Hermine Granger

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Rose

Hermine erzählt mir viel über Hogwarts. Ich muss kaum nachfragen, dafür sind ihre Sprechpausen auch gar nicht lang genug. Aber ich bin dankbar für jede Information die ich kriegen kann. Und auch Hermine ist mir von anfang an sympathisch. Ich bin beeindruckt davon, wie viel sie weiß und mit wieviel Begeisterung sie über meine neue Schule spricht. Ein Gefühl der Erwartung und Freude macht sich in mir breit dank ihren Erzählungen. Dennoch merke ich wie sie immer wieder nervös zur Tür schaut und auf ihrem Sitz hin und her rutscht.

"Hermine kann ich dir irgendwie helfen?" frage ich sie, "du wirkst total beunruhigt."

"Meine besten Freunde müssten eigentlich schon längst hier sein, Harry und Ron. Harry Potter kennst du natürlich oder?"

Ich nicke ihr zu "Natürlich". Wer in meiner Welt hatte noch nicht von dem berühmten Harry Potter gehört? Jedes mal wenn ich die Geschichte von Harry höre, werde ich traurig. Vielleicht ist es auch eher Mitleid. Ich kann mir kaum vorstellen wie schrecklich es sein muss ohne seine Eltern aufzuwachsen.

"Würde es dir etwas ausmachen wenn wir sie suchen gehen?" fragt Hermine mich.

So besorgt wie sie aussieht, kann ich ihr diese Bitte gar nicht ausschlagen. Wir laufen von Abteil zu Abteil auf der Suche nach ihren Freunden. Zwischendurch stellt mich Hermine meinen neuen Mitschülern vor und fragt viel über die Reisen die ich mit meiner Familie gemacht hatte. Bei einem Abteil in der Mitte des Wagons bleibt Hermine kurz stehen. Als sie weitergeht sieht sie aus als würde sie ihre Zähne knirschen. Offensichtlich mag sie die Schüler nicht, die vor dem Abteil stehen. Es ist eine Gruppe von drei Jungen und einem Mädchen. Alle sehen aus als würden sie aus wohlhabenden Familien stammen. Zwei der Jungen wirken sehr stämmig und blicken finster drein als wir uns ihnen nähern. Das Mädchen lugt unter ihren kurzen dunklen Haaren hervor und steht auffällig nahe am dritten Jungen dran. Dieser ist schmaler als die anderen beiden aber hat eine deutlich bessere Körperhaltung. Er strahlt eine gewisse Arroganz aus. Sein hellblonden Haare heben sich kaum von seiner blassen Haut ab. Als meine Augen zu seinem Gesicht gleiten, fängt er meinen Blick auf. Ich habe noch nie so schöne Augen gesehen, so intensive Augen. Sie sehen aus als wären sie grau. Es fällt mir wirklich schwer meinen Blick loszureißen. Einen Moment lang fühle ich mich ertappt. Aber ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass ich neu bin. Ich darf starren. Schließlich lerne ich meine Mitschüler gerade erst kennen.

"Du spielst also den Touristenführer Granger?" fragt der Junge mit den schönen Augen voller Spott. "Genau die richtige Aufgabe für niedere Zauberer wie dich". Das Mädchen mit dem dunklen Pony neben ihm kichert dämlich.

"Halt die Klappe Malfoy" erwidert Hermine. Malfoy.... irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Ich bin überrascht von so viel Feindseligkeit. Ich mag Hermine und dieser Junge ist definitiv viel zu arrogant.

"Mach dir nichts draus Hermine" verteidige ich sie "Andere Menschen grundlos zu demütigen ist nur ein Zeichen davon, dass man mit seiner eigenen erbärmlichen Existenz nicht zurechtkommt und deshalb versucht andere klein zu halten. Dafür können wir ihn nur bemitleiden." Ich funkel den Jungen böse an. Ich höre wie die anderen scharf die Luft einziehen. Der blonde Junge wankt nur eine Sekunde, eine Sekunde ich der ich Erschrockenheit in seinen Augen aufblitzen sehe, aber dann hat er sich wieder gefangen und starrt mich noch zorniger an, als er es zuvor bei Hermine tat. Ich nutze die Gelegenheit, packe Hermine am Handgelenk und ziehe sie mir hinterher, weiter durch den Wagon. Vorbei an diesem Malfoy und seinen Freunden.

"Das war grandios!" platzt es aus Hermine raus und ihre Augen strahlen. Sie beginnt von Malfoy und den anderen zu erzählen. Er und seine Freunde, Crabbe und Goyle, und das Mädchen Pansy Parkinson liassen wohl keine Gelegenheit aus andere Hexen und Zauberei zu schikanieren und zu versuchen ihr angebliche Überlegenheit zu präsentieren. Ich halte die Idee, dass Zauberer aus reinblütigen Familien besser sein sollen als andere für puren Schwachsinn. Als ich Hermine das erzähle, lächelt sie. Dankbar, aber ein bisschen verlegen.

"Halt dich am besten einfach fern von denen" rät sie mir, "am besten von allen Slytherins. Die sind allesamt böse."

Damit erinnert sie mich wieder an die Auswahl Zeremonie. Fast hätte ich sie vergessen. Vor den neuen Erstklässlern werde ich in ein Haus eingeteilt. Nachdem was Hermine mir erzählt hat, hoffe ich inständig, dass es nicht Slytherin wird. Wenn ich Glück habe, lande ich vielleicht im Haus von Hermine. Ich mag sie wirklich gern und es wäre schön schon eine Freundin im Haus zu haben.

Schließlich landen wir in einem ziemlich vollen Abteil. In ihm sitzen drei Jungs, die älter sein müssen als wir. Zwei von ihnen sind ziemlich sicher Zwillinge. Für mich sehen sie absolut identisch aus. Als erstes fällt mir ihr rotes Haar auf. Das gleiche rote Haar hat auch das Mädchen im Abteil. Sie scheint etwa in unserem Alter zu sein. Hermine macht mich bekannt mit den Geschwistern ihres Freundes Ron: Fred, George und Ginny Weasley und dem Jungen neben ihnen, Lee Jordan.

"Habt ihr Harry und Ron gesehen? Wir haben den ganzen Wagon durchsucht aber sie nirgends gefunden." beklagt sich Hermine.

"Nee sorry, Hermine. Bestimmt schleichen die irgendwo mit Harrys Umhang umher" sagt einer der Zwillinge.

"Oder Ron frisst wieder den ganzen Süßigkeitenwagen leer." bringt sich der andere ins Gespräch ein.

"Entspann dich einfach Hermine" Die beiden beenden ihre Sätze als wüssten sie genau was der andere denkt.

Hermine wirkt sichtlich unzufrieden mit der Antwort, belässt es aber dabei. Den Rest der Zugfahrt bleiben wir in diesem Abteil. Die Zwillinge und Lee Jordan sind wirklich unterhaltsam. Selten habe ich so viel am Stück gelacht. Ginny, wenn auch anfangs etwas schüchtern, blüht mit der Zeit immer mehr auf und wird mir auch schnell sehr sympathisch. Nur Hermine wirkt von Stunde zu Stunde besorgter und lässt die Tür kaum noch aus den Augen. Sie wartet immer noch auf ihre Freunde.

"Komm Rose, wir gehen uns unsere Umhänge anziehen. Bald sind wir da." erinnert mich Hermine. Die Zeit ist bei den Weasleys unglaublich schnell verflogen. Plötzlich habe ich wieder ein flaues Gefühl im Magen und zitternde Beine.

Roses and PeppermintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt