K A P I T E L 97

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"Fuck.", stöhnend drehte sich Kenny zur Seite. Sie war bereits seit einigen Minuten wach, doch sie dachte ihr Kopf würde explodieren so doll pochte dieser. Als sie ihre Augen öffnete, war es glücklicherweise nicht so hell wie sie dachte. Doch als sie die Decke sah blinzelte sie irritiert, weder die Farbe noch die Lampe passt zu Liyahs Zimmer. Als sie ihren dann zur Seite drehte, wurde ihr klar wo sie sich befand. Sie hatte sich all die Tage bei ihr versteckt und war schlussendlich wieder bei Raban gelandet. Das schlimmste an der ganze Sache war jedoch, dass sie so gut wie nichts mehr von der vorherigen Nacht wusste. Bruchstücke wenn überhaupt und diese machten zusammen so gut wie keinen Sinn.

Eine Flasche Wasser stand neben einer Kopfschmerztablette auf dem Nachttisch und mit Mühe drehte sie sich zur Seite, richtete sich dann jedoch mit deutlich zu viel Schwung auf. Ihr Kopf drehte sich und gleichzeitig dachte sie ihr würde alles hochkommen. Was zugegeben nicht sonderlich viel wäre, denn sie hatte in den letzten Tage nicht wirklich viel gegessen. Für einen Moment schloss sie die Augen, das Stechen an ihren Schläfen verging nicht, jedoch legte sich das flaue Gefühl in ihrem Bauch wieder. Mit einem schnellen Griff öffnete sie die Flasche und trank gefühlt sie Hälfte ohne an die Tablette zu denken, viel zu sehr fixiert auf das trockene und widerliche Gefühl in ihrem Mund. Neben der Nachttischlampe lag ihr Handy, sogar ans Ladekabel angeschlossen. Dies ging mit Sicherheit auf Raban oder Markus Konto. Wobei es wahrscheinlich letztere war, denn sie hatte sogar ein großes Shirt und eine Jogginghose an. Es war deutlich besser als in den Sachen von gestern aufzuwachen, widerlich fühlte sie sich trotzdem. Fraglich ob sie es jedoch aushielt zu duschen oder sie warten musste bis sie nicht dachte spucken zu müssen sobald sie sich zu schnell bewegte. Nachdem sie die Tablette dann runter gewürgt hatte, riss sie ihr Handy regelrecht vom Kabel. Sie hatte sich wirklich selbst übertroffen, solange hatte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr geschlafen, 16:30 Uhr.

Neben der Uhrzeit stach ihr eine Nachricht von Liyah entgegen.
Sobald du aus deinem Koma erwachst ruf mich bitte an
Ohne zu zögern rief sie ihre beste Freundin an, nicht wissend ob sie erleichtert oder sich sorgen sollte. "Du lebst ja noch.", die Jüngere klang ziemlich gut gelaunt und wirkte absolut nicht so verkartet wie Kendra selbst. "Was hab ich gestern gemacht?", flüsterte die dunkelhaarige dann, hörte Liyah am anderen Ende der Leitung auflachen. "Nichts peinlich falls du das denkst.", entwarnte sie und sofort atmete Kendra aus. "Wieso fühl ich mich dann wie Scheiße?" - "Du hast viel getrunken und nicht nur gestern.", kam die Erinnerung von der anderen Seite des Handys. Kendra schloss für einen Moment die Augen, sie wollte ihr erzählen was passiert war, schon in dem Moment als sie in ihr Haus getreten war. Doch irgendetwas hatte sie daran gehindert. Sie wusste ihre beste Freundin würde sich jedes kleinste Detail anhören, als hätte sie dies nicht sowieso schon unzählige Male getan. Doch es war ihr peinlich wie sie zuhause rausgeflogen war und dies auch noch durch ihr eigenes Handeln. Natürlich war ihre Mutter nie so verständnisvoll gewesen wie Liyahs Eltern, welche sie immer mit offenen Armen empfangen hatten. Trotzdem brachte sie nichts über die Lippen. Lächelte stattdessen und nutze die Gutmütigkeit ihrer Freundin welche sofort darauf ansprang, dass Kenny einfach nur richtig ihren Geburtstag feiern wollte.
"Markus und Raban haben deine Sachen übrigens schon von mir abgeholt.", holte Liyah Stimme sie aus ihren Gedanken. "Falls du also vorhast dich nochmal bei mir zu verstecken wäre es tatsächlich auch gut mir bescheid zu geben." Kendras Herz rutschte ihr Jenseits von gut und böse und sofort stolperte sie über ihre Wörter. "Liyah-" - "Ich weiß nicht was genau überhaupt los ist-", begann Liyah. "Außer der Tatsache, dass deine Mutter ne scheiß Bitch ist.", fluchte sie und Kennys Mundwinkel zuckten. "Aber ich bin mir sicher du wirst es mir erzählen wenn du möchtest.", redete sie weiter, ohne auch nur einen Hauch von Vorwurf in ihrer Stimme.
"Danke." - "Für dich immer, dass weißt du.", erwiderte sie und Kendras stark klopfendes Herz beruhigte sich wieder.
"So schnell geh ich nicht mehr feiern.", murmelte sie dann. Glücklicherweise verschwanden die Kopfschmerzen immer mehr, doch sonderlich gut fühlte sie sich immer noch nicht. "So schnell gehen wir da sowieso nicht wieder feiern.", erwiderte Liyah. "Ich dachte ich hab nichts peinliches gemacht?", hinterfragte die schwarzhaarige irritiert. "Hast du auch nicht. Aber Markus hat sich mit diesem Marcel geprügelt, wobei dieser Lauch ihn nicht mal getroffen hat. Markus hat eher auf ihn eingeprügelt. Sah ziemlich mies aus, sie haben ihn nur mit drei Mann von ihm runter bekommen." 
Allein der Name des Idioten ließ ihr erneut schlecht werden. Sie hatte ihn vielleicht zwei Stunden nachdem sie im Club waren gesehen. Und er schien nicht mehr aus ihrem Sichtfeld zu weichen. Zuerst dachte sie, dass sie es sich einbilden würde. Doch niemand aus dem Freundeskreis ihrer Schwestern ging in die gleichen Clubs wie sie. Hatten alle eher spottend über die Clubszene gesprochen. Gleichzeitig schien er es sich zur Aufgabe zu machen immer in ihrer Nähe zu bleiben. Es brachte Kenny nur dazu mehr zu trinken, tiefer ins Glas zu sehen um ihn auszublenden. Doch sie konnte keine Verbindung zwischen ihm und Markus erkennen, geschweige denn einen Grund wieso er sich Prügeln sollte.
Sie sprachen hier schließlich von Markus, die Ruhe in Person. Es hatte Ewigkeiten gedauert bis Kendra ihn überhaupt mal genervt gesehen hatte und dann schlug er plötzlich zu?
"Ich glaube er hat Hausverbot bekommen, aber da müsstest du ihn selbst fragen.", beendete sie ihre Erzählung und Kendra seufzte auf. "Die beiden zu sehen kann ich nicht vermeiden oder?", murrte Kenny dann und richtete sich auf. "Absolut nicht. Mal abgesehen davon, dass die beiden glaube ich schon den ganzen Tag auf dich warten."

KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt