K A P I T E L 80

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Joseph, Ben, Lennart, Marlon und Markus. Fünf Kerle passend für die fünf Tage der Woche. Zumindest schien es für Kenny die beste und einfachste Idee zu sein. Somit konnte Nerv jeden Tag bei einem der Jungs verbringen und wurde nicht durch die Gegend gejagt werden. Er bekam weitere kleine Aufgaben damit er sich schneller mit allem in der Werkstatt vertraut machen konnte. Dieser Tag war zu Kennys Glück recht ruhig verblieben, die meisten Kunden erschienen pünktlich zu ihren Terminen und das Telefon war für sonstige Verhältnisse ebenfalls wenig in Nutzung. Sie hatte somit Zeit sich mit etwas Papierkram zu beschäftigen und weitere Termine zu organisieren und Bestellungen zu tätigen.

Ein Name fiel ihr ins Auge und ihr eigentlich gute Laune dämpfte sich schlagartig, Anderson. Er war womöglich Schwede oder Norweger, egal was er war, er hatte Geld. Er besaß mindestens drei Autos mit denen er immer wieder in der Werkstatt auftauchte sobald sie auch nur ein komisches Geräusch machten. Wieso man mit so viel Geld unbedingt in Grünwald wohnte konnte sich Kenny nicht erklären. Gleichzeitig wollte sie sich auch nicht mehr mit ihm beschäftigen als nötig. Um fair zu sein hatte sich sein Verhalten etwas verbessert. Zu Beginn war er einfach aufgetaucht wann er wollte und war der Meinung man müsste sich in der Sekunde um ihn kümmern, als er den Fuß in die Werkstatt setzte. Mittlerweile konnte er sich dazu herablassen Termine zu vereinbaren, wirklich an die Uhrzeiten hielt er sich trotzdem nicht. Kam entweder viel zu früh und tat so als würde ihn eine Wartezeit von 20 Minuten umbringen oder kam zu spät und brachte so die restlichen Termine anderer Kunden durcheinander und stresste die Jungs.

Und wenn man vom Teufel sprach, trat er durch die Tür und lief gerade Wegs auf Kenny zu. "Ich muss schon sagen bei so einer Schönheit an der Anmeldung hab ich nichts dagegen öfters herzukommen.", er grinste, zeigte seine unnatürlich weißen Zähne. Kenny lächelte zurück, hoffte zumindest, dass es ansatzweise so aussah als würde sie sich geschmeichelt fühlen. Jedes Mal lief es ähnlich ab und nie bemerkte er wie unangenehm sich Kenny durch sein Verhalten fühlte. Er lehnte sich unnötig weit auf den Tresen und Kendra unterdrückte ans andere Ende ihres Schreibtisches zu rutschen.  Mit gleichbleibenden Gesichtsausdruck rief sie nach Nerv, damit er ihn von ihr weg und zu Marlon bringen konnte. Dieser war der glückliche welcher sich heute mit ihm rumschlagen musste. Zugeben war niemand begeistert an den Autos von Anderson zu arbeiten. So freudig sie anfangs alle von den teuren Wägen sprachen, verflüchtigtes sich diese Freude sobald sie mit dem Herrn selbst interagieren mussten. Er stand immer mit verschränkten Armen vor dem Auto und versuchte zu sehen was an diesem gemacht wurde. Warf immer wieder hilfreiche Tipps und Kommentare ein und schien so alles besser wissen zu wollen als derjenige welcher an seinem Wagen arbeitete. Er zeigte kein Interesse wie andere Kunden vorne zu warten. Oft genug hatten die anderen gegrummelt er solle sich doch selbst um seine Probleme kümmern wenn er alles besser wüsste. Würde er nicht jedes Mal eine Stange Geld mit ordentlich Trinkgeld da lassen, wäre er wahrscheinlich lägst kein Kunde mehr. 

"Er bringt Sie gleich zu Marlon, er ist schon an ihrem Auto dran.", lächelte sie dann und hoffte der Jüngste würde so schnell er konnte nach vorn kommen.  "Muss schon schönes arbeiten sein, nicht wahr?" Wieso konnte er nicht einfach den Mund halten schoss es Kenny durch den Kopf und fragend hob sie ihren Kopf von den Unterlagen. "Ich meine-", er lachte auf und lehnte sich noch weiter auf den Tresen, grinste sie an als würde er das witzigste seit langem aussprechen. "Schön aussehen, die Kunde bezirzen und alle anderen die wirklich Arbeit machen lassen.", er grinste regelrecht stolz, als hätte er die schwarzhaarige gerade nicht auf die widerlichste Weise beleidigt. Sie wusste nicht ob ihr Gesicht widerspiegelte wie sich ihr Magen umdrehte oder ob er ihre Reaktion ignorierte. Er schien keinerlei Scham zu besitzen so etwas zu sagen, als hätte er mit ihr über das Wetter geredet. Erst als sein Blick jemanden hinter ihr fixierte entspannte sie sich minimal. "Ah Jungchen, dann bring mich mal zu meinem Auto." Er würdigte Kenny keines Blickes mehr und verschwand ohne ein weiteres Kommentar mit dem Jüngsten. Er schien selbst Nerv mit mehr Respekt zu behandeln als Kendra, sexistisches Arschloch.

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"Schätzchen würdest du mir einen Kaffee holen?"
Eigentlich wollte Kenny Marlon nur noch einmal fragen was genau er am Wagen machte, damit sie die Rechnung fertig machen konnte. Er hatte bereits grob erwähnt wo er den Fehler vermutete, aber die schwarzhaarige konnte sich die Fachbegriffe nicht merken. Sie sah nicht wie Marlon welcher unter dem Wagen arbeitete stoppte und auch Lennart und Joseph welche einige Meter weiter zugangen waren irritiert zu Herr Anderson sahen. "Schwarz ohne Milch und Zucker, danke Püppchen.", redete er weiter und zwinkerte ihr sogar noch zu. Kennys Finger welche sich bereits fest um das Klemmbrett mit den Unterlagen geschlossen hatte wurde fast weiß von dem Druck welchen sie ausübte.
Düsentrieb oder wie auch immer sie in Wahrheit hieß hätte er bestimmt nicht gefragt. Sie hätte wahrscheinlich nicht noch einmal nachfragen müssen wie genau alles hieß. Hätte vielleicht sogar selbst an dem Wagen geschraubt. Ohne etwas zu erwidern verschwand sie und ließ den älteren Mann in dem Glauben sie würde seiner Aufforderung nachgehen. Am meisten verwirrte die anderen, dass Kenny überhaupt nicht reagierte. Kein bissiges Kommentar oder vielleicht sogar ein Spruch um ihn in die Schranken zu weißen. Stattdessen verzog sie sich wieder an ihren Schreibtisch, darauf fixiert alle heutigen Aufgaben zu erledigen und so schnell sie konnte Feierabend machen zu können. 

"Ein hübsches Ding, muss ich schon sagen.", grinste der Blonde Mann. "Wie bitte?", Marlon kam unter dem Wagen hervor und wischte seine Hände an einem alten Handtuch ab. "Na eure Augenweide da vorn.", erklärte Herr Anderson weiter und Marlon dachte wirklich sich verhört zu haben. Aber sein Gesprächspartner schien nicht zu scherzen. Ein kurzer Blick zur Seite, zeigte ihm die Gesichter der anderen die ähnlich perplex zu den beiden sahen.
"Mhm die Augenweide ist zufällig auch die Freundin vom Chef und ich würde nicht so-", begann Marlon wurde jedoch unterbrochen. "Ah so kommt man heutzutage zu den Jobs.", erwiderte er belustigt. Der Blonde wollte gerade Luft holen als die Tür des Büros zuschlug und Markus aus diesem trat. 

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"Marlon?" Auch wenn Kenny nur den Blonden angesprochen hatte, sahen trotzdem allesamt auf als ihre Stimme ertönte. Ben war bereits gegangen und auch wenn Nerv ebenfalls schon hätte gehen können, stand er bei Markus, Marlon und Lennart. "Gehst du?", fragte Nerv dann das Offensichtliche. Die schwarzhaarige trug bereits ihre Jacke und hatte ihre Tasche geschultert. "Ich hab Feierabend, alles ist erledigt.", antwortete Kenny schlicht, deutete dann nach draußen. "Lyiah wartet schon." , fügte sie hinzu. Sie lief auf Markus zu und drückte ihre Lippen gegen seine Wange. "Würdest du mir die Details für die Rechnung von Anderson auf den Schreibtisch legen? Dann mach ich sie morgen fertig.", fragte sie Marlon dann das weswegen sie ihn überhaupt angesprochen hatte. Es dauerte einige Sekunden bevor er ihr antwortet und dann bestätigend nickte. "Klar kann ich machen." Bevor Markus seine Hände um Kennys Taille legen konnte und sich richtig von ihr verabschieden konnte, drückte sie genauso schnell wie zuvor ihre Lippen gegen seine und verschwand aus der Werkstatt.

"Du bist ja mal so gar nicht geflüchtet.", kommentierte Liyah wie schnell Kenny in ihrem Wagen platz nahm, nachdem sie ihr geschrieben hatte, dass sie auf dem Parkplatz wartete. "Fang gar nicht erst an.", murrte Kendra und schnallte sich an.









KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt