K A P I T E L 83

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Als Kenny mit Raban wieder zur Gruppe fand, hatten diese sich bereits an ihrem typischen Tisch eine Etage höher niedergelassen. "Die Typen haben übrigens Hausverbot bekommen.", begrüßte Marlon sie direkt mit einem neuen Getränk. "Seine idiotischen Freunde auch?", hinterfragte Kenny dann überrascht. "Seine idiotischen Freunde auch.", bestätigte der Blonde. Ohne etwas weiteres zu erwidern ließ sich Kenny zwischen Markus und Leon nieder. Während die anderen immer noch belustigt über ihre Reaktion gegenüber des Betrunkenen sprachen, verblieb sie stumm und hörte lediglich der Konversation zu.
Markus warme Hand auf ihrem Oberschenkel ließ sie von ihrer Flasche aufsehen und genau in die Augen ihres Freundes. Dieser lehnte sich zu ihr, sodass sie seinen Atem spüren konnte. "Wir können auch schon los wenn du willst.", fragend sah er seine Freundin an, die nur minimal den Kopf schüttelte und ihren Blick abwand.
Die Nacht über trank und tanzte sie wie so oft, ließ sich nichts anmerken. Wollte die Stimmung nicht runterziehen und den beiden Erfindern ihren Moment gönnen. Und niemand hinterfragte ihren vorherigen Ausbruch oder Verhalten. Niemand außer Markus der seine Freundin die ganze Nacht im Auge behielt.

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Und dann war es war nicht mehr zu vermeiden, nachdem sie Klette zuhause abgesetzt hatten waren die beiden alleine im Wagen. Er spielte mit dem Gedanken sie zu fragen ob sie nach Hause wollte, doch war der Meinung, dass sie dies bereits erwähnt hätte sollte sie es wollen. Also fuhr er genauso wie geplant in Richtung Werkstatt und somit zu seiner Wohnung. Nichts außer die leise Musik im Radio füllte das Innere des Wagens. Markus Hand legte sich auf ihren Oberschenkel, nur um Sekunden später wieder herunter zu rutschen als sie ihre Beine nach rechts lehnte. Sein Kiefer spannte sich an und seine Finger legten sich wieder ums Lenkrad. Irritiert und genervt über ihr Verhalten verkniff er sich jegliche Versuche mit ihr zu reden. Er wusste irgendetwas musste sie bedrücken, offensichtlich wenn sie sich so benahm. Aber im Laufe der Nacht war sein Geduldsfaden immer dünner geworden und langsam aber sicher wurde es grenzwertig. Er wusste nicht wie er ihr helfen konnte und Kendra schien selbst so unzufrieden und geladen zu sein, dass sie kein Ton heraus brachte, ein wirklich schlechte Kombination.

"In Ordnung, was ist los?", etwas stärker als gewollt schmiss Markus seine Schlüssel auf den Küchentresen und entledigte sich seiner Jacke. Sie waren keine Minute in seiner  Wohnung, doch Kendra war so schnell die Treppe hinauf gewandert, dass er sich sicher war sie würde wieder vermeiden mit ihm zu reden. "Sag jetzt nicht nichts.", murrte er dann und Kenny verzog wenig begeistert ihr Gesicht. Hatte eigentlich gehofft direkt ins Bett gehen zu können ohne großartig mit Markus sprechen zu müssen. Sie schob ihre Schuhe beiseite und legte ihre Jacke auf der Sofalehne ab. Wand sich dem Torwart nur widerwillig zu als er weiter sprach. "Du ziehst den ganzen Abend ein Gesicht-", begann er. "Die ganze Woche bist du total neben der Spur.", holte Markus dann weiter aus. "Ich lass dir gerne deinen Freiraum und erwarte auch nicht, dass du mir alles erzählst was dir durch den Kopf gehst.", versuchte er es dann so gut er konnte zu formulieren. Wusste schließlich nicht wie sie auf seine Konfrontation reagieren würde. "Aber langsam-" - "Aber was?", unterbrach ihn Kenny und wirkte plötzlich ziemlich angriffslustig. "Du lässt jetzt nicht deine schlechte Laune an mir aus nur weil-", wieder unterbrach sie ihn und Markus musste alle Kraft zusammen nehmen um nicht lauter zu werden als er wollte. "Weil ich was Markus?" Sein Kiefer spannte sich an und seine Zähne presste sich aufeinander, während er versuchte Ruhe zu bewahren. "Nur weil du eine schlechte Erfahrung mit einem Kunden gemacht hast.", beendete er dann endlich seinen Satz. "Was überhaupt nicht so hätte eskalieren müssen, hättest du einfach bescheid gesagt.", setzte er etwas schärfer als gewollt hinterher.

Von der einen auf die andere Sekunde verschwand ihre Wut und ein riesiges Fragezeichen bildete sich in ihrem Gesicht. "Wovon sprichst du?" - "Der Typ-", begann Markus und schüttelte dann angesäuert den Kopf. Dachte sie würde nun auf unwissend tun. "Dieses Arschloch Anderson und sein Verhalten dir gegenüber." Er sah  wie sich ihre Mimik erneut veränderte, doch sie schien nur noch weniger zu verstehen. Während seine Aussage für ihn Sinn ergab, schien Kenny absolut keine Ahnung mehr zu haben worum es bei dieser Unterhaltung ging. "Du hättest mir von der Sekunde in der er dir unangenehm wird bescheid sagen, dann hätte ich ihn viel früher gesperrt.", nun war es der Torwart welcher immer mehr aus der Haut fuhr. Und Kenny erstarrte als die Bedeutung seiner Worte ihren Verstand erreichten. "Du hast was?" - "Ich hab ihn gesperrt, er bekommt keine Termin, keinen Service nichts mehr. Er setzt keinen Fuß mehr in die Werkstatt.", wiederholte Markus. "Aber wieso? Er-", begann Kenny. Zugegeben war er unausstehlich gewesen, aber sie hatte niemals damit gerechnet,  dass Markus so extrem reagieren würde. "Weil er absolut assozial dir gegenüber war Kendra!", rief Markus dann regelrecht aus. "Ich meine ja, sein Verhalten hat meine Laune jetzt nicht gerade hundert Punkt hoch gehauen, aber er hat mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun.", erwiderte Kenny deutlich leiser. Langsam schien beiden klar zu werden, dass sie von zwei völlig verschiedenen Thema sprachen welche der Auslöser für Kendras Verhalten waren. "Du hättest ihn nicht sperren müssen.", wiederholte sie noch einmal kleinlaut. "Sein Verhalten dir gegenüber war nicht in Ordnung. Egal ob es dich nur beschäftigt hat oder nicht. Es hat etwas mit Respekt zu tun und ich bin dafür verantwortlich, dass sich jeder in der Werkstatt wohlfühlt." Markus stand immer einhundert Prozent hinter seinen Mitarbeiten, egal um wen es ging. Aber bei Kenny nahm dieses Verhalten komplett andere Ausmaße an und er würde dies niemals ändern.

KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt