Der Zug nach Hogwarts

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Epilog

Rose


Das hier bin ich nicht. Das hier muss irgendjemand anderes sein. Aber auf keinen Fall ich. Das ist nicht möglich.

Ich stehe vor meinem Bett und betrachte mich unsicher im Spiegel. An meinen Körper schmiegt sich ein grünes Kleid aus Spitze und Chiffon. Es fließt bis zum Boden an mir herab. Ich sehe schön aus finde ich, aber dennoch fühle ich mich verkleidet. Ich bin einfach nicht der Typ für elegante Kleider und große Bälle. Nicht, dass ich nicht gerne tanze, ich liebe es sogar. Aber im Stillen und für mich allein. Ich trage es hauptsächlich, weil meine Mutter darauf besteht. Sie hatte mich per Eule auch noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, den Ball zu besuchen. Ihr war es wichtig das Ansehen der Familie zu wahren. Und dazu gehörte auch, an den gesellschaftlichen Aktivitäten von Hogwarts teilzunehmen. Vor allem da wir dieses Jahr Besucher aus Durmstrang und Beauxbatons hatten. Ein Blick auf die Uhr unterbricht mich in meinen Gedanken. Scheiße! fluche ich innerlich, Ich komme zu spät. Ich greife noch schnell meinen Zauberstab und verstecke ihn in meinem Oberteil. Ich fühle mich einfach nicht wohl ohne ihn. Er begleitet mich überall hin. Auch zu diesem Ball. Schnell schließe ich die Tür des Schlafsaals und raffe mein Kleid zusammen um schneller rennen zu können. Auf hohen Schuhen leider leichter gesagt als getan. Doch an der Tür die aus dem Gemeinschaftsraum herausführt stoße ich plötzlich hart mit etwas zusammen. Besser gesagt jemanden. Ich hatte mich so darauf konzentriert wo ich hintrete mit diesen Schuhen um nicht umzuknicken, dass ich nur auf den Boden gestarrt habe. Und als ich erschrocken aufblicke, sehe ich in ein Paar sturmgraue Augen, die mich zornig anfunkeln.

2 Jahre vorher

Ich packe die letzten Bücher in meinen Koffer für Hogwarts. Dieses wird mein erstes Jahr dort sein. Allerdings komme ich in den zweiten Jahrgang. Ich werde die Neue sein. Eine ziemliche Rarität in Hogwarts wie ich erfahren habe. Bis vor zwei Monaten war ich noch mit meinen Eltern in der Welt unterwegs. Mein Vater ist ein sehr bekannter und intelligenter Zauberer. Er hat immer geforscht und viele Werke verfasst, während meine Mutter mich unterrichtete. Doch dann kam ein Angebot aus England, meiner Heimat. Mein Vater sollte für das Zaubereiministerium arbeiten. Da meine Mutter sich für die Idee begeisterte wieder in unser altes Anwesen zu ziehen und der Meinung war der Umgang mit Hexen und Zauberern meines Alters könne mir nur gut tun, willigte mein Vater ein. In der gleichen Woche setzten sich meine Eltern mit dem Schulleiter von Hogwarts auseinander- Albus Dumbledore. Dumbledore freute sich sehr eine neue Hexe in Hogwarts willkommen heißen zu dürfen. Bedingung war nur, dass ich in den Ferien vor Beginn des zweiten Schuljahres die Jahresabschlussprüfung der Erstklässler bestand. Dank dem Unterricht meiner Mutter hatte ich damit keinerlei Probleme und so stand fest, dass ich im September diesen Jahres nach Hogwarts gehen sollte.

Als wir am Gleis 9 3/4 ankommen weicht alles Gefühl aus meinen Händen und mir wird ganz kalt. Ich habe an sich kein Problem mit Menschen oder Menschenmengen. Ich brauche einfach eine Weile bis ich richtig warm werde und ich selbst sein kann. Dann bin ich auch wirklich offen und selbstbewusst. Aber der Weg dahin ist leider ein ziemlich langer. Und die Tatsache, dass sich alle schon kennen und vermutlich auch schon ihre festen Freunde gefunden haben, verbessert meine Stimmung nicht.

Meine Mutter begleitet mich bis zum Wagon für die Zweitklässler und hilft mir meinen Koffer zu verstauen. Mein Vater ist leider schon im Ministerium beschäftigt. Ich liebe meine Mutter wirklich aber trotzdem bin ich ein Papa Kind. Unser Verhältnis ist einfach lockerer. Ich kann mehr wie ich selbst sein. Meine Mutter ist stets damit beschäftigt darauf Acht zugeben, was die Öffentlichkeit von uns denkt. Deshalb lässt sie es zu keiner Gelegenheit aus, mir zu sagen wie ich mich zu verhalten habe um dem tadellosen Bild meiner Familie nicht zu schaden. Ich habe schon früh gelernt in Gegenwart meiner Mutter eine Maske zu tragen und erst durchzuatmen wenn sie außer Sichtweite war. "Gut Rosalie, denk daran immer fleißig zu lernen. Nicht, dass sie denken, du hättest keine gute Erziehung genossen. Und mach keine Dummheiten, hast du mich verstanden?". Für einen Moment blickt sie mich wirklich besorgt an, obwohl ich noch nie irgendeine Dummheit begangen habe. Naja zumindest keine von der sie erfahren hat.

"Zögere nicht uns zu schreiben, wenn es irgendwelche Probleme gibt, ja Liebling?" sagt sie und verabschiedet sich mit einem kühlen Kuss auf meine Wange.

Mit zitternden Beinen betrete ich den Zug um mir ein möglichst leeres Abteil zu suchen. Auf meinem Weg verfolgen mich viele neugierige Blicke. Natürlich haben die meisten davon gehört, dass eine neue Hexe in ihren Jahrgang kommen würde. Ich atme einmal tief durch,hebe mein Kinn etwas an und richte mein Blick nach vorne. Lass dir deine Unsicherheit bloß nicht anmerken, denke ich und laufe weiter. Fast am Ende des Wagons entdecke ich ein Abteil in dem nur ein Mädchen sitzt. Vielleicht hat sie auch noch keine Freunde gefunden... Ich mustere sie kurz. Sie sieht auf jeden Fall nicht dumm aus. Ihre Augen haben etwas wachsames und forschendes. Wenn es etwas gibt mit dem ich nicht gut umgehen kann, dann mit Dummheit. Also ergreife ich die Gelegenheit und öffne die Tür des Abteils. Sofort dreht sie ihren Kopf zu mir und kurz sehe ich Freude in ihren Augen aufblitzen aber sobald sie mich eine Sekunde betrachtet hat verschwindet dieser Ausdruck und macht einem anderen Platz: Enttäuschung. Na das fängt ja super an... denke ich mir.

Ich räuspere mich kurz "Ähm Entschuldigung, das hier ist mein erstes Jahr in Hogwarts und ich wollte fragen ob hier vielleicht noch ein Platz für mich frei ist." Ich blicke sie erwartungsvoll an.

"Oh, der Wagon für die Erstklässler ist aber weiter vorne." korrigiert mich das Mädchen.

"Achso, ähm ja ich bin neu hier, ich steige direkt in den zweiten Jahrgang ein" erkläre ich ihr.

Wieder huscht Erkennen über ihr Gesicht und diesmal ist es sogar von Dauer: "Du musst Rosalie Greene sein! Nicht wahr? Ich habe alle Bücher von deinem Vater gelesen. Das neuste sogar letzte Woche erst!" beginnt sie freudig drauf loszuplappern.

"Ja genau" bestätige ich ihr "aber du kannst mich Rose nennen...und du bist?" frage ich sie.

"Ich bin Hermine, Hermine Granger" sagt sie und streckt mir lächelnd ihre Hand entgegen. Dabei wippen ihre krausen Locken fröhlich umher.

Roses and PeppermintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt