P R O L O G

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"Kendra, gehst du dich bitte umziehen?" - "Kendra." - "Kenny, Mum redet mit dir." - "Ich habe euch allen schon mehrmals gesagt, dass sie nicht mit diesem Namen angesprochen wird. Ich haben ihr den Namen Kendra mit einem Grund gegegen und nicht dafür, dass ihr daraus einen lächerlichen Spitznamen macht." - "Ja Jenny geh dich umziehen." - "Halt die Klappe Beatrice."
Sie mochte ihren vollen Namen nicht, willkommen im Club. Sie akzeptierte Marie- Claire, bevorzugte jedoch ihren Zweitnamen. Ihre schlechte Anspielung auf ihre lieblings Serie Gossip Girl war nichts neues. Eigentlich sogar ziemlich passend, Cynthia und sie kleidet sich als wären sie aus dieser Serie entsprungen, während ich eher in die Richtung des von ihr genannten Charakters schlug.
Ich wusste es wäre ein neues Weltwunder wenn Mum nicht wie immer etwas daran auszusetzen hätte was ich anhatte. Es war eine einfache Jeans und ein genauso einfaches T-Shirt nichts besonderes. Nicht gemäße des Anlasses rief sie während ich bereits auf dem Weg in mein Zimmer war. Cynthia und Claire hatten beide Kleider an, wahrscheinlich aus einer der neusten Kollektionen von denen sie mir immer erzählten. Als musste es wohl zumindest ein Rock sein wenn ich mich noch weitere Male umziehen wollen würden.
Die drei rosa Cousinen wie uns Raban immer nannte waren wir schon lang nicht mehr. Mir war durchaus bewusst, dass meine Mutter es bevorzugen würden wenn ich mich genauso wie meine Schwestern benehmen würde. Wobei es ihr wahrscheinlich nicht mal um mein Verhalten ging. Ich werde nie vergessen wie lange sie mit mir diskutiert hatte als sie ich das erste Mal gefragt hatte ob ich meine Haare dunkler färben dürfte. Es hatte damit geendet, dass ich es heimlich bei einer Freundin getan hatte und bis heute hat sie mich nie wieder so angeschrien wie damals. So fing der Unterschied an, zwei blonde Mädchen ein schwarzhaariges. Und es ging weiter je älter wir wurden. Irgendwann gab es meine Mutter dann auch auf uns in die gleichen Klamotten zu stecken. Wir entwickelten uns weiter, sei es unser Charakter, Stil oder Freunde. Es war so ein widerliches Klischee wie es meine Mutter immer nannte. "Ein schwarzes Schaf muss es ja geben.", murrte sie meisten noch laut genug damit ich es wahrnahm. Ich wusste wenn es darum ging konnte ich nicht gewinnen. Entweder war ich eine verwöhnte Göre aus einer reichen Familie oder die undankbare rebellieren Tochter.
Hätten sie damals nicht den Kontakt zu Raban und seiner Mutter abgebrochen, hätte sie meine Entwicklung wahrscheinlich auf seinen schlechten Einfluss geschoben. Im Gegensatz ihr hatte Julia, Rabans Mutter, irgendwann eingesehen, dass ihre Art der Erziehung nicht unbedingt von Vorteil war. Es war ironisch, wir wohnte in der selben Stadt, doch ich wusste nicht wann ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er ging auf die Realschule im Osten der Stadt, wohnte nicht weit entfernt. Dafür musste ich mich für Jahre jeden Morgen viel früher aus dem Bett quälen, weil wir drei unbedingt das Gymnasium in München besuchen mussten. Schnöselschule hatte er es früher im spottend genannt und mittlerweile konnte ich ihm zustimmen.
Seit unserem Abschluss war bereits ein Jahr vergangen. Meine Schwestern wussten schon immer was sie wollten, studierten natürlich an einer der besten Unis in München. Absolvierten bezahlte Praktika bei hochangesehen Agenturen. Und dann kam ich, würde am liebsten für mindestens ein Jahr ins Ausland verschwinden, wenn nicht sogar noch länger. Selbst einige Zeit zum reisen hätte mir genügt, einmal quer durch Deutschland und zurück. Aber nein, dass war ohne die nötigen finanziellen Mittel nicht möglich. Und der Nebenjob den ich mir bereits mit sechszehn gesucht hatte warf lange nicht so viel ab, dass ich das Geld dafür nutzen konnte. Und Mum hatte mir bereits mehr als deutlich klar gemacht, dass sie so einen Unfug nicht finanzieren würde. Ich wusste seit über einem Jahr nichts mit mir anzufangen oder mit dem was alle als so wichtige Zukunft betitelten. Das Praktikum was ich gleichzeitig wie meine Schwestern angefangen hatte war ebenfalls seit letzter Woche beendet und ich stand wieder am gleichen Punkt wie vor einem Jahr.

Und nun machten wir uns nach Jahren ohne Kontakt auf dem Weg zum anderen Haus Bieling in Grünwald. Ich rechnete jetzt schon mit dem schlimmsten, da gefühlt alles an Verwandtschaft dort bereits lauern würde. Der einzige Lichtblick war es, dass die Aufmerksamkeit auf Raban und seinem besten Freund liegen würde. Jonas? Jasper? Ich wusste nicht mal mehr wie er hieß. Zugegeben wusste ich ebenfalls nicht wieso wir überhaupt dort hinfuhren. Doch es änderte nichts an der Tatsache, dass ich Minuten später mit meinen Schwestern und meine Mutter im Auto saß und wohl bald erfahren würde worum es sich bei der ganzen Aktion handelte.



KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt