K A P I T E L 94

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Alle Mitglieder der wilden Kerle standen vor dem Grundstück versammelt, wirklich alle. Hatten alles stehen und liegen gelassen für die jüngere Bieling. Die Autos waren rund um das Grundstück verteilt, teilweise sogar mit Anhängern versehen. Raban hatte Markus eine schnelle Nachricht geschrieben, hatte geahnt in welche Richtung das Gespräch gehen würde. Hatte gleichzeitig niemals mit so etwas gerechnet was er gerade erlebt hatte. Die Gruppe war unruhig da sich niemand wirklich zusammen reimen konnte was genau passiert war. Der Torwart war ebenfalls nicht wirklich gesprächig, tigerte regelrecht vor der Auffahrt hin und her.
"Jetzt mal ohne Scheiß, hier geht die verdammte Welt unter und ihre Schwestern sind nicht hier? Sie rufen Kenny an aber sind nicht aufzufinden? Find nur ich es unglaublich merkwürdig?", unterbrach Leon dann die Stille.
Als dann plötzlich ein unglaublich lauter Knall ertönte, gefolgt von Rabans Geschrei, waren sie bereits ins Haus zu stürmen. Kamen jedoch nur wenige Meter bevor Kennys Mutter aus dem Haus trat. "Ich wiederhole mich nur einmal, was für Kendra gilt, gilt auch für euch.", ihr Blick gilt regelrecht angeekelt über die Gruppe und blieb dann an Markus hängen. "Wenn ich wiederkomme und hier noch jemand ist rufe ich die Polizei." Perplex folgten die Blicke der anderen Rabans Tante welche ohne ein weiteres Wort den Hof hinunter zu ihrem Auto verschwand und Momente später vom Anwesen fuhr.

Ohne zu zögern gingen sie nun geradewegs auf die offenen Haustür zu, ohne zu wissen was sie genau im Inneren erwarten würde.  Raban und Kenny hockten beide vor einem Haufen Scherben, welche den Schlag von vor einigen Minuten erklärte. Doch der genaue Anblick ließ sie in ihrer Bewegung stoppen. Raban hockte vor seiner weinende Cousine. Aus dieser war alles herausgebrochen als ihre Mutter nach draußen verschwunden war und der Schock durch die zerbrochenen Vase abgeklungen war. Das Knirschen unter ihren Schuhen ließ sie irritiert nach unten sehen und der Grund ergab sich sofort. Sie wusste nicht ob es auch Kendras Mutter oder sie selbst gewesen war. Aber neben der Vase waren auch einige Bilder zu Bruch gegangen und waren auf dem Boden verteilt. Ohne zu zögern lief Markus auf seine Freundin zu und sah die Erleichterung in Rabans Gesicht, als er nicht nur den Torwart sondern auch seine Freunde sah. Mehrmals wiederholte er ihren Namen bis sie ihn überhaupt ansah und als sie dies tat, dachte er sein Herz würde zerspringen. Ihr Gesicht war errötet, genauso wie ihre Wangen. Immer mehr Tränen liefen diese herunter und ihre Lippen waren verzweifelt verzogen, bekam kein Wort heraus. Als sie den Blonden durch den Tränenschleier erkannte schlangen sich ihre Arme sofort um ihn und er zog sie auf die Beine, nahm sie sofort fest in den Arm. Sie drückte ihr Gesicht in seine Brust und das schluchzen ließ ihren ganzen Körper beben. Er versuchte sie zu beruhigen, strich ihr immer wieder durch Haare.

"Bring sie hier raus, wir kümmern uns um alles.", murmelte Marlon seinem besten Freund zu welcher nur abwesend nicken konnte. Wollte ansetzten mit ihr nach draußen zu verschwinden, bis sein Blick auf den Tisch voller Bilder fiel um den bereits sein bester Freund und die anderen standen. Die Münder perplex geöffnet, während ihre Augen die verschiedenen Aufnahmen analysierten.  "Ich komm gleich nach, geh schon mal raus.", wie automatisch nahm Raban Markus Autoschlüssel, doch Kenny schien sich nicht von ihrem Freund lösen zu wollen. "Ich komm sofort nach in Ordnung? Nur zwei Minuten, ok?", vorsichtig löste er ihr Gesicht von seiner Brust. Nahm es in seine Hände um sie ansehen zu können. "Raban geht mit dir zu meinem Auto, ich bin sofort wieder bei dir, ok?", wiederholte er dann nochmal. Kurz sah sie ihn nur an ohne zu antworten, bis ihre Lippe erneut begann zu beben. "Zwei Minuten?", fragte sie dann noch einmal heißer nach und je mehr er mit Kendra interagierte, desto schwerer wurde sein Herz. Während die Wut gleichzeitig immer mehr zu brodeln begann. Erst als er nickte, tat sie dies ebenfalls. Ein kurzer Blick zu Raban und schon lozte er seine Cousine aus dem Haus.

"Wer zum Fuck hat die Bilder gemacht?", kam es dann stumpf von Nerv. Es war merkwürdig sich selbst auf diesen zu sehen. Doch selbst die anderen welche nicht betroffen waren musterten diese unbehaglich. "Allen voran hat sie jemand gemacht und Kendras Mutter gegeben.", murmelte Maxi. "Jemand hat sich die Mühe gemacht und ihr alles erzählt. Ich bezweifle, dass sie irgendetwas selbst rausgefunden hat.", meldete sich Juli zu Wort und verzog angewidert das Gesicht. "Wenn ihre Schwester nach der Aktion letztens was damit zu tun hatten-", murrte Markus und wand sich ab. Konnte und wollte sich in diesem Moment nicht damit beschäftigen. Er musste jetzt all seine Aufmerksamkeit auf Kendra legen, ohne gleichzeitig innerlich zu kochen und ihre Schwestern zu beschuldigen.
"Nein warte mal-", regelrecht gewaltsam musste Marlon seinen besten Freund zurück ziehen. "Die Bilder sind teilweise alt, schau mal richtig hin.", er deutete auf drei Bilder welche fast unter den anderen begraben waren. Markus Augen suchten irritiert was der Blonde meinte, bis er eins und eins zusammen zählen konnte. Auf den Bildern war Kenny noch mit ihren alten Gruppe gewesen, er erkannte Marco in ihrer Nähe. Und nach dem Lächeln der beiden, war dies lange vor der Auseinandersetzung passiert. Somit war Markus erster Gedanke nichtig, als dies war viel länger in der Mache gewesen, als der Streit zwischen den Drillingen. Das merkwürdige Verhalten ihrer Schwestern war noch nicht so lange her, hatte sich erst gezeigt als Kenny durch den Unfall Markus Wagen fuhr. Passt somit zeitlich nicht zusammen.
"Wir haben dafür jetzt keine Zeit.", murmelte Markus dann und fuhr sich angespannt übers Gesicht. Er musste sich um Kendras Sachen kümmern, um sie selbst und- "Wir machend das hier alles, geh.", mischte sich Joschka dann ein. "Ja wir sind genug, wir kriegen es schon hin.", bestätigte sein ältere Bruder dann nochmal. Als der Torwart den Blick hob und seine Freunde ansah nickte alle bestätigend. Er atmete aus, erleichtert? Vielleicht aber auch angespannt? Er wusste es in diesem Moment selbst nicht. "Ihr Zimmer ist das erste nach der Treppe links, danke.", stieß er noch aus bevor er selbst aus der Tür verschwand.

KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt