4. Alte Zeiten

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Roma

Nachdem ich gestern aus der Uni nach Hause gekommen bin, hat mich meine beste Freundin direkt ausgefragt. Ich wusste, dass das kommen würde. Außerdem konnte ich den ganzen Tag auch nicht mehr aufhören zu Grinsen. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Gefühle für Julian wieder so hoch kommen würden. Als hätte es die ganze Zeit ,die zwischen uns liegt, gar nicht gegeben.

Doch Maddie hat mirgleichzeitig auch gesagt, dass er eine Freundin hat und das zeigt mehr als deutlich ,dass er nicht so denkt oder fühlt. Ehrlich will ich auch lieber gar nicht soweit denken. Heute werden wir unser Kapitel beenden und das ist okay so, dann können wir beide unsere eigenen Wege gehen.

Irgendwo da draußen wartet mein Traummann auf mich und Julian wird nur noch eine tolle Erinnerung sein.

Heute ist Montag und genau vor 10 Minuten, um 9 Uhr klingelte mein Handywecker. Trotzdem liege ich immer noch im Bett und tippe auf meine Handy rum. Erst schreibe ich meiner Mum zurück, die mich fragt was ich mir zum Geburtstag wünsche. Ich habe zwar am 10. Juni Geburtstag, aber habe mir darüber bis jetzt wirklich noch keine Gedanken  gemacht, weshalb ich ihr einfach nur antworte, dass ihre Anwesenheit komplett ausreichen würde. Ich weiß dass diese Antwort meine Eltern nicht zufrieden stellen wird, doch was besseres fällt mir gerade wirklich nicht ein. Als letztes schicke ich Gia noch meine Aufzeichnungen der Vorlesung von gestern, da sie übers Wochenende bei ihrer Familie war und deshalb nicht dabei sein konnte.

Auch ihr habe ich schon vor ungefähr einem Jahr endlich von meiner Schwester erzählt und ehrlich hätte ich mir keine bessere Reaktion wünschen können. Sie war nicht eine Sekunde sauer auf mich, sondern hat mich nur fest in den Arm genommen.

Seitdem sind wir nun nur noch dickere Freunde und haben keine Geheimnisse mehr vor einander.

Nachdem ich mein Handy wieder weggelegt habe, ziehe ich mich an. Da es um die 20 Grad draußen ist, entscheide ich mich für eine blaue Jeans und ein Crop Top in Pastellfarben, worüber ich eine Jeans Jacke ziehe, die perfekt zu meiner Hose passt. Im Bad käme ich nur meine Haare und entscheide mich für ein ganz leichtes Make-up mit silbernen Perlenohrringen.

Zufrieden mit meine Outfit mache och mich auf in die Küche wo ich mir noch schnell eine Kaffee mache. Im Spiegel unseres Flures schaue ich mich dann noch ein letztes mal an und atme noch einmal tief ein bis ich meine schwarze Handtasche in die Hand nehme und dann die Haustür öffnen möchte. Doch im gleichen Moment läutet die Klingel.
Ich öffne die Tür und Julian schaut mir direkt in die Augen.

< Was ein Timing > eröffne ich das Gespräch worauf mein Gegenüber mir nur lachend zunickt.

< Dann lass uns mal > sagt nun Julian und ich folge ihm zu seinem Auto wo wir beide direkt einsteigen.

< Wo wollen wir eigentlich hin ? > frag ich dann Julian, als er gerade den Motor startet.

< Phoenix See ?> kommt es von ihm wie aus der Pistole geschossen, worauf ich ihm < Klingt gut> antworte als wir vom Parkplatz herunter fahren .

Die restliche Fahrt zum See herrscht zwischen uns nur Stille. Kein Wort von uns beiden. Wie fängt man auch so ein Gespräch an. Alles was ich in meine Kopf versuche zusammen zubauen, macht keine Sinn. Eigentlich habe ich so viel zu erzählen und trotzdem starre ich nur aus dem Fenster.

Auf dem Parkplatz wird uns klar, dass nicht nur wir die Idee hatten, spazieren zu gehen, weshalb Julian schnell seine Cap überzieht. Ehrlich muss ich sagen vergesse ich oft wie bekannt er doch ist. Wahrscheinlich würde ich damit in einer Beziehung auch gar nicht klar kommen, versuche ich mir irgendwie einzureden.

Als wir schon ein Stückchen gegangen sind, beendet Julian endlich unser Schweigen.
< Und hast du es geschafft...>

Er schaut das erstmal zu mir rüber und ich weiß ohne das er weiter reden muss, was er meint.

< Naja, bin noch nicht am Ende, aber habe mehr geschafft als ich mir wohl jemals zugetraut habe. > antworte ich.

< Das freut mich wirklich > sagt er und schaut wieder nach vorne und lässt sein Block schweifen.

< Du, ich...ich wollte das nie so beenden, da an Sylvester. Es war das richtige, aber es tat mir wirklich weh und ich habe immer noch Schuldgefühle...>

Julian unterbricht mich und ich versuche meine Tränen zurück zuhalten.

< Du musst dich für nichts entschuldigen für das was das Richtige war und dazu hattest du recht. Damals war ich dabei mich selbst zuverlieren und auch wenn ich noch nicht komplett herausgefunden habe wer ich sein möchte, versuche ich es wenigstens >

< Bist du deshalb auch nach Berlin gegangen ?> frage ich vorsichtig und der Fußballer nickt.

< Ja auch, ich brauchte ein Tapetenwechsel und dazu...wäre es hart gewesen dich so oft zusehen. Ich wollte mit uns abschließen. >

Wir schauen uns bei den letzten Worten direkt in die Augen und ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten und so kullert die erste Träne mir über die Wange. Es tut weh das zuhören, ich konnte es mir denken, aber aus seinem Mund ist es was komplett anderes.

Schnell schaue ich wieder nach vorne und wische mir die Träne aus dem Gesicht, als Julian weiter redet.

< Meine neue Mannschaft hat mich da wirklich super aufgenommen und mir das einleben echt einfach gemacht. Ich konnte mich da neu erfinden und den alten Ballast zurücklassen. Naja und jetzt lebe ich schon 2 Jahre da....Krass wie die Zeit vergeht. > beendet er seinen Satz.

Nach einem kurzen Moment Stille fragt er mich dann < Und bei dir, hab gehört du bist zurück nach Hamburg. >

< Naja also erst in den Sommer Semesterferien, aber ja. Ich habe mit meinen Eltern eine Gruppetherapie angefangen, was uns glaub ich wirklich geholfen hat einander zuverstehen... zu verstehen, was früher schief gelaufen ist. Außerdem war ich das erstmal überhaupt bei ihrem Grab. Das war eine Sache, die ich früher nicht konnte...war einfach zu schwer. Ich habe auch alte Freunde wieder getroffen, genauso mit Florence bester Freundin. Wir haben uns Stunden lang über alter Zeiten unterhalten. Es war wirklich ein toller Sommer.>

Beide den letzten Sätzen fange ich an zu Grinsen, wenn ich mich so zurück erinnere und zugleich laufen mit Tränen übers Gesicht. Ich war in meine Leben noch nicht so ehrlich zu Julian umso mehr überrascht es mich, dass er mich genauso anlächelt und kurz seine Hand auf meine Rücken legt.

Jetzt ist der Moment gekommen wo ich ihm die ganze Wahrheit erzählen werde und jetzt auch keine sangst mehr davor habe. Es ist ein Teil von mir.

<Julian...ich bin es dir schuldig>

You don't need to know my nameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt