K A P I T E L 47

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Eine Woche und einen verdammter Tag hatte Markus bereits durchgehalten und er dachte bereits er verlor nach dem ersten Tag den Verstand. Er musste Kenny ihren Freiraum lassen, zumindest hatte er dies geplant. Sie brauchte Zeit um sich in dem neuen Umfeld einzufinden, den neuen Kollegen und allen voran mit Markus als ihrem Chef. Sie würden gerade dieses Thema irgendwann klären müssen. Wollten sie privates und berufliches trennen? Es wäre ihr gutes Recht und wahrscheinlich auch das schlauste einen klaren Strich zu ziehen. Egal wie gut sie sich verstanden so sollte man doch im Beruf professioneller handeln, richtig? 
Er sollte so denken, schließlich arbeitete sie für ihn, war eine Angestellte wie alle anderen, egal ob sie seine Freunde waren oder nicht. Doch trotzdem schrie alles in ihm nach der schwarzhaarigen.  Jedes Mal wenn sie in seiner Nähe erschien musste er sich zurück halten sie nicht mal mehr zu berühren als nötig. Schlimmer machte das Ganze nur noch, dass sie wirklich gut arbeitete. Innerhalb einer Woche hatte sie bereits so viel dazu gelernt, dass sie selbstständiger arbeiten konnte als einige nach einem Monat. Natürlich brauchte sie hin und wieder Hilfe. Doch sie managte vieles bereits besser als die Jungs es selbst geschafft hatten. Bis jetzt hatte es keinerlei Beschwerden mehr durch Doppelbuchungen gegeben, das Telefon läutete nicht ununterbrochen da Kenny innerhalb Sekunden reagierte.
Und trotzdem ließ ihn seine Fantasie nicht in Ruhe : Kenny, sein Schreibtisch und-

"Markus?", als er aufsah stand genauso sie vor ihm, Kenny. "Hast du kurz Zeit?", fragte sie vorsichtig und der Torwart erhob sich ohne weiteres. "Ich hab den Kerl für die Ersatzteile am Telefon, es gibt Verzögerungen-", Markus atmete angestrengt aus und folgte der schwarzhaarigen. "Ich weiß.", murmelte sie. "Er könnte Produkte einer anderen Firma beischaffen und dir wegen der Umstände einen Preisnachlass geben, aber ich dachte so etwas klärst du lieber selbst.", setzt sie hinterher. Die wenigen Meter bis zu Kennys Schreibtisch antwortete er ihr nicht und auch wenn sie wusste, dass seine schlechte Stimmung nicht ihre Schuld war, so fühlte sie sich plötzlich doch etwas unwohl. Sei deutete auf das Telefon auf ihrem Tisch welches Markus ohne zu zögern nahm. Seine Miene verfinsterte sich immer mehr, je mehr Informationen er erhielt. Diese Verzögerung könnte einige Aufträge auf ungewissen Zeit verlängern, wenn ihm nicht sogar die Kunden vorher absprangen. Er hatte bereits von einigen Problemen gehörte von denen ihm Justin erzählt hatte, doch hatte er gehofft er und seine Werkstatt würden von diesen verschont bleiben. Nun musste er abwägen was besser für ihn und allen voran seine Kunden war. Es kam darauf an welche Aufträge betroffen waren, wofür genau die Teile genutzt werden würden.
Und dann stoppte er für einen Moment in seiner Bewegung als die schwarzhaarige einige Papiere in seine Richtung schob. Kenny hatte alle Unterlagen der betroffenen Teile und Aufträge herausgesucht und markiert. Ein lautloses danke verließ seine Lippen und er rückte zur Seite, wollte sie nicht am weiterarbeiten behindern während er telefonierte. Theoretisch hätte er den Lieferant auch schlicht und einfach bitten können erneut anzurufen und mit ihm ungestört in seinem Büro zu telefonieren. Theoretisch hätte er dann aber nicht auch noch eine gewissen schwarzhaarige im Blick behalten können. Er notierte sich einige Dinge und kam am Ende sogar zu einem halbwegs guten Ergebnis. Fast hätte er die Verabschiedung am anderen Ende der Leitung verpasst als sein Blick auf Kennys Beine oder eher ihren Oberschenkel fiel. Sie trug einen Rock, nutzte so die letzten immer weniger auftretenden warmen Tage. Und unter dem Stoff blitze nicht nur eine Art Folie hervor, sondern auch tiefschwarze Tinte welche sich allem Anschein nach weiter nach oben zog. Bevor seine Gedanken erneut weiter wandern konnten als nötig, verabschiedete auch er sich und legte das Telefon Beiseite.
"Neu?", hinterfragte Markus simpel und deutete auf ihre überschlagenen Beine. "Noch frisch, letzten Montag erst gestochen.", erwiderte Kenny während sie den unteren Bereich des Telefons zuhielt. Mehr Informationen erhaschte er nicht da die Person an der anderen Leitung Kendras Anruf entgegen nahm. "Ich schick dir die betroffenen Aufträge gleich noch einmal rüber?", wieder hielt sie das Telefon zu als sie Markus vom gehen abhielt. "Das wäre perfekt.", nickte er dann und Kenny erwiderte lächelnd seine Geste, widmete sich dann wieder voll und ganz dem Telefonat.

-

"Sie macht ihren Job wirklich gut.", Marlon kam wie aus dem Nichts hinter Markus hervor und am liebsten hätte er seinen Kumpel Beiseite geschubst. "Macht sie wirklich.", stimmte er stattdessen zu und sein Blick verweilte auf der schwarzhaarigen. Sie hatte innerhalb von Minuten alles was der Torwart benötigte herüber geschickt, dies war vor mehreren Stunden. Und es kribbelte ihm in den Fingern wieder mit ihr zu interagieren, doch es war kurz vor Feierabend und er hatte selbst nichts mehr zu tun.
"Du siehst aus als würdest du nach irgendeiner Möglichkeit suchen mit ihr zu reden." - "Halt die Klappe.", wieder war es nur Marlon welcher die Situation als lustig empfand. "Dir ist aber schon bewusst, dass du auch einfach so mit ihr reden kannst? Selbst wenn es nicht um die Arbeit geht?", hinterfragte der Blonde dann. "Du gehst schon die ganze Woche wie auf heißen Kohlen, es ist nur Kenny.", setzt er hinterher. "Gerade weil es Kenny ist.", widersprach Markus. "Man, ihr beide vögelt-" - "Und jetzt arbeitete sie für mich, dass ist etwas komplett anderes.", fiel er ihm ins Wort. "Ich muss erstmal zusehen, dass sie sich hier eingewöhnt. Da kann ich sie nicht direkt bedrängen nur weil-" - "Nur weil du Druck hast?", beendete Marlon seinen Satz und wieder sah ihn Markus vernichtend an. "Du gehst mir unheimlich auf die Nerven, hast du nichts zu tun?", hinterfragte er dann, doch der Blonde schüttelte lachend den Kopf. "Alles fertig Chef, keine Sorge.", beruhigte er ihn dann regelrecht und klopfte ihm auf die Schulter. "Dann geh nach Hause.", grummelte der Torwart, doch Marlon ignorierte seinen Satz.
"Wenn du fertig bist mit-", er stoppte und nickte in Richtung von Kenny. "Teenage Drama schieben.", beendete er seinen Satz und sah belustigt dabei zu wie der Torwart die Augen rollte. "Denk dran, dass Nerv und die anderen noch kommen", setzt er hinterher und plötzlich war Markus mit seinem Kopf bei einem komplett anderen Thema. "Hab ich ja fast komplett vergessen." , murmelte er, rieb sich die Stirn und Marlon lachte auf. "Ja kaum zu glauben, dass das kleine Arschloch endlich achtzehn wird."

KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt