K A P I T E L 26

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Als Kenny am nächsten Tag ihre Augen öffnete brauchte sie einen Moment um sich zu orientieren. Es dauerte nur wenige Sekunden bis die Ereignisse der letzten Nacht auf sie einprasselten. Der Platz neben ihr im Bett war leer und bereits kalt als sie ihre Hand auf die Matratze fallen ließ. Kurz war sie unschlüssig was sie tun sollte, als sie sich aufrichtete konnte sie nicht mal all ihre Klamotten ausmachen. Sie griff nach dem erst besten Kleidungsstück was ihr in die Hände fiel und  zog sich ohne zu zögern einen Pullover von Markus über. Zu ihrem Glück fand sie auf anhieb das Badezimmer und schmunzelte darüber, dass dort bereits eine Packung neuer Zahnbürsten auf sie zu warten schien.
Sie fand den Torwart auf dem großen Balkon, sah durch die große Fensterfront wie er über die Stadt blickte und den Rauch der Zigarette welcher in den Himmel stieg. Mit einem Ruck öffnete sie die Tür und zog Markus Aufmerksamkeit auf sich. Sie bleib im Türrahmen stehen und seine Augen wanderten über ihre nackten Beine bis sie wieder auf ihr Gesicht trafen. Mit wenigen Schritten ging er auf sie zu und blieb genau vor ihr stehen. Seine freie Hand legte sich an ihre Taille und drückte sie gegen seine Brust. Gleichzeitig verschränkten sich ihre Finger ineinander hinter seinem Nacken. Quälend langsam neigte er seinen Kopf zur Seite und verschloss ihre Lippen mit seinen eigenen. Ließ seine Zunge genauso langsam und genüsslich in ihren Mund fahren, damit sie im gleichen Moment ihren Griff verstärkte und sich näher an ihn drückte.
"Morgen.", grinste er dann als sie voneinander abließen und sie erwiderte seine Worte mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Kendra beobachtete genau wie sich seine Lippen um die Zigarette schlossen, als würde er nicht schon attraktiv genug aussehen. Die dunkle Hose und das einfache graue Shirt waren simpel und vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Markus wahrscheinlich in allem gut aussah. Zeitgleich spielten seine Finger mit dem Kragen seines Pullover den sie trug.

"Dein Auto ist übrigens schon fertig.", murmelte er dann. "Wie früh warst du wach?", hinterfragte sie dann überrascht. Sollte die Uhr in seinem Schlafzimmer nicht falsch gehen war es gerade Mal kurz nach acht, selbst für sie recht früh an einem Samstag Morgen. "Vielleicht gegen sechs? Ich hab nicht auf die Uhr gesehen.", antwortete er ihr und nahm erneut einen Zug von seiner Zigarette. Atmete den Rauch Momente später wieder aus, darauf bedacht sie damit nicht zu treffen. "Komm, es wird langsam zu kalt.", seine Hand umschloss ihre und drückte die Zigarette in einem Aschenbecher aus bevor er sie zurück in die Wohnung zog. Ließ ihr keine Chance überhaupt zu antworten, da schloss er bereits die Tür hinter sich. Der Herbst kam immer näher, zwar schleichend doch lange würde es nicht mehr dauern.  "Hast du Hunger?", er lief in die offene Küche welche mit dem Wohnzimmer und dem großen Esstisch den größten Raum in seiner Wohnung darstellte.
"Ist die Werkstatt Samstags geöffnet?", fragte Kenny dann sofort als sie ihm folgte. Hoffte Markus nicht von seiner Arbeit abgehalten zu haben. Er versuchte das Grinsen zurück zu halten als er sie kurzer Hand mit einer schnellen Bewegung auf die Anrichte. "Nicht offiziell, nein.", antworte er und legte seine Hände auf ihren Oberschenkeln ab. "Die Jungs können Samstags arbeiten wenn sie noch Aufträge beenden oder schneller fertig stellen wollen. Aber offiziell ist die Werkstatt nur von Montags bis Freitag geöffnet.", erklärte er dann. Überrascht legte sich Kennys Stirn in Falten, wenn er sich so etwas leisten konnte musste die Werkstatt wirklich gut laufen. Gleichzeitig hätte sie es sich denken können, wenn er und Marlon bis zum frühen Morgen unterwegs waren durch die Rennen würden sie wohl kaum den Tag arbeiten. "Hast du die Rechnung auch schon fertig gemacht?", fragte sie dann weiter und diesmal war es Markus welcher sie perplex ansah. "Rechnung? Denkst du ernsthaft ich berechne dir etwas dafür?" - "Ja?", antwortete Kenny sofort. "Du hast an meinem Auto gearbeitet, auch noch außerhalb deiner eigentlichen Zeiten." Grinsend schüttelte Markus den Kopf und entfernte sich von Kenny um zwei Teller aus dem Schrank zu nehmen. "Ich hoffe Spiegelei und Toast reichen dir, ich war noch nicht einkaufen." - "Markus-", murrte sie dann wenig begeistert von dem Themenwechsel. "Kenny.", erwiderte er im gleichen Ton, doch sein Mundwinkel zuckte. "Ich stelle dir dafür keine Rechnung, hatte ich nie vor. Mal abgesehen davon, dass Justin mich dafür umbringen würde. Will ich gar nicht wissen wie Raban mir die Hölle heiß machen würde wenn ich dich dafür bezahlen lasse.", erklärte er. "Aber-", Kenny schloss ihren Mund sofort wieder als Markus sie erwartend ansah, die Diskussion schien aussichtslos, dass war bereits jetzt klar. Und viel lieber ließ sie sich mit seinen Lippen zum schwiegen bringen.

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Zu Markus Überraschung ließ Kendra das Thema fallen und sie verfielen in eine normale Konversation. Sie erzählte ihm etwas von ihrem Praktikum bei ihrem Onkel, genau was Raban vermutet hatte. Markus Blick fiel auf sein Handy welches neben Kenny lag und durch eine Nachricht aufleuchtete. "Aktualisierst du deinen Speercode?", Kenny grinste breit, doch nicht so breit wie Markus als er ihr sein Handy zudrehte. Ihr blieben die Worte im Hals stecken als er ihr sein Speerbild präsentierte. Niemand anders als die schwarzhaarige selbst war darauf zu sehen. Eins der weniger riskanten Bilder, trotzdem genauso heiß zierte jetzt sein Handy. So zugeschnitten, dass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte und ohne Probleme denken könne, dass es ein einfaches Bild aus dem Internet sei. Ihre Hand krallte sich regelrecht in sein Shirt um ihn zu sich zu ziehen. Grinsend fuhr er mit seiner Hand ihren Oberschenkel entlang als er sich zwischen ihre Beine stellte. "Ich kann auch gerne den Speercode rausnehmen wenn er dich so stört." Auch wenn Kendra ihm am liebsten diese dumme Grinsen aus dem Gesicht gewischt hätte, strahlte Markus wieder dieses Selbstbewusstsein aus welches sie schwach werden ließ. Sie schüttelte minimal den Kopf und ließ ihre Hände über seine Schulter gleiten. "Wir wollen doch, dass auch zukünftige Bilder sicher sind.", erwiderte sie. Diesmal wanderten Markus Lippen über Kennys Kiefer zu ihrem Hals und grinsten zufrieden gegen ihre Haut als sündige Laute ihren Mund verließen.

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"Wieso ziehst du so ein Gesicht?", Markus stellte das Glas vor Kenny ab welche bereits begonnen hatte zu essen und nahm dann ebenfalls platzt. "Ich hab dir praktisch vorgeworfen in einer Beziehung untreu zu sein und du bist so ruhig geblieben. Wie machst du das?", hinterfragte Kenny dann gerade heraus. "Wenn jemand so etwas zu mir sagen würde, dann Gnade ihnen Gott.", setzte sie hinter her und machte eine wegwerfende Bewegung. "Wenn Menschen betrügen wollen, dann betrügen sie. Wenn ich mich damit verrückt mache, alles hinterfrage und über reagiere wird es dies nicht verhindern.", erwiderte Markus schlicht. "Wenn ich merke, dass die Beziehung keinen Sinn mehr macht dann beende ich es, ganz einfach. Liebe würde ich mich entschuldigen weil ich dachte so die Person nicht zu verletzten. Als sie um Verzeihung zu bitten weil ich ihnen durch so etwas wirklich Schmerzen zugefügt habe." Überrascht und gleichzeitig beeindruckt musterte Kendra Markus. Selten hatte sie zu diesem Thema solch eine Antwort oder eher Einstellung gehört. Bevor sie antworten konnte leuchtete Markus Handy erneut mit einer neuen Nachricht auf. Es schienen immer mehr Nachrichten zu werden, vermutlich durch eine Gruppe. Markus Augen flogen nur grob über seinen Bildschirm, als wäre es nichts neues so viele Nachrichten auf einmal zu bekommen. "Wir haben nachher Training, wenn du nichts anderes vorhast komm mit.", richtete er sich dann an die schwarzhaarige und sperrte sein Handy erneut. Sie hatte nichts vor und hätte mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso versucht irgendetwas zu unternehmen damit sie nicht die Gefahr lief zuhause auf ihre Mutter zu treffen. Auch wenn sie gerne unter der Woche kontrollierte was ihre Tochter tat, so ließ sie diese wenigstens am Wochenende in Ruhe. "Ich hab noch Rabans Sachen im Auto.", murmelte Kendra. "Ich wollte sie ihm vorbei bringen, aber bis jetzt hab ich es noch nicht gemacht.", setzt sie hinterher. Sie hatte bis jetzt noch nicht den Mut gehabt wieder bei ihrem Cousin aufzutauchen. Zum einen war ihr der Vorfall mit ihrer Mutter immer noch peinlich und gleichzeitig hatte sie seit längerem nicht auf seine Nachrichten reagiert und sie fühlte sich deshalb minimal schlecht. Und dieses minimal war absolut gelogen. "Passt doch, dann kannst du sie im beim Training geben." Markus wusste, dass mehr hinter ihrem Zögern steckte. Er wollte sie zu nichts drängen, auch wenn er wusste, dass es besser wäre wenn die beiden Bielings endlich wieder aufeinander treffen würden. Vielleicht konnte er sie so beide in die richtige Richtung schubsen. "Wenn du mit willst wäre es so in einer Stunde, wir haben also noch Zeit.", versuchte er ihr den Druck zu nehmen während er bereits begann das Geschirr wegzuräumen. "Ich glaub ich hab noch eine Tasche mit Sachen zum wechseln im Auto. Kann ich hier kurz duschen bevor wir los müssen?", sie richtete sich auf und wand sich direkt in Richtung Tür, wurde sogleich von Markus gestoppt. "Ich geh deine Tasche holen, geh du ruhig schon mal duschen.", erwiderte er und herausfordernd zog sich Kennys Augenbrauen hoch. "Du willst kein Geld für deine Abriet an meinem Auto und jetzt holst du mir auch noch meine Sachen? Führst du irgendwas im Schilde?", spitzbübisch grinsend ging sie auf ihn zu und reckte ihr Kinn in die Höhe. "Absolut kein böser Hintergedanke.", erwiderte Markus und schüttelte den Kopf. 

"Ich dachte lediglich daran, dass ich gleich dazu kommen kann wenn du noch unter der Dusche stehst."

KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt