16.Panik

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Es ist jetzt kurz vor drei und ich stehe vor meinem Spiegel und betrachte mich ein letztes mal bevor ich die Türklinke runterdrücken will. Doch als ich dann den ersten Schritt aus unserer Wohnung mache, merke ich erst wie falsch das hier ist, wie knapp ich davor war mich selbst zu verlieren und drehe mich sofort wieder um....

2 Stunde davor

Heute ist der Tag an dem ich und Julian uns treffen, und trotzdem ist es ein scheiß gewöhnlicher Tag. Ich habe versucht den Morgen über so wenig wie möglich dem Ganzen platz in meinen Gedanken zu geben und es wie ein ganz normales Treffen unter FREUNDEN zu sehen, aber so ganz will mir das doch irgendwie nicht gelingen.

Nachdem ich um 7 aufgestanden bin, habe ich mich mit Tim und Leon auf den Weg zur Uni gemacht, da wir beide zur selben Zeit eine Vorlesung hatten. Danach sind wir noch ein Kaffee trinken gegangen und Leon hat nach langem zögern und auf ihn einreden, erzählt, dass er sich entschieden hat Sina um ein Date zu fragen, da wie er es ausgedrückt hat- sie schon sehr gerne mag. Leon kann das was er fühlt einfach nicht in Worte fassen und hat es mit Gefühlen zeigen generell nicht so ganz und genauso wenig habe ich ihn jemals heulen sehen, deshalb ist so ein Satz aus seinem Mund schon etwas ganz besonders. Und obwohl Tim es immer nervt, dass er sich nicht einfach klarer ausdrücken kann, kann ich ihn da sehr gut verstehen, da ich teilweise genauso bin. Was warscheinlich auch der Grund ist, warum das etwas ist, was uns beide am anderen überhaupt nicht stört.

Doch meine ehrlich Freude halte ich nie zurück und deshalb musste ich Leon auch einfach um den Hals fallen. Wie es mich freut, dass meine Freude gerade so viel Glück in der Liebe haben und das auch Leon verstanden hat, das der Gedanke an eine Beziehung doch nicht so schlimm ist und einfach nur die Richtige kommen musste.

Und irgendwie macht mir all das auch Hoffnung, dass ich irgendwann wieder jemand so aufrichtig lieben und vertrauen kann.

Nach unserem Besuch im Café gleich neben der Uni machten die beiden sich wieder auf den Weg in die Bibliothek um zu üben und ich mich auf zu Martina. Heute hatte ich wieder eine Sitzung gehabt, in der ich ihr von den freudigen Nachricht von meiner Mutter erzählte und ich mich mal wieder nicht zurück halten kann und anfange zu weinen. Außerdem darf Julian's Nachricht nicht vergessen und genauso wenig wie es dazu gekommen ist, dass ich ihm geschrieben habe.

Und als ich das erzählte, sah ich wie sich Martina's Mund immer weiter zu einem Lächeln formte und ich verspürte plötzlich so ein Gefühl von Stolz. Und auch Martina kann mich nach meinem Monolog, nicht aufhören zu loben, wie gut ich mich entwickelt habe und man sieht wie sehr das ganz will.

Am Ende unseres Treffens gab sie mir noch liebe Worte für heute Abend mit, aber sagte im gleichen Zug auch, dass sie sich sicher ist, dass ich die richtige Entscheidungen für mich selber treffen werde und sie sich da keine Sorgen machen würde.

Wer will so was nicht hören, aber obwohl mir ihr Lob wirklich Mut gemacht hat, konnte sie meine Zweifel nicht komplett beseitigen und dazu frage ich mich immer noch wie sie sich so sicher sein konnte als ich es selber überhaupt bin. Was mir eher noch ein bisschen Druck gemacht hat, obwohl ich weiß, dass das das Letzte ist was sie damit machen wollte.

Jetzt haben wir es kurz vor 2 und ich bin erst vor 10 Minuten nach Hause gekommen, da mein Zug sich verspätet hat und irgendwie löst genau das jetzt Panik in mir aus. Ich habe eigentlich damit gerechnet mehr Zeit zum fertig mache haben werde. Dazu hat Maddie auch noch genau von 2 bis 4 eine Vorlesung heißt auch sie kann mich jetzt nicht beruhigen.

Zum Glück waren wir beide gestern shoppen, so dass wir beide eigentlich schon unser fertiges Outfit haben, da wir feststellen mussten, dass wir beide bei der Vorbereitung, des anderen gar nicht da sein werden.

Als mir gerade ein Wasser zur Beruhigung einfülle, sehe ich ein kleine Zettel auf unserem Esstisch liegen. So gehe ich mit meine Wasser in der Hand rüber und sehe dann das Maddie mir eine kleine Botschaft da gelassen hat :
- Du schaffst das, da bin ich mir sicher und auch wenn nicht, ich hole dich immer und überall ab. Hast du verstanden!! Hab dich ganz dolle lieb-

Und sofort beruhigt mich diese Nachricht und ich entscheide mich auch ihr eine kleine Nachricht zu hinterlassen auch wenn ich weiß, dass sie das gar nicht braucht.

Nach einer schnellen Dusche, schlüpfe ich in das Outfit, welches eher Maddie als ich aus gewählt habe, aber als ich es dann so im Spiegel sehe, gefällt es mir irgendwie gar nicht mehr und ich ziehe es sofort wieder aus. Doch eine Plan B gibt es eigentlich nicht, was mich wieder in Panik versetzt. Halb nackt renne ich durch die Wohnung um etwas zu finden, was ich passend finde. Am Ende probiere ich mich durch den gefühlten ganzen Kleiderschrank von Maddie und entscheide mich am Ende für ein schimmerndes schwarzes Kleid, welches nicht komplett eng anliegend ist.

Als nächstes versuche ich mich zu schminken, was am Ende echt zur Herausforderung wird. Nach dem dritten Anlauf bin ich einigermaßen Zufrieden, obwohl es stärker geworden ist als ich eigentlich wollte. Meine Haare lasse ich offen, da ich sie erst heute morgen noch geglättet habe und sie immer noch sehr gut liegen und ich ehrlich gesagt auch einfach keine Zeit mehr habe. Schnell hüpfe ich in die schwarze Boots von Maddie, die perfekt zum Outfit passen, genauso wie mein brauner Mantel.

Es ist jetzt kurz vor drei und ich stehe vor meinem Spiegel und betrachte mich ein letztes mal bevor ich die Türklinke runterdrücken will. Doch als ich dann den ersten Schritt aus unserer Wohnung mache, merke ich erst wie falsch das hier ist, wie knapp ich davor war mich selbst zu verlieren und drehe mich sofort wieder um.

Das im Spiegel bin nicht ich und ich  realisiere wie ich mich gerade verändert habe um jemanden anderen zugefallen.
Wie konnte mich ein Treffen als FREUNDE, nur so aus der Ruhe bringen. Wieso war ich kurz davor mich für jemanden so zu verstellen.

So mache ich mich zurück in mein chaotisches Zimmer und ziehe alles wieder aus. Wenn Julian mich kennenlernen will, dann auch wirklich, so entscheide ich mich für einen einfachen Pullover einer baggy sitzende Jeans, die bequemste die ich besitze und dazu meine weißen Nike Airforce. Mit einem Abschminktuch entferne ich mein Make-up und mache mir eine schnellen Zopf.

Und so stehe ich 5 Minuten später ein zweites mal vor dem Spiegel und diesmal  erkenne ich mich selbst wieder und bin zufrieden mit meine Werk. Das bin ich. Das bin ich voll und ganz.

Und so mache ich mich jetzt wirklich auf den Weg zur Haustür unsere Wohnungsblocks. Ich schließe unsere Haustür und lasse den Schlüssel in meine Jacke gleiten. Mit jedem Schritt mir dem ich der Tür näher komme, steigt auch meine Nervosität wieder. Atmen! Ruhig Atmen!-wiederhole ich in meine Gedanken immer wieder. Ich atmen noch einmal ganz tief ein, drücke meine Zweifel damit zur Seite und öffne die Haustür.

Julian lehnt an seinem Mercedes, den ich schon von unserer ersten gemeinsamen fahrt kenne und fängt sofort an zu grinsen als er mich sieht und irgendwie ist seins sehr ansteckend, da auch ich nicht anders kann als zu grinsen. Auch er trägt einfach nur ein Pullover und eine Jeans und dazu eine Cap, welche ihm, was ich zugeben muss, wirklich gut steht.

Als ich fast am Auto ankomme, begrüßt er mich mit einem < Schön dich zu sehen> und öffnet mir dann die Beifahrertür, was ich aber einfach nich unkommentiert lassen kann.

< Danke sehr....aber nur fürs nächste mal, ich habe auch zwei gesunde Hände>
Mit den Worten steige ich ein und schließe die Autotür selber bevor es Julian machen kann, der dann ums Auto rumläuft und sich ans Steuer setzt.

< Also gibt es ein nächstes mal ?! Wow wusste gar nicht, dass das so einfach geht >
bekomme ich vom ihm mit einem arroganten Schmunzeln zurück, als er dabei ist das Auto zu starten.

Und sofort weiß ich, dass dieser Junge mich noch in dem Wahnsinn treiben wird....wie kann er nur.....und obwohl genau jetzt meine letzte Chance ist einen Rückzieher zu machen, bleibe ich sitzen. Keine Muskel meines Körpers zieht mich aus diesem Auto. Das einzige was ich gerade will, ist genau hier zu sein.



Ich darf nie wieder was versprechen. Auch wenn ich es nicht gebrochen habe, war es mehr als knapp.

Hoffe es gefällt euch trotzdem, hab heute sogar ein bisschen was anders aus probiert:))

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt