite zuschieben.

Ich hüpfte in die nächste Bahn, die in mein Stadteil fährt und suche mir eine Platz am Fenster in der Nähe der Tür.

Meine Uni liegt in einer der teureren Gegenden von Dortmund, wo Maddie und ich uns niemals eine Wohnung hätten leisten können, deshalb brauchen wir circa 20 Minuten mit Bus und Bahn zur Uni.

Im Zug stecke ich mir meine AirPods ins Ohr und höre Musik, dabei scrolle ich durch Instagram.

Da ich so konzentriert bin und durch die Kopfhörer nichts mit bekomme, verpasse ich fast meine Haltestelle, kann aber noch schnell genug reagieren und hüpfe noch aus der Bahn bevor die Türen sich wieder schließen. Bei meinem Sprung aus der Bahn verliere ich einen AirPod was ich natürlich sofort merke, mich umdrehe um ihn dann auch direkt auf dem Boden vor mir liegen zu sehen.

Als ich ihn aufhebe, sehe ich im Augenwinkel die Bahn vor mir vorbeiziehen, dabei kommt das Plakat auf der anderen Seite perfekt zum Vorschein. Und was ich da beim aufstehen sehe, bringt mich zum erstarren.

Eine Volkswagenwebung des Sponsors des DFB Teams und wer muss da natürlich direkt in der Mitte stehen

....Julian.

Es fühlt sich an als würde er mich verfolgen.

Wenn ich es dann doch mal schaffe ihn zu verdrängen, taucht er irgendwie irgendwo in irgend einer Weise auf. So viel Zufälle kann es doch gar nicht geben?!

Ich löse mich aus meiner Starre als der nächste Zug hereingefahren kommt und das Plakat wieder verdeckt. Schnell stecke ich meinen AirPod wieder ins Ohr und drehe die Musik doppelt so laut, um die Gedanken an Julian zu unterdrücken.

Mit schnellen Schritten laufe ich die Treppe zum Ausgang hoch und komme nach weiteren 5 Minuten vor unserem Wohnblock an, als Tim und seine Freundin Anna gerade das Haus verlassen wollen. Ich nehme meine AirPods raus und begrüße beide, so fröhlich wie ich gerade nur kann.

< Na ihr beiden, freut mich auch dich mal wieder hier zusehen> sage ich und richte mich direkt an Anna.

< Ja, war auch alles sehr spontan, aber wie du schon sagst, war auch mal wieder Zeit> kommt es von ihr zurück und drückt Tim eine Kuss auf die Wange.

Da ich wirklich einfach nur nach Hause will, versuche ich das Gespräch auch so schnell es geht wieder zu beenden.

< Ich will euch Turteltauben mal nicht länger aufhalten> sage ich und husche an ihnen vorbei ins Treppenhaus. Doch Tim hält mich auf.

< Warte nochmal kurz, warum bist du am Samstag eigentlich einfach so plötzlich gegangen? Hat Julian irgendwas blödes gesagt ? Ich hab nur gesehen wie er zu dir auf den Balkon gestiegen ist und ich habe mich nur gewundert, weil du davor so...>

Ich unterbreche ihn, da ich nicht will das er irgendwelche Theorien aufstellt.

< Alles Gut, wirklich. Julian hat überhaupt nichts gemacht, ich war einfach nur müde und du hast schon richtig gesehen, ich hatte wirklich Spaß. Das war echt. Ich wundere mich nur wie du das alles überhaupt noch mitbekommen hast, also nüchtern warst du 100% nicht als ich gegangen bin>

Ich versuche mit meinem letzen Satz die Stimmung, die jetzt im Treppenhaus herrscht ein bisschen aufzulockern, was mir aber weniger gut gelingt.

Nach einer kurzen Stille beendet Tim unser Gespräch dann wirklich.

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt