Der Irrwicht

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Rose

Als ich die Tür zur Toilette öffne, befindet sich bereit jemand darin.

"Harry?" frage ich verwirrt. Er sieht blass aus, auf seiner Stirn ist Schweiß. Er wirkt außer Atem. Ich trete zu ihm und lege ihm meine Hand an die Schulter.

"Ich- war dieses Ding auch bei euch?" frage ich ihn zögerlich.

Er erschaudert als er mir antwortet "Ein Dementor. Das war ein Dementor. Und ja er war da. Professor Lupin hat ihn vertrieben. Unser neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste." beschämt blickt er runter. Keine Ahnung warum.

"Soll ich dich allein lassen Harry?"

"Nein schon gut. Was machst du denn hier?"

Ich lasse mich an der Wand nach unten gleiten und setze mich auf den Boden. Ich winkel meine Beinen an und lege meinen Kopf auf die Knie. Ich beginne ihm davon zu erzählen was in meinem Abteil passiert ist. Ich weiß nicht genau warum ich Harry davon erzähle. Es ist einfach irgendwie leichter sich ihm anzuvertrauen.

"Rose, ich bin auch ohnmächtig geworden. Ich habe sogar Schreie gehört" vertraut auch er sich mir an.

"Aber warum nur wir Harry? Warum hatte der Dementor auf die anderen nicht auch so eine Wirkung?"

"Ich weiß es nicht" seufzt Harry. Er nimmt meine Hand und drückt sie. Es hat etwas tröstliches. In dem Moment öffnet sich die Tür und Hermine steht vor uns.

"Ähm, wir müssen uns umziehen. Wir sind bald da" sagte sie. "Alles okay Rose? Was machst du hier?" fragt sie besorgt. Harry erzählt ihr was passiert ist und wie wir uns getroffen haben. Ich ziehe mich wieder zurück in mein Abteil. Nur Malfoy sitzt darin, schon in seiner Uniform. Ich ignoriere ihn, schnappe mir meine Sachen und gehe mich umziehen. Meine Kravatte binde ich heute lockerer als sonst. Ich möchte heute nicht noch einmal das Gefühl haben zu wenig Luft zu bekommen. Meine langen Haare hole ich über die Schulter nach vorne bevor ich das Abteil wieder betrete.

Als Cecelia, Blaise und ich aus unserer Kutsche steigen, hören wir Draco hinter uns.

"Du bist in Ohnmacht gefallen, Potter? Sagt Longbottom die Wahrheit? Du bist tatsächlich ohnmächtig geworden?" Malfoy stößt Hermine mit dem Ellbogen beiseite und stellt sich Harry auf den steinernen Stufen hoch zum Schloss in den Weg.

"Hau ab, Malfoy" sagt Ron mit zusammengebissenen Zähnen.

"Bist du auch ohnmächtig geworden, Weasley?" sagt Malfoy laut. "Hat dir der schreckliche alte Dementor auch Angst eingejagt?"

"Gibt es hier ein Problem?" fragt eine sanfte Stimme. Das muss Professor Lupin sein. Er ist gerade aus der nachfolgenden Kutsche gestiegen.

"O nein- ähm- Professor" antwortet Draco mit leisem Spott in der Stimme. Dann dreht er sich um und stolziert die Stufen hoch. Dabei bemerke er, uns drei hier oben stehen. Kurz sieht er überrascht aus, dass wir ihn gehört haben. Doch er weicht meinen Blick aus und geht dann unbeirrt fort. So ein Arschloch...

Schon der erste Schultag verläuft sehr ereignisreich. Nach dem Mittagessen haben wir zusammen mit den Gryffindors Pflege magischer Geschöpfe. Der Regen von den Tagen zuvor hat sich verzogen, der Himmel ist klar und blassgrau. Als ich zu Harry, Hermine und Ron stoße, schweigen sie sich gerade alle an. Vermutlich aufgrund der Szene die sich vor uns bietet. Malfoy redet lebhaft auf Crabbe und Goyle ein, die gackernd lachen. Vermutlich sprechen sie über Harry. Malfoy macht sich seit seiner Ankunft hier, schon die ganze Zeit über ihn lustig.

"Malfoy ist ein Idiot" sage ich.

"Das kannst du laut sagen" bestätigt Harry mich.

Hagrid wartet an der Tür seiner Hütte auf die Klasse. Da steht er in seinem Maulwurfsmantel, Fang an den Fersen, und scheint es kaum erwarten zu können, endlich anzufangen. Wir gehen um einen Ausläufer am Wald entlang und fünf Minuten später am Rand einer Art Pferdekoppel. Sie ist leer.

Als Hagrid gerade losgeht um magische Tiere zu holen, fängt Malfoy auch schon an zu spotten: "Mein Gott, diese Schule geht noch vor die Hunde. Dieser Hornochse gibt auch noch Unterricht, mein Vater kriegt 'nen Anfall, wenn ich ihm das erzähle."

"Halt den Mund, Malfoy" sagt Harry laut.

Malfoy blickt plötzlich verängstigt und deutet hinter Harry "Pass auf, Potter, hinter dir steht ein Dementor!"

Harry wirbelt herum. Doch anstelle eines Dementors kam nun Hagrid mit etwa einem dutzend Hippogreifen.

Es war unglaublich Harry und den Hippogreif zu sehen. Und dass Draco sich verletzte und die nächsten zwei Tage im Krankenflügel verbringen muss, scheint mir nur ausgleichende Gerechtigkeit zu sein. Er kommt erst am Donnerstag, mitten in unserer Zaubertrankstunde und sorgt geschickt dafür, dass Harry und Ron ihm seine ganzen Zutaten schneiden müssen, da sein Arm noch in einer Schlinge steckt.

In Lupins erster Stunde stellt er uns Irrwichte vor. "Nun, die erste Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Was ist ein Irrwicht?

Hermine hebt die Hand. "Es ist ein Gestaltwandler. Er kann die Gestalt dessen annehmen, wovor wir am meisten Angst haben."

Ich muss schlucken. Das klingt ja super.

Professor Lupin bringt uns den Zauber bei und bittet uns, uns in eine Schlange zu stellen. Ich stehe zwischen Harry und Malfoy. Ich kann die Wärme von Dracos Körper in meinem Rücken spüren. Neville ist als erster an der Reihe. Er steht vor dem Schrank und zittert. Als die Schranktüren plötzlich auffliegen, tritt Professor Snape daraus. Drohend geht er auf Neville zu.

Nevill weicht zurück, den Zauberstab erhoben und bewegt den Mund "R-r-riddikulus!" quiekt er. Es gibt einen lauten Knall und ich zucke erschreckt zusammen. Snape stolpert und plötzlich trägt er ein langes, spitzenbesetztes Kleid, und einen turmhohen Hut auf dem ein ausgestopfter Geier sitzt. Dröhnendes Gelächter bricht aus. Parvati lässt eine Mumie sich verheddern und ihren Kopf verlieren und Seamus sorgt dafür, dass eine Todesfee ihre Stimme verliert. Als Ron an der Reihe ist, wird der Irrwicht zu einer riesigen Spinne, zwei Meter hoch und haarig, krabbelt sie auf Ron zu und klickt dabei bedrohlich mit ihren Greifzangen.

"Ist ja eklig" rutscht es aus mir raus und ich muss mich schütteln. Ich gucke weg. Jetzt ist nur noch Harry vor mir an der Reihe und ich beginne mich zu fragen was wohl aus meinem Irrwicht werden würde. Ich finde es schwer zu sagen, wovor man am meisten Angst hat. Vielleicht der Tod, vielleicht Dunkelheit oder Lord Voldemort. Ich weiß es nicht.

Harry steht nun vor dem Irrwicht mit erhobenem Zauberstab. Plötzlich verwandelt sich die am Boden liegende Spinne. Schwarz wirbelt etwas in der Mitte des Raumes, bis daraus eine dunkle Gestalt mit einer Kapuze wird. Schon bevor ich den rasselnden Atem der Gestalt höre, weiß ich wovor Harry Potter am meisten Angst hat. Ein Dementor befindet sich im Klassenzimmer und streckt seine tote Hand nach Harry aus. Der Schreck schießt mir durch die Glieder, ich spüre die Angst in mir aufkeimen. Ich weiche vor dem Dementor weg, einen Schritt nach hinten ohne daran zu denken, dass eine Schlange aus Schülern hinter mir steht. Also laufe ich gerade wegs in Draco Malfoy rein. Schon spüre ich eine warme Hand auf meinem Oberarm.

"Tschuldigung" murmel ich, gerade als Professor Lupin vor Harry springt und den Irrwicht zurück in seinen Schrank verbannt. Ich trete von Draco weg, und als er seine Hand von meinem Arm nimmt, hinterlässt er dort eine unangenehme Kälte.

"Okay, das sollte für heute genügen. Sammelt bitte noch eure Bücher ein. Die Stunde ist beendet." sagt Professor Lupin.

Roses and PeppermintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt