Hogwarts ist dein Zuhause

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Rose

Das Gespräch mit Draco hat mich auf eine Weise berührt die ich nur schwer beschreiben kann. Vielleicht, weil ich zum ersten mal wirkliche Aufrichtigkeit von ihm gespürt habe. Und weil ich eine Seite an ihm entdeckt habe, die ich zuvor noch nie an ihm gesehen hatte. Den Rest des Tages hatte ich kaum Gelegenheit nochmal mit ihm zu reden. Meine Mutter wollte, dass ich sie und Narcissa auf einem Spaziergang durch unsere Gärten begleitete. Dracos Mutter war eine elegante Erscheinung. Und obwohl sie etwas kühl wirkte, glaube ich zu sehen, dass sie ihren Sohn wirklich liebte. Deshalb verlor ich auch kein schlechtes Wort über Draco als sie mich über ihn ausfragte. Wie er in der Schule zurechtkam, mit wem er befreundet war, wie gut wir uns kannten. Dass sie mich das alles fragte, ließ mich vermuten, dass Draco ihr nicht viel erzählte. Und so gut es ging versuchte ich Tatsachen zu verschweigen oder die Wahrheit zu verdrehen. Beim Abendessen, redeten mein Vater und Lucius Malfoy so viel über ihre Zeit in Hogwarts, dass kaum ein anderer zu Wort kam. Bezüglich Lucius Malfoy war ich mir nicht sicher, was ich von ihm halten sollte. Ein paar seiner Äußerungen über Muggel und Muggelgeborene waren mehr als grenzwertig. Und ein paar Mal spottete er, vor allen anderen, über seinen eigenen Sohn. Dass das keine Seltenheit war, konnte ich daran erkennen, dass Draco jedes mal erleichtert aufatmete, wenn sich sein Vater wieder etwas anderem zuwand. Langsam begann ich etwas wie Mitgefühl für Draco Malfoy zu entwickeln.

Gegen 21 Uhr verabschiedete ich mich von den anderen und sagte, dass ich müde sei. Aber eigentlich wollte ich nur in mein Zimmer. Ich schnappte mir meine Schlafsachen und ging in mein Badezimmer. Ich schloss ab, weil ich mir das Bad ja nun für die nächsten zwei Tage teilen musste. Normalerweise gehörte es mir allein. Ich stelle mich unter die Dusche und lasse heißes Wasser auf meinen Rücken prasseln. Langsam entspannen meine Muskeln sich und mir entfährt ein leises Seufzen. Ich wasche mir noch die Haare, seife mich ein und dusche schließlich alles ab, bevor ich das Wasser abdrehe. Ich trockne mich mit einem flauschigen Handtuch ab, ziehe meine Schlafsachen an und putze mir die Zähne. Mit noch feuchten Haaren schleiche ich in mein Zimmer und schließe die Tür, doch ich schließe nicht ab. Draco musste nun auch in seinem Zimmer sein, denn durch die Tür im Flur hatte ich Licht sehen können.

Ich lege mich in mein Bett und mache alle Lichter aus, bis auf die an meiner Decke und versuche zu schlafen. Eine Stunde drehe ich mich hin und her aber ich schlafe einfach nicht ein. Regen hat inzwischen eingesetzt. Also beschließe ich die Pflanzen von meiner Fensterbank zu räumen und mich rauf zu setzten, nachdem ich eine Decke über das kalte Mamor gelegt habe. Ich schaue aus dem Fenster und höre dem Regen dabei zu wie er gegen meine Fensterscheibe prallt. Es ist fast ein bisschen hypnotisierend. Als ich höre wie meine Tür leicht über den Teppich kratzt drehe ich den Kopf und sehe Draco im Türrahmen stehen. Er trägt eine Jogginghose und ein locker sitzendes Tshirt. Ein sehr ungewohnter Anblick für mich. Er hat sich noch nicht von der Stelle gerührt, verlagert aber sein Gewicht abwechselnd auf seinen Beinen als wäre er nervös.

"Du kannst auch nicht schlafen?" frage ich ihn.

"Nein" Es ist kaum mehr als ein Flüstern. "Kann ich- " fängt er an doch er redet nicht weiter. Als hätte er Angst diese Frage zu beenden. Aber da ich sein Gesicht im Dunkeln kaum erkennen kann, kann ich das nur vermuten.

Obwohl diese Situation so surreal ist, antworte ich mit ja. Er schließt die Tür hinter sich und bleibt unschlüssig in der Mitte meines Zimmers stehen. Auf der Fensterbank ist nicht genug Platz für uns beide. Also bleibt nur das Bett übrig. Ich schwinge meine Beine von der Fensterbank und setzte mich an das Kopfende meines Bettes mit angewinkelten Beinen und lehne mit dem Rücken an der Wand. Draco tut es mir zögerlich nach. Und schon sind wir wieder in meinem Bett. Zum zweiten Mal an diesem Tag.

"Danke" sagte er leise in die Dunkelheit hinein.

"Wofür?"

"Meine Mutter hat mir erzählt, was du über mich gesagt hast"

"Oh, kein Problem, schätze ich."

"Ich wollte mich trotzdem bedanken" Er dreht den Kopf zu mir, "Warum kannst du nicht schlafen?"

"Keine Ahnung. Und du? Warum kannst du nicht schlafen?" Auch ich drehe den Kopf nun zu ihm.

"Ich kann nicht gut in fremden Betten schlafen. Obwohl, zu Hause eigentlich auch nicht. Am besten schlafe ich in Hogwarts."

"Das klingt als wäre dann wohl Hogwarts dein Zuhause."

"Ja das mag sein." Er klingt als würde er lächeln. "Du liest wohl gerne. Ich hab noch nie einen Ort gesehen an dem so viele Bücher stehen, abgesehen von Bibliotheken."

"Ja, sehr gerne. Bevor ich nach Hogwarts kam hab ich die Hälfte meiner Zeit damit verbacht zu lesen."

"Was gefällt dir daran so?" Er klingt erhlich interessiert als er die Frage stellte, also versuche ich so ehrlich ich konnte zu antworten.

"Wenn ich lese, dann kann ich für eine kurze Zeit in andere Welten fliehen. Ich kann andere Leben führen und sein wer ich will. Zumindest für einen kurzen Moment."

"Warum willst du denn jemand anderes sein?"

Ich kann ihm auf diese Frage nicht antworten, also mache ich es wie er vorhin. "Das ist kompliziert" sage ich.

"Erzähl mir von deinen Lieblingsbüchern" fordert er mich auf und legt sich nun richtig auf mein Bett. Ich lege mich auch hin und schlüpfe unter meine Decke und drehe mich zu ihm. Ich brauche eine Weile um mich für ein Buch zu entscheiden und dann beginne ich zu erzählen. Von dessen Welt, die ich begehre. Einer Welt von der ich leider nie ein Teil sein werde. Ich versuche ihm zu beschreiben wie dieses Gefühl ist. Und ich erzähle von Menschen und Abenteuern als wären es meine eigenen. Und er hört mir gebannt zu. Ich erzähle so lange bis mich die Müdigkeit zwingt meine Augen zu schließen und einzuschlafen. Dabei habe ich keine Ahnung ob Draco noch wach ist. Er hat lange nichts mehr gesagt. Vielleicht hat er nur zugehört, vielleicht ist er schon eingeschlafen. Ich weiß es nicht.

Als ich in der Nacht kurz aufwache, bilde ich mir ein jemanden neben mir zu spüren. Gleichmäßigen tiefen Atem zu hören und menschliche Wärme an meinem Kopf zu spüren. Doch als ich aufwache bin ich alleine.

Roses and PeppermintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt