KENNY | die wilden Kerle ✔

K A P I T E L 8

"Immer noch keine Antwort?" - "Nein." Kennys beste Freundin stieß angestrengt Luft aus.  Zwei Wochen waren vergangen seitdem Kendra eine Email an Top & Secret GmbH gesendet hatte und bis jetzt immer noch keinerlei Reaktion erhalten. Sie hatte bereits mehrmals erneut ihre Website aufgerufen, dachte vielleicht hätte sich etwas geändert und sie hätte deshalb keine Antwort bekommen. Doch alles war gleich verblieben, kein neues Design, nichts. Sie wusste sie hatte kein Recht in irgendeiner Art und Weise beleidigt zu sein, von der Verwandtschaft abgesehen war sie ein niemand für die beiden Neuunternehmer und selbst unter anderen Umständen mussten sie ihr nicht antworten. Vielleicht war die Nachricht sofort im Spam Ordner gelandet oder sie hatte absolut nicht den Geschmack der beiden getroffen-
"Wieso bedrückt es dich so, dass sie nicht reagiert haben?" -  "Tut es nicht.", stritt die schwarzhaarige direkt ab. Auch ohne auf ihr Handy zu schauen auf dem Lyia ebenfalls in ihrem Zimmer zu sehen war während sie facetimten wusste sie genau, dass sie misstrauisch  ihre Lippen verzog. "Aber ich dachte meine Vorschläge wären vielleicht besser als dieses Basic Zeug was sie benutzt haben, anscheinend nicht.", grummelte Kenny. "Deine Designs sind nicht nur besser sondern wirklich gut. Du interessierst dich nicht umsonst dafür.", erwiderte die rothaarige sofort. Sie war das beste Beispiel für eine Freundin die alles unterstützte was die andere tat. "Erklär das Mal dieser dummen Firma die mich nichts hat machen lassen.", zischte Kenny dann gereizt, ihre Laune sank immer tiefer. "Vielleicht hab ich in diesem Jahr auch verlernt vernünftiges zu produzieren. Kein Wunder, ich hab in diesen 12 Monaten vielleicht 20 Logos entworfen und nur für Firmen die von hell auf dunkelgraue Schrift gewechselt haben und sonst nichts ändern wollten.", erwiderte sie. Ihre Mutter hing ihr seit Wochen damit in den Ohren das Angebot ihres Onkels in Erwägung zu ziehen. Doch jeder wusste, dass sich Kendra lieber die Kiesgrube hinunter stürzen würde als überhaupt darüber nachzudenken für ihren Onkel zu arbeiten. Die Mutter der Drillinge rieb jedes Mal erneut Salz in die Wunde wenn es um den Traumjob von Kenny ging. Das katastrophale Praktikum hatte ihr bewiesen, dass dieser Beruf einfach nichts vernünftiges war. Wobei sie eher darauf hinaus wollte, dass Kenny nicht für diesen Beruf geschaffen war. Allen voran wenn nicht mal eine der besten Firmen im Umkreis daran interessieret waren ihre Tochter nach einem so lange Praktikum weiter zu beschäftigen.

"Weiß deine Mum, dass-" - "Mum weiß was ich dort gemacht habe. Sie sieht es als Zeichen, dass ich mich beruflich anders orientieren. In einem vernünftigen Beruf hätte ich bei einem Praktikum mehr Möglichkeiten gehabt. Und vielleicht auch mehr bekommen wie ein scheiß Azubi.", sprach sie dann das Offensichtliche aus. Kendra ging es absolut nicht ums Geld, von ihr aus hätte sie auch umsonst gearbeitet, hätte sie dafür vernünftige Erfahrungen sammeln können. Sie wurde dort als Dienstmädchen genutzt, sollte für Kaffee und Verpflegung sorgen. Und wenn es dann mal wirklich Arbeit für sie gab wofür sie eigentlich dort war. Dann waren es die langweiligsten und stumpfen Aufträge die sonst niemand übernehmen wollte.
"Vielleicht haben sie auch schon ein Design und es ist nur noch nicht fertig.", sprach Kenny dann eine weiter Möglichkeit aus während sie ihre Wäsche zusammen faltete. "Kann ich mir nicht vorstellen. Du hast doch selbst gesagt, dass die Firmen ihren Klienten davon abraten etwas zu veröffentlichen bevor das offizielle Design fertig ist.", Lyia schüttelte den Kopf und warf im Gegensatz zu ihrer Freundin die frischen Klamotten planlos in ihren Schrank. "Ja schon aber-" "Nichts aber, die beiden sind ein Start up und keine Großkonzern. Ich denke sie halten andere Sachen einfach für wichtiger. Sonst hätten sie die Plakate nicht aufgehängt sondern gewartet.", unterbrach sie ihre beste Freundin. "Die beiden haben noch keinerlei Erfahrung mit der ganzen Sache. Wahrscheinlich haben sie von nichts einen Plan und dachten  kriegen wir schon hin.", Kenny stoppte als Lyia versuchte ihre Stimme tiefer klingen zu lassen. "Wow auch mal in den Stimmbruch gekommen?", lachte sie dann. "Kenny.", nörgelt zog sie den Namen lang als die angesprochene weiter lachte. "Du weißt was ich meine. Sie melden sich schon noch, also mach dir nicht so viele Gedanken darüber und helf mir einen Bikini auszusuchen." - "Aaliyah du gehst mir ziemlich auf die Nerven." - "Verzeihung Kendra.", beide hielten für einen Moment inne und begannen dann erneut zu lachen. Auch wenn sie sich schon lange kannten war es immer noch komisch die andere mit dem richtigen Namen anzusprechen. "Ernsthaft Liya wieso kannst du mich nicht einfach motzen lassen?" , grummelte Kenny und warf selbst einen Blick in ihre Schublade voller Bikinis. "Weil auch du jemanden braucht der dich mal auf den Boden der Tatsachen setzt.", kurz sah Liya etwas ernster aus als sonst, bis sie eine wegwerfende Bewegung machte. "Egal.", verwarf sie dann das Thema. "Nägel machen steht aber noch, oder?", schmunzelnd bejahte Kenny die Frage ihrer besten Freundin bevor sie auflegte, sich ihre Autoschlüssel schnappte und aus der Haustür verschwand.

Der heutige Tag versprach eine langersehnte Abwechslung zu den letzten zwei Wochen. Lyia wohnte mit ihrer Familie in einem kleinen Ort hinter München. Ein ganz schönes Stück entfernt und durch den Terminplan der beiden war es manchmal wirklich schwierig sich regelmäßig zu sehen. Im Gegensatz zu Kenny die in einer Bar jobbte studierte Lyia Lehramt. Unter der Woche hatte diese alle Hände voll mit verschiedensten Sachen für die Uni zutun. Ihre Wochenende waren frei während Kenny genau an diesen bis spät in die Nacht arbeitete. 
Lyias großer Bruder Justin schmiss endlich wieder eine seiner legendären Poolpartys. Dies bedeutete laute Musik und genug Alkohol. Mehr brauchte man nicht um Kenny zum jetzigen Zeitpunkt glücklich zu machen. Partys im Hause Wagner waren sowieso beliebter den je, mit einem große Haus und riesigen Garten gepaart mit Eltern die alles ziemlich entspannt sahen solange nichts zu Bruch ging.
Aber die Poolpartys? Next level.