K A P I T E L 15

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Es war kein einfaches hallo oder irgendeine andere Begrüßung, kein Anfang für unsinnigen Smalltalk. Es war ein Bild, ein Bild was Kenny innerhalb von Sekunden hellwach werden ließ. Es war von einer unbekannten Nummer, doch sie wusste genau von wem es stammte. Auf dem Bild war Markus zu sehen, zumindest ein Teil von ihm. Lediglich der Ausschnitt von seinem Kiefer bis zu seiner Brust. Schönes Kunstwerk hatte er dazu geschrieben. Seine Haut war durch den Sommer braun gebrannt, vielleicht sollte Kenny ihn auch mal bei Tageslicht sehen anstatt immer noch Abends oder in der Nacht. Doch die Bräune war nicht das was ihr die Sprache verschlagen hatte, sondern die unzählige Knutschflecken welche sich über seine Haut zogen. Sie verfärbten sich bereits und erinnerte Kenny sofort an die gestrige Nacht zurück.
Sie schoss ein ähnliches Bild, genauso wie er ohne ihr Gesicht zu zeigen. No Face, no case. Die unzähligen Male zogen sich von ihrem Schlüsselbein hinunter bis zwischen ihre Brüste. Markus hatte es leicht, ein einfaches Shirt und nichts würde zu sehen sein. Während Kenny heute kein Interesse an einem hochgeschlossenen Oberteil hatte.
Doch sie hatte heute anderes im Kopf. Sie sollte anderes im Kopf haben. Raban und Joschka wollten mit ihr über das Logo ihrer Firma sprechen. Es war ein unglaubliches Chaos gewesen bis sie überhaupt vernünftig über das Thema sprechen konnten. Erst hatten sie über Emails kommuniziert, bis es Kenny gereicht hatte. Zum einen war es unnötig kompliziert zum anderen schien sich das Erfinderduo nicht entscheiden zu können wie sie die Sache angehen wollten. Mal siezten sie Kenny, mal nicht. Das ganze zog sich solange bis Kenny ihnen schlicht und einfach ihre Nummer schickte. Sie verstand, dass die beiden alles so professionell wie möglich halten wollten schließlich ging es hier um ihr Geschäft. Aber so ging es viel einfacher und ehe sie sich versah hatten sie einen Tag ausgemacht um über einiges zu sprechen. Natürlich war das neue Logo das Hauptaugenmerk, aber irgendetwas sagte Kenny, dass wahrscheinlich noch etwas mehr dahinter steckte. Doch sie würde sich nicht beschweren, es war eine Chance nicht zuhause rumzusitzen.

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"Da bist du ja endlich! Komm rein.", übereifrig wurde Kenny nicht nur von Raban sondern auch von Joschka begrüßt. Alles sah noch ziemlich provisorisch aus, verteilt im Hause Bieling, aber die beiden waren der festen Überzeugung, dass das ganze Chaos seinen Sinn hatte. Joschka verlor keine Zeit und zog Kenny zu einer Art Büro, auch wenn es eher aussah wie eine eigentliche Abstellkammer mit einem Schreibtisch und Regalen.
"Ihr habt schon Mitarbeiter des Monats?", hinterfragte Kenny irritiert. "Nein haben wir nicht.", murmelte Joschka. "Wieso?", hinterfragte er dann und sah sich weiter die Zeichnungen an. Es waren viele Kritzeleien dabei, doch Kenny hatte alles mitgenommen was sie gezeichnet hatte. Sie nickte lediglich auf ein eingerahmtes Bild hinter dem Erfinder. Als sich dieser umdrehte brachte sein lautes Schreien Kenny zum schmunzeln. "Raban du Penner, wer hat dich angelogen, dass du so eine Scheiß von dir selbst aufhängen darfst?"
Nach dieser kurzen Interaktion setzten sich die drei zusammen. Raban und Joschka hatten überraschenderweise  keine genaue Vorstellung für ein Logo. Sprachen aber trotzdem ihre Begeisterung für Kennys verschiedenen Ideen aus. Sie ließen ihr so viel Freiraum wie sie es noch nie gehabt hatte. Und sie wollte sich direkt an die Arbeit machen, Raban zog sie dann ein Zimmer weiter. Es war chaotisch, doch Kenny hatte nichts anderes erwartet. Raban machte ihr platz auf dem Wohnzimmertisch, während Joschka wer weiß wohin verschwand. Sie breitete alles aus was sie mitgenommen hatte und begann dann mit der groben Skizze auf ihrem Tablet. Immer wieder huschte die Erfinder ins Zimmer, entweder konnten sie ihrer Neugier nicht widerstehen und sahen Kenny über die Schulter oder erledigten anderen Dinge.

"Oh-hey.", Kenny sah auf als sie Vanessa im Türrahmen sah, die Blonde sah jedoch nicht so begeistert aus sie zu sehen. "Hey.", erwiderte Kenny ebenfalls und wand sich dann wieder ihrer eigentlichen Arbeit zu. "Nessi hey, ich dachte ihr wolltet erst nachher kommen?", Raban erschien ebenfalls im Wohnzimmer. "Ich dachte ihr könntet Hilfe gebrauchen.", erwiderte sie dann. "Soweit eigentlich nicht, für nachher haben wir alles aber machs dir bequem." - "Ich meine wegen der ganze Sache mit eurer Firma, der Website-", begann sie aufzuzählen, doch Raban wunk ab. "Kenny ist schon dabei.", er deutete auf seine Cousine und bevor Vanessa etwas erwidern konnte verschwand der dunkelhaarige wieder aus dem Zimmer.
"Willst du mir vielleicht verraten was dein scheiß Problem ist?", perplex sah Vanessa die schwarzhaarige an. Länger als eine viertel Stunde hatten die beiden kein Wort miteinander gewechselt, doch Kenny konnte sich nicht so gut konzentrieren wie sie es gerne wollte. Spürte deutlich wie Vanessa sie immer wieder musterte und dann reichte es ihr. "Wovon redest du?", Vanessas Tonfall war genauso freundlich wie Kennys. "Ich seh dich jetzt zum zweiten Mal und du benimmst dich als hätte ich dir irgendwas ziemlich mieses angetan.", schoss die schwarzhaarige zurück. Wieder sah Vanessa sie an und Kendras Geduld verblasste immer mehr. Sie wusste genau was Vanessa ins Auge stach als ihr Blick von ihrem Gesicht tiefer rutschte. Sie trug ein einfaches Top, somit waren nicht alle Flecken von der vorherigen Nacht verdeckt. Doch Kenny war alt genug um weder mit so etwas anzugeben, noch sie dafür zu interessieren was anderen davon dachten.
"Willst du mir auch antworten oder mich nur anstarren?", somit schien sie Vanessa aus ihrer Trance zu lösen. Die schwarzhaarige konnte sich schon denken was im Kopf der Fußballerin vorging. "Willst du mir erzählen, dass du wirklich nur aus Nettigkeit plötzlich so involviert in der ganzen Sache bist?" - "Ich bin das erste Mal gerade involviert. Ich hab nur angeboten ihnen ein Logo zu erstellen.", stellte Kenny klar, doch es bestätigte ihr, dass Raban und Joschka anscheinend mehr mit ihren Designs vorhatten.  "Du magst zwar Rabans Cousine sein, aber-" - "Meine Verwandtschaft mit Raban hat absolut nichts hier mit zu tun.", unterbrach Kenny die ältere sofort. "Kaum haben die beiden die Aussicht auf etwas erfolgreiches taucht deine Familie plötzlich wieder auf und du-" - "Willst du mich gerade verarschen?", überrascht lehnte sich Vanessa zurück als Kennys Stimme sie lauthals unterbrach. "Ich helfe ihnen Vanessa. Hilfe die ich anbiete ohne etwas dafür zu erwarten oder zu verlangen." Auch wenn Kendra unheimlich streitlustig war und diesen wirklich gerne anzettelte, brauchte sie sowas gerade absolut nicht. Sie ignorierte Vanessa und packte grob ihre Sachen zusammen. Konnte sich tausend andere Dinge vorstellen die sie gerade lieber tun würde als sich mit jemandem zu streiten den sie nicht kannte und ihr wer weiß was an den Kopf warf.
"Hey Kenny könntest du- warte wo willst du hin?", irritiert sah Raban seiner Cousine nach und folgte ihr sofort schnellen Schrittes. Zur gleichen Zeit war Joschka bereits im Hof vorzufinden, wartete eigentlich auf ihre Freunde die bald eintreffen sollten. "Kenny komm schon.", perplex drehte sich dieser um als sie Kendra mit einigen Sachen im Arm aus dem Haus trat, dicht gefolgt von Raban und einer nicht ganz so begeisterten Vanessa.
"Ich schick euch die weiteren Entwürfe wenn ich zuhause bin.", wand sie sich knapp an Joschka der immer noch irritiert zwischen Kendra und Raban hin und her sah. "Wenn sie gehen will, dann lass sie doch gehen." Vanessas Worte ließen Kenny stoppen und allein ihr Gesichtsausdruck ließ nichts gutes verheißen. "Was ist überhaupt los verdammt? Vanessa was machst du überhaupt hier?", hinterfragte Joschka dann gerade heraus.
"Ich dachte ihr könntet Hilfe gebrauchen." - "Tun wir auch.", sprach Joschka dann immer noch total verwirrt dazwischen. "Wegen eurem Logo und diesen ganzen Sachen.", sprach Vanessa weiter und Joschka zog die Luft ein. "Dabei allerdings nicht." und ihr Gesicht verfinsterte sich.

Natürlich mussten die anderen genau in diesem Moment auftauchen. Und die Szene welche sich vor ihnen abspielte ließ nichts gutes verheißen. Während Raban und Joschka ziemlich verplant da standen, schienen sich Kendra und Vanessa mit ihren Blicken umbringen zu wollen.
"Vanessa wir brauchen wirklich ihre Hilfe.", murrte Raban dann genervt und fuhr sich übers Gesicht. Es war sein Versuch den Konflikt aufzulösen, aber es schien das genaue Gegenteil zu bewirken. "Du bist nur zwei Jahre älter als Nerv und-", begann Vanessa, doch Kenny unterbrach sie bevor sie überhaupt ausholen konnte. "Du bist 4 Jahre älter als ich, ist es dir nicht peinlich dich so von mir einschüchtern zu lassen?" Diese Aussage schien Vanessa regelrecht ins Gesicht zu schlagen. Denn sie konnte es nicht mal abstreiten. Kenny reagierte nicht so auf ihre Worte wie sie es von anderen Frauen gewohnt war und genau dies schlug ihr unheimlich auf die Laune.

Zu allem Überfluss hatten die beiden durch ihre Streitigkeiten nicht mal die anderen wilden Kerle Mitglieder bemerkt. Vanessa ging an Kendra vorbei und rannte fast in ihre Freunde hinein, war jedoch so aufgebracht, dass sie sich einfach durch diese drückte und verschwand. Natürlich konnte sie aber vorher nicht einfach so an Kendra vorbei laufen sondern rammte regelrechte ihre Schulter gegen ihre. Kendra Kiefer spannte sich an als sie nicht dem Drang nachging Vanessa noch etwas hinterher zu rufen. Mit der schwungvollen Bewegung drehte sich die schwarzhaarige um und sah direkt die Freundes ihres Cousins vor sich stehen.
Sah direkt in die Augen von niemandem anderem als Markus.

KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt