Der Weg um den Phoenix See ist leerer als ich dachte, doch bei der Kälte und mitten in der Woche hätte ich mir das denken können.
Dunkel ist es auch schon geworden, Ende November fängt die Sonne auch schon um 5 an unter zugehen, deshalb habe ich mich mit Mütze und Schal ausgestattet, nur meine Handschuhe habe ich auf die schnelle nicht gefunden. Julian war natürlich nicht so schlau wie ich und hat nur einen hellbraunen Mantel an, der nicht alt zu dick aussieht und eine Cap, die wohl dazu dient, das er nicht erkannt wird. Julian hat mich vorher extra noch gefragt, ob wir doch lieber wo anders hin wollen, aber meine gute Laune hat sich auch auf meine Angst ausgewirkt, wodurch ich viel entspannter bin. Ob das gut ist...keine Ahnung.
< Du weißt schon, dass wir minus Grade haben ? > frag ich Julian nachdem wir ein paar Minuten nur still neben einander den Weg entlang gegangen sind.
Er schaut nur verwirrt zu mir rüber, deshalb schiebe ich noch was hinter her.
< Naja, der Mantel sieht jetzt nicht sehr warm aus, noch nie was von Mütze und Schal gehört?>< Ne du noch nie was davon gehört, kann man das essen ? > bekomme ich zurück bevor er und dann auch ich anfangen zu lachen. Nach unserem Gelächter führt er fort. < Nicht jeder ist so eine Frostbeule wie du >
< Ey, ich bin gar keine Frostbeule, möchte nur nicht morgen krank sein > starte ich eine hitzige Diskussion.
< Ach, mein Immunsystem hält das aus und dazu ist mir auch noch nicht mal kalt >< Dann beschwer dich aber nicht später und hiermit habe ich dich vorgewarnt > damit beende ich meine muttihafte Ansprache und auch Julian wechselt mit seinen nächsten Worten das Gesprächsthema.
< Alles klar, ist notiert Frau Vernünftig.....aber magst du den Winter eigentlich so generell oder bist du eher so der Sommertyp ?>
Keine einfache Frage, obwohl die Antwort mir sofort mehr als klar ist. Trotzdem meine Familie in meiner Begründung vorkommt, versuche ich die Frage so ehrlich wie möglich zu beantworten. Ich weiß nicht wie, aber Julian schafft es, dass ich mich immer wohler um ihn herum fühle.
< Früher habe ich dem Winter geliebt. Ich liebte es Schlitten zufahren und natürlich die Weihnachtszeit. Meine Familie und ich waren in der Adventszeit immer Sonntag in der Kirche, wo es auch immer Bastelangebote für Kinder gab, die wirklich jede Woche das Highlight waren. Aber bin leider kein Kind mehr, außerdem glaub ich nicht mehr an den Weihnachtsmann und dazu schneit es auch einfach nicht mehr. Das führt wohl alles dazu, dass die Liebe stark abgenommen hat, aber Winter ist aufjedenfall besser als übertrieben heiße Somme. > beende ich meine kleinen Monolog auf den ich schon stolz bin. Für mich habe ich die richtige Balance gefunden zwischen die Wahrheit sagen, aber meine Familie nicht zu stark zu thematisieren. Trotzdem machen mich diese Gedanke auch echt traurig und in meinem Auge bahnt sich schon die erste Träne an, weshalb ich Julian lieber schnell nach seiner Meinung frage.
< Und bei dir ?>
< Puh, bin auch keins von beiden. Sommer zu warm, Winter zu kalt. Aber warscheinlich mehr Sommer da ich logischerweise meine Sommerpause habe. Wie sehr ich Fußball auch liebe, aber Urlaub ist einfach ein Traum. Doch als Kind habe ich auch Schnee geliebt. Ich erinnere mich noch gut an die großen Schneeballschlachten, die wir immer in unser Nachbarschaft veranstaltet haben. Echt unbeschwerte Zeiten, wenn ich mich so zurück erinnere. > antwortet mir Julian.
< Unbeschwerte Zeiten...du sagst es> wiederhole ich Julians Worte und starre auf den See. Die Sätze von meinem Begleiter haben bei mir nur noch mehr Erinnerungen hoch geholt und so kreist mein Kopf um die alten schönen Zeit, die ich immer versuche zuverdrängen. Immer wenn ich diese Erinnerungen wieder da sind, fängt diese Wand an zu bröckeln, doch das darf sie nicht. Alles was dahinter ist, darf nicht raus, es würde mich kaputt machen.
Erst als Julian mich mit dem Worten < Alles Gut ? > aus den Gedanken reißt, merke ich das eine Träne über meine Wange läuft, welche ich natürlich sofort aus meinem Gesicht wische und ein gequältes Lächeln aufsetzte.< Ja klar, was soll den sein ?!> gebe ich als schnelle Antwort, mit der ich nur halb zufrieden bin, da wirklich niemand so eine dumme Frage stellt.
Schnell wechsel ich wie immer das Thema und nach weiteren 30 minuten haben wir langsam unserem Treffpunkt wieder erreicht. Wie schnell die Zeit einfach wieder vergeht denke ich mir und schaue mit einem Grinsen zu Julian rüber der leicht zittert was mich überraschst, ich aber auch nicht so stehen lassen kann.
< Ist da jemandem doch kalt ?> stachel ich ihn auf.
< Ne gar nicht > bekomme ich mit ironischer Stimme zurück als er doller anfängt zu zittern.< Naja ich bin mal nicht so > sage ich und ziehe ihn in eine Umarmung, was mich von mir selbst überrascht.
Auch Julian ist überrascht, was sich bemerkbar macht durch seine angespannte Haltung, die sich aber nach kurzer Zeit löst und mir dann ein Danke ins Ohr flüstert, wodurch ich am ganzen Körper Gänsehaut bekomme. Was dieser Mann einfach in mir auslösen kann.
Nachdem wir uns wieder von einander lösen verabschieden wir uns und gehen zurück zu unseren Autos. Julian ist nach gefühlt sekundenschnelle vom Parkplatz verschwunden, doch ich sitze noch da in meine Auto und weiß nicht wo mir der Kopf steht. Was ist los mit einem Gefühl, wo ist die Zeit geblieben....Und ohne Vorwarnung fange ich an zu weinen....
![](https://img.wattpad.com/cover/262977021-288-k397080.jpg)
DU LIEST GERADE
You don't need to know my name
FanfictionGerade als Roma ihr Leben wieder dabei ist in den Griff zubekommen, triffst sie diesen gut aussehenden Fußballer. Und obwohl sie ihn versucht los zu werden, taucht er überall in ihrem Leben wieder auf. Alles nur Zufall oder doch Schicksal ?